31/10/2016
Wie wichtig ist Sprache? Und kann Sprache Stress auslösen?
Die Antworten vorab: Sehr wichtig und Ja.
Haben Sie schon einmal bemerkt, wie problemorientiert wir die deutsche Sprache einsetzen? Und: Mit dieser problemorientierten Sprache werden wir von Kindesbeinen an konfrontiert:
Lass das Glas nicht fallen!
Mach den Flur mit Deinen dreckigen Schuhen nicht schmutzig!
Und auch im Erwachsenenleben hören wir noch problemorientierte Sätze wie:
Fahr nicht so schnell!
Tu nicht so viel Öl in die Pfanne!
Dabei ginge es auch lösungsorientiert. Kennen Sie die lösungsorientierten Varianten der vier über diesem Absatz stehenden Sätze?
Übrigens kann ein Kind noch nicht den Rückschluss aus problemorientiert formulierten Sätzen ziehen – mit anderen Worten, es weiß nicht, was es tun soll, wenn wir sagen, mach den Flur mit deinen dreckigen Schuhen nicht schmutzig. Damit das Kind das weiß, sagen Sie besser: Zieh bitte die Schuhe aus!
Jetzt kennen Sie zumindest die lösungsorientierte Variante zu einem der vier Sätze. ;o)
Vergegenwärtigen wir uns nun außerdem, dass das Wort „nicht“ nicht vom Unterbewusstsein verarbeitet werden kann, ist es doch kein Wunder, wenn ein Kind das Glas fallen lässt, oder? Sie möchten ein Beispiel? Ich gebe Ihnen zwei: Denken Sie nicht an den Eiffelturm! Vor Ihrem inneren Auge sehen Sie ihn gerade, stimmt’s.
Denken Sie nicht an den blauen Elefanten aus der Sendung mit der Maus!
Es funktioniert nicht. Wir sehen automatisch den Elefanten und wahrscheinlich auch die Maus.
Unsere Sprache bewirkt aber nicht nur etwas bei unseren Mitmenschen, sondern auch bei uns selbst. Neigen Sie, wenn Sie über eine Aufgabe, eine Unpässlichkeit oder Ähnliches reden, vielleicht dazu zu katastrophieren? Oder zu dramatisieren? Damit machen wir ganz eigenständig und nur für uns persönlich aus kleinen Dingen und Problemchen unüberwindbare Hürden. Nutzen Sie gerne Generalsierungen und Pauschalisierungen wie
immer (immer läuft alles schief)
nie (nie verstehen mich die anderen)
alle (alle wollen etwas von mir)
man (man kann es dem Chef nie recht machen)
Damit stressen wir uns, machen uns klein und engen unseren Blickwinkel ein. Denn wenn wir mal genauer hinschauen, sind solche Generalisierungen und Pauschalisierungen falsch. Es läuft nicht immer alles schief. Und sicherlich gibt es auch jemanden, der Sie versteht – vielleicht nicht immer (das wäre auch ein Wunder), aber zumindest manchmal oder meistens. Mit solchen Aussagen beeinflussen wir aber unser Gehirn negativ und lösen Stress aus, manchmal Schlimmeres. Deshalb sollten wir unseren Sprachgebrauch überprüfen und ändern.
Wer viel zu tun hat, sagt gerne: "Ich bin im Stress!". Das Problem dabei ist: Mit diesem Satz geben wir einen Auftrag an unser Gehirn, Stresshormone zu produzieren.
Sagen Sie lieber: "Ich bin beschäftigt" – das ist neutral und lässt den Adrenalinspiegel nicht steigen. Mit dem Wort "muss" ist es genauso: "Ich muss nach der Arbeit noch einkaufen, kochen und das Bad putzen" – solche Sätze erzeugen inneren Druck. Sagen Sie lieber "ich möchte", oder "ich werde". Niemand zwingt Sie, das tatsächlich zu tun. Ist nichts zu essen im Haus, gehen Sie essen oder bestellen Sie etwas. Und ob das Bad nun einen Tag mehr oder weniger lang nicht geputzt ist, ist egal.
Sagen Sie gerne: „Das ist schwer.“? Ersetzen Sie den Satz durch „Das ist nicht leicht.“
Das Wort „schwer“ klingt schon nach Unmöglichkeit. Leicht klingt beschwingt, einfach. Wenn wir uns jetzt noch daran erinnern, dass unser Unterbewusstsein das Wort „nicht“ nicht verarbeiten kann – wunderbar. Wenn unser Unterbewusstsein mitbekommt, es ist leicht, weil es das Wort „nicht“ nicht verarbeitet – sind wir doch schon auf einem guten Weg.
Achten Sie mal auf Ihren Sprachgebrauch. Sie werden feststellen, wie häufig Sie problemorientiert sprechen und wie viele Stress erzeugende – und damit ungesunde – Redewendungen Sie ganz unbewusst dahersagen.
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