
16/08/2025
In einem Luxusrestaurant in Hollywood saß John Wayne ruhig an seinem Tisch und genoss sein Essen, als er einige Meter entfernt einen Tumult bemerkte.
Ein wohlhabender Gast, elegant im Anzug gekleidet, beschimpfte lautstark einen jungen Kellner. Der Junge hatte einen kleinen Fehler gemacht, doch die Reaktion des Mannes war völlig übertrieben, seine Stimme hallte durch den Raum. Die anderen Gäste warfen peinlich berührte Blicke, aber niemand wagte einzugreifen.
Wayne, bekannt für seine Abneigung gegenüber Tyrannen, beobachtete die Szene einen Moment lang, bevor er sich erhob. Schon seine bloße Präsenz zog die Aufmerksamkeit auf sich. Mit einer Größe von 1,93 Metern und der imposanten Haltung, die ihn in Filmen wie Ringo (Stagecoach) und Der schwarze Falke (The Searchers) zur Ikone gemacht hatte, trat er an den Tisch des Mannes. Er legte fest seine Hand auf den Stuhl des Gastes und beugte sich leicht zu ihm hinüber. Mit tiefer, fester Stimme durchbrach er die Stille:
„In meinen Filmen halten sich Tyrannen nicht lange.“
Waynes Blick war durchdringend. Die zur Schau gestellte Selbstsicherheit des reichen Gastes verflog augenblicklich. Der Mann murmelte etwas, senkte den Blick und wandte sich wieder seinem Teller zu, bemüht, die Fassung zurückzugewinnen. Der junge Kellner, sichtlich aufgewühlt, verharrte einen Moment, bevor er Wayne dankbar zunickte. Ohne ein weiteres Wort ging der Schauspieler zu seinem Platz zurück. Die Botschaft war klar: Die Angelegenheit war beendet.
John Wayne galt oft als Verkörperung von Hollywood-Männlichkeit, doch wer ihn wirklich kannte, wusste, dass er einem festen Ehrenkodex folgte. Er konnte direkt sein, manchmal rau, doch er verabscheute es, wenn jemand seine Macht nutzte, um Schwächere zu erniedrigen. Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie und geprägt von den Entbehrungen der Großen Depression, wusste er genau, wie wertvoll Arbeit und Respekt für hart arbeitende Menschen waren.
Die Szene im Restaurant war kein Einzelfall. Am Set von Alamo achtete Wayne persönlich darauf, dass die Crew fair behandelt wurde, und griff ein, wenn er den Verdacht hatte, dass jemand unterbezahlt war. Auch während der Dreharbeiten zu Der Marshal (True Grit), als ein Produzent einen Techniker heftig anfuhr, trat Wayne dazwischen und erinnerte alle daran, dass jede einzelne Person am Set entscheidend für den Erfolg des Films sei.
Seine imposante Erscheinung auf der Leinwand spiegelte sich oft auch im wahren Leben wider. Kollegen, die mit ihm gearbeitet hatten, berichteten von seiner Integrität und seiner festen Überzeugung, dass Gerechtigkeit und Respekt jedem zustehen – unabhängig von Rolle oder Status.
Am Ende des Abends im Restaurant, als der junge Kellner langsam zu seiner Arbeit zurückkehrte, ließ Wayne unauffällig ein großzügiges Trinkgeld auf dem Tisch zurück und verließ den Raum, ohne Anerkennung zu erwarten. Applaus brauchte er nicht – für ihn zählten Taten mehr als Worte.
John Wayne glaubte, dass Respekt kein Privileg für die Mächtigen ist, sondern ein Recht für alle.