08/08/2025
Ohne die Arbeiten vieler kluger Menschen wären wir heute nicht da, wo wir sind. Nach und nach möchten wir euch wichtige Pioniere der evidenzbasierten Medizin vorstellen:
👉Heute: George Löhner
❓Bewirkt Homöopathie überhaupt etwas? Schon 1835 eine große Streitfrage. George Löhner – eigentlich Zeitungsredakteur - stellte damals mit einigen anderen –– „wahrheitsliebenden Männern“ (Selbstbeschreibung), darunter Apothekergehilfen und ein Jurist, etwas auf die Beine, was heute als der erste doppelt verblindete Test der Medizingeschichte gilt: den Nürnberger Kochsalzversuch. Ihr Ziel: herausfinden, ob potenzierte, also extrem verdünnte Kochsalzlösung irgendwas bewirkt. Sie wurde nicht als Therapie gegen bestimmte Beschwerden getestet – aber der in der Region sehr bekannte Homöopath Johann Jakob Reuter hatte versprochen: Die Versuchsteilnehmer würden in den Tagen nach der Gabe „etwas Ungewöhnliches“ fühlen.
1️⃣2️⃣3️⃣4️⃣ Löhner nummerierte 100 Gläschen fortlaufend durch. In die eine Hälfte kam die Kochsalzlösung – und in die andere destilliertes Schneewasser als Placebo. Löhner notierte, welches Glas was enthielt – aber die Menschen, die die Gläser danach verteilten, wussten das nicht. Und die Versuchsteilnehmer (alle männlich) erst recht nicht.
Nur: Drei Wochen später hatten die meisten Teilnehmer keinerlei Veränderung an sich bemerkt. „Ungewöhnliches“ hatten nur drei Menschen aus der Kontrollgruppe zu berichten – und nur fünf* aus der Kochsalz-Gruppe: nämlich schmerzende Hühneraugen, Müdigkeit, Kopfweh, Schnupfen und Husten zum Beispiel.(Eigentlich waren es sechs – aber einer von ihnen hatte erfahren, dass er Kochsalz-Wasser eingenommen hatte. Da war also die Verblindung weg…).
💡Für Löhner und sein Team war damals klar: Potenzierte Kochsalzlösung und Wasser haben die gleiche medizinische Wirkungskraft – nämlich keine. Und sie forderten Homöopathie-Verfechter*innen ausdrücklich auf, es ihnen nachzumachen und die Wirksamkeit ihrer potenzierten Substanzen in weiteren Doppel-Blindstudien zu testen. Damals ein ziemlich visionärer Gedanke – und heute längst gängig, um eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zu erforschen.