02/09/2025
Praxisbeispiel Sitzung.
Erklärung aus osteopathischer Sicht mit Hintergrundwissen
„Ihr Kind hat eine sehr bewegte Geburt erlebt: durch die Nabelschnurumschlingung und die Einleitung war von Anfang an ein hoher Stress für Körper und Nervensystem vorhanden. Eine PDA verändert zusätzlich die natürliche Dynamik der Geburt. Dass das Bonding direkt nach der Geburt nicht stattfinden konnte, hat dem Baby einen wichtigen Moment der Sicherheit und Beruhigung genommen.
Jetzt sehen wir die Folgen: das Nervensystem Ihres Babys ist noch in Alarmbereitschaft. Man spricht hier vom sympathischen Stressmodus – also einem Zustand, in dem der Körper denkt, er müsse immer noch kämpfen oder sich wehren. Das zeigt sich in den Symptomen: unruhiges Trinken, viel Schreien, kaum Schlaf, nicht abgelegt werden wollen.
In der Osteopathie gehen wir davon aus, dass Geburtsspannungen im Gewebe gespeichert werden. Muskeln, Faszien, Schädelknochen und die feinen Verbindungen dazwischen können blockiert sein. Besonders betroffen sind oft:
Der Schädel- und Halsbereich, wenn die Nabelschnur um den Hals lag → das kann das Saugen und Schlucken erschweren.
Das Zwerchfell und der Bauchraum, weil Stress und Druck die Atmung und Verdauung beeinflussen → dadurch entstehen Bauchbeschwerden und innere Unruhe.
Das Nervensystem insgesamt, das noch nicht in den „Ruhemodus“ (parasympathisch) findet.
Was ich in der Behandlung mache, ist mit sehr sanften Berührungen in Kontakt mit diesen Spannungszonen zu gehen. Ich lege meine Hände zum Beispiel an den Kopf, den Rücken oder das Becken und spüre, wie sich das Gewebe anfühlt: Ist es weich oder angespannt? Kommt Bewegung von alleine zustande, oder hält der Körper fest?
Ich gebe keine Kraft von außen hinein – sondern halte, begleite und warte, bis der Körper Ihres Babys selbst loslässt. Manchmal atmet das Baby dann tiefer, manchmal entspannt es die Händchen, manchmal schläft es sogar ein. Das sind Zeichen dafür, dass das Nervensystem in den Ruhemodus wechselt und die Selbstregulation beginnt.
Langfristig bedeutet das: Ihr Kind kann ruhiger trinken, leichter schlafen, mehr Entspannung finden – und Sie als Eltern merken, dass das Schreien abnimmt und die Bindung leichter wird. Die Behandlung hilft also nicht nur dem Körper, sondern auch der ganzen Familie, weil wieder mehr Ruhe und Sicherheit entstehen.“