30/04/2022
Stoffwindeln in der Neonatologie – ein persönlicher Erfahrungsbericht
von Christin Kotz-Hertel - FamilienBande Oberberg.
Als ich mein drittes Kind Anfang der 33. Schwangerschaftswoche zur Welt brachte, hatte ich die Ausbildung zur Stoffwindelberaterin gerade begonnen. Schon mein zweites Kind war mit Stoffwindeln groß geworden, jedoch hatte ich nur die wenigen Kenntnisse, die ich mir mit der Zeit selbst angeeignet hatte.
So wurde ich nun mit einem so winzigen Bündel gesegnet, dass ich nicht einmal ansatzweise daran dachte, bereits im Krankenhaus mit Stoff zu wickeln. Es war ohnehin alles schon so kräftezehrend, das Baby noch nicht so recht außer Gefahr und dann die ganzen Kabel!
Es dauerte jedoch nicht lange, da wurde mein Baby wund, da es die Windeln nicht vertrug. Dies ist, wie ich erfuhr, nicht unnormal, wurde aber als gegeben hingenommen und mit einem Schulterzucken quittiert.
Es war nichts zu machen. Nicht mit zusätzlichem Waschlappen in der Windel, nicht mit Heilwolle. Cremes wollte ich bei der so dünnen und aufnahmefähigen Haut vermeiden.
Also versuchte ich mein Glück mit einem Mietpaket für Frühchen.
Ich hatte anfangs etwas Bedenken, wie das im Krankenhaus aufgenommen werden würde, jedoch sagte kaum jemand etwas und alle konnten sehen, dass es meinem Baby damit von Tag zu Tag besser ging.
Mit der Zeit bekam ich sogar interessierte Fragen gestellt, so zum Beispiel zu der Lagerung der benutzten Windeln, da ich weit weg von zu Hause war und diese so nur einmal wöchentlich zum Waschen abgeholt wurden.
Doch nicht nur gesundheitlich verschafften uns die Stoffwindeln einen enormen Vorteil. Es gab uns eine große Chance auf Heilung. Es machte ein Stück von dem wieder gut, was uns verloren gegangen war. Ich konnte so vieles nicht ändern, nur danebenstehen, bangen und hoffen.
Der Stillstart war zwar dank der sehr guten Unterstützung recht schnell möglich, jedoch trotzdem alles andere als einfach. Hier hatte ich nun eine Möglichkeit Einfluss zu nehmen. Der weiche Stoff und das Wickeln, welches doch etwas intensiver ist als mit Wegwerfwindeln, taten unserer Bindung gut und brachten etwas in unseren Alltag, was man schon fast Normalität nennen konnte.
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