24/10/2025
Ein wichtiger Kitzel-Test am Sarg
Anne ist acht Jahre alt, als ihr Vater nach der morgendlichen Joggingrunde nicht mehr nach Hause kommt. Unterwegs ist er mit einem Herzinfarkt zusammengebrochen und noch auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben.
Anne besucht den Vater am Sarg gemeinsam mit ihrer Mutter, dem zehnjährigen Bruder Marc und der Oma – der Mutter ihres Vaters. Die Kinder haben Bilder mitgebracht, ein Kuscheltier und auch eine Süßigkeit, die der Vater immer so liebte: Lakritzschnecken.
In der Familientrauerbegleitung bei Lavia erzählt Anne, dass der Papa da im Sarg lag, ganz still, die Augen zu, aber gar nicht tot aussah. Nein, er sah aus, als würde er schlafen. "Aber", sagt Anne, "in einem Sarg, da würde der Papa ja nicht schlafen, also wirklich nicht! Und da dachte ich: der Papa hat ja mit uns immer ganz viel Quatsch gemacht. Manchmal hat er sich auf das Sofa oder den Boden fallen lassen und so getan, als sei er tot. Und dann haben wir ihn immer gekitzelt ...", und jetzt gluckst sie vor Lachen "...uhund weiheil der Papa so kitzelig war, musste er immer sofort lachen und wir haben ihn erwischt, das er geschummelt hat.
Und dann am Sarg, da habe ich gedacht: "Vielleicht macht Papa ja auch einfach nur Quatsch und da habe ich Mama gefragt, ob ich ihn mal an den Füßen kitzeln soll. Und als ich das gemacht habe und Papa nicht gelacht hat, da habe ich gewusst: Mein Papa ist richtig tot." Jetzt lacht sie nicht mehr, sie weint auch nicht. Sie schaut mich ernst an um mir zu zeigen, dass sie wirklich weiß, dass Papa tot ist.
Dass sie sich selbst – mit Augen, Ohren und Händen, sogar mit Kitzeln – davon absolut überzeugt hat.
Anne hat Glück mit ihrer Mama, die die Kinder selbstverständlich mit zum Papa genommen hatte. So konnten sie das in Worten Unglaubliche mit eigenen Augen sehen und mit den Händen begreifen, was der Verstand noch nicht verstehen konnte.
Ja – und sie haben den Papa besucht – ein letztes Mal.
LAVIA Familientrauerbegleitung gGmbH
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