04/10/2025
9 Jahre..
Vor neun Jahren kam Marah zu uns auf den Hof. Eine damals 6 Jährige Vollblutaraberstute russich ägyptisch gezogen.
Marah war so ausbalanciert wie eine Kugel auf einer Kegelspitze. Immer bereit, physisch und psychisch abzustürzen. Bei Marah bestätigt sich die Aussage, dass Genie und Wahnsinn sehr dicht beisammen liegen. Damals mehr Wahnsinn als Genie. Marah hatte Probleme mit allen, besonders mit Berührungen, Geräuschen, Gleichgewicht, Wind, Veränderungen und dem Alleinsein - habe ich was vergessen? Meine ersten Versuche, mich alleine vom Hof zu entfernen, scheiterten nach 20 Metern.
Jetzt, 9 Jahre später, spreche ich von meinem Sommer- und meinem Winter- Pferd.
Während andere Pferde mit der Saison die Fellfarbe wechseln, wechselt sie den Charakter.
Mein Sommer Pferd ist ausgeglichen, steht ungebunden am Putzplatz und trägt souverän und geduldig auch unsichere Reiter über den Reitplatz. Erst kürzlich hatte ich Herzchen auf den Augen und habe mein Pferd völlig verliebt angeschaut, als sie brav einer Reiterin, die lieber “ruhige Pferde” bevorzugt, die Angst vor dem Galopp nahm.
Während der Ausritte übernimmt sie immer mehr die Tete. Eine Position, die sie noch bis letztes Jahr so gut wie nie und wenn dann nur mit größter Überzeugungsarbeit eingenommen hat. Noch bis vor kurzem gab es die größten Lacher bei der Straßenüberquerung, da Marah das nicht unbedingt immer Verkehrsrecht und Sicherheitskonform durchgeführt hat. Peinlich, peinlich.
Und letzte Woche konnte ich mit ihr alleine ausreiten. Meine Mitreiter hatten alle an diesem Tag was anderes vor und ich dachte völlig ergebnisoffen, mal schauen wie weit wir kommen. Auch wenn das nur eine Dreiviertelstunden Tour durch den Wald gewesen ist und ich ihr beim Sumpf und bei der Engstelle zu Fuß geholfen habe, hat sie dennoch tapfer und heldenhaft die Tour gemeistert. Eine Leistung, die bis dato noch nicht möglich war.
Nun ist Marah zarte 16 Jahre alt.
Wahrscheinlich sind meine mühevollen Stunden der Arbeit auf dem Boden und vom Sattel aus und ihr Alter dafür verantwortlich, dass sie ruhiger und vernünftiger wird.
Der Herbst mit seinen Stürmen und der Winter kommt und Marah wird wohl wieder den einen oder anderen Nervenzusammenbruch bekommen. Dafür genieße ich die Zeit bis dahin noch umso mehr.