21/06/2025
Super erklärt. 😀
Natürlich vs. Künstlich: Progesteron, Gestagene, Östradiol & Ethinylestradiol – verständlich erklärt
Viele Menschen sprechen einfach von “Hormonen”, wenn sie über die Pille, Hormonersatz oder Zyklusstörungen sprechen. Aber: Hormon ist nicht gleich Hormon. Vor allem gibt es große Unterschiede zwischen natürlichen und künstlichen Varianten – und diese wirken sehr unterschiedlich auf den Körper.
Hier findest du eine ausführliche, aber laienverständliche Übersicht zu:
• Progesteron vs. Gestagene
• Östradiol vs. Ethinylestradiol
• Auswirkungen auf Psyche, Schilddrüse, Nebennieren, Nährstoffe
• Rezeptorwirkung, Hormonblockade und Halbwertszeit
Progesteron vs. Gestagen – was ist das überhaupt?
Progesteron wird nach dem Eisprung in den Eierstöcken gebildet. Es hat viele Aufgaben:
• Bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf eine Schwangerschaft vor
• Beruhigt das Nervensystem, wirkt schlaffördernd, stimmungsstabilisierend
• Hilft gegen PMS und Reizbarkeit
• Stärkt die Schilddrüse, stabilisiert den Blutzucker
• Senkt Entzündungen, schützt Gehirn und Nerven
Wenn der Körper zu wenig Progesteron bildet (z. B. bei Gelbkörperschwäche oder in den Wechseljahren), können Schlafprobleme, Ängste, Zyklusunregelmäßigkeiten oder Stimmungsschwankungen auftreten.
Gestagene – künstliche Verwandte
Gestagene sind synthetische Stoffe, die dem Progesteron ähnlich, aber nicht identisch sind. Sie werden z. B. in Pillen, Hormonspiralen, Spritzen und Hormontherapien verwendet.
Unterschiede in der Wirkung:
• Sie unterdrücken den Eisprung → Verhütung
• Viele Gestagene wirken nicht beruhigend – teils sogar reizverstärkend oder depressiv machend
• Sie unterbrechen die körpereigene Hormonproduktion
• Sie wirken auch auf andere Rezeptoren im Körper:
• Androgenrezeptoren → Akne, Haarausfall
• Glucocorticoid-Rezeptoren → Wassereinlagerung, Gewichtszunahme
• Mineralokortikoid-Rezeptoren → Blutdruckveränderung
Wichtig: Nicht alle Gestagene sind gleich. Manche wirken eher androgener (wie Testosteron), andere eher antiandrogen oder östrogenartig. Daher kommen Nebenwirkungen oft ganz individuell.
Östradiol vs. Ethinylestradiol – was ist der Unterschied?
Östradiol – das natürliche Östrogen
Östradiol ist das wichtigste natürliche Östrogen im weiblichen Zyklus:
• Baut die Gebärmutterschleimhaut auf
• Macht Haut, Schleimhäute und Haare elastisch
• Unterstützt Libido, Stimmung, Knochen und Herz
• Steuert die Zusammenarbeit mit Progesteron im Zyklus
Ethinylestradiol – das künstliche Östrogen
Ethinylestradiol ist ein verändertes Östrogen, das vor allem in der klassischen Antibabypille enthalten ist.
Es wirkt:
• Stärker und länger als Östradiol
• Unterdrückt den natürlichen Zyklus vollständig
• Verändert die Leberfunktion → erhöht Thromboserisiko, beeinflusst Schilddrüse und Fettstoffwechsel
Hormonblockade durch künstliche Hormone
• Gestagene und Ethinylestradiol signalisieren dem Gehirn: „Es sind genug Hormone da – die Produktion kann eingestellt werden.“
• Die Folge:
• Kein Eisprung
• Kein Zyklus
• Keine eigene Östradiol- oder Progesteronbildung
→ Nach Absetzen dauert es oft, bis der eigene Hormonhaushalt wieder anspringt.
Schilddrüse
• Progesteron und Östradiol wirken unterstützend auf die Schilddrüse (z. B. durch Erhöhung der Rezeptorempfindlichkeit).
• Gestagene und Ethinylestradiol können:
• die Umwandlung von T4 in aktives T3 stören
• TBG (Transportprotein) in der Leber erhöhen → weniger freies Hormon verfügbar
• indirekt Hypothyreose-Symptome auslösen: Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kältegefühl
Nebennieren & Stress
• Progesteron ist eine Vorstufe von Cortisol (Stresshormon). Bei hohem Stress kann Progesteron „abgezweigt“ werden → Symptome wie Reizbarkeit, PMS, Zyklusstörungen.
• Künstliche Hormone (Pille etc.) können die Nebenniere und Hypothalamus-Hypophysen-Achse dämpfen, sodass der Körper nicht mehr gut auf Stress reagieren kann.
Nährstoffe – was wird verbraucht?
Gestagene und Ethinylestradiol erhöhen den Bedarf bzw. stören die Aufnahme von:
• Vitamin B6, B12, B2, Folsäure
• Magnesium, Zink, Selen
• Vitamin C, E
• Das kann langfristig zu Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Immunschwäche oder Schilddrüsenproblemen führen.
Natürliches Progesteron und Östradiol verursachen diese Verluste nicht – im Gegenteil, sie helfen oft, Nährstoffe besser zu nutzen.
Progesteron vs. Gestagene (künstliches Progesteron)
Natürliches Progesteron:
→ wird nach dem Eisprung gebildet
→ wirkt beruhigend, schlaffördernd, angstlösend
→ unterstützt Schilddrüse & Nebennieren
→ schützt vor PMS, Endometriose, Zysten
→ wirkt gezielt auf Progesteron-Rezeptoren
→ kurze Halbwertszeit (5–20 Minuten oral)
→ hemmt die körpereigene Hormonproduktion nicht
Gestagene (synthetisch):
→ in Pille, Hormonspirale, 3-Monats-Spritze usw.
→ unterdrücken Eisprung und eigene Hormonproduktion
→ wirken nicht nur auf Progesteron-Rezeptoren, sondern auch auf:
→ Androgen-Rezeptoren (→ Akne, Haarausfall)
→ Glucocorticoid-Rezeptoren (→ Wassereinlagerung, Gewicht)
→ können Stimmung verschlechtern, Unruhe auslösen
→ längere Halbwertszeit (8–40 Stunden je nach Typ)
→ individuelle Wirkung je nach Gestagen-Typ sehr unterschiedlich
Östradiol vs. Ethinylestradiol (künstliches Östrogen)
Natürliches Östradiol:
→ wichtig für Haut, Libido, Schleimhäute, Stimmung
→ stärkt Knochen, Herz-Kreislauf, Gehirn
→ wirkt gezielt auf Östrogen-Rezeptoren
→ kurze Halbwertszeit (1–2 Stunden)
→ hemmt die eigene Hormonproduktion nicht
→ im natürlichen Zyklus fein abgestimmt
Ethinylestradiol (künstlich, z. B. in der Pille):
→ verändert die Struktur, damit es langsamer abgebaut wird
→ wirkt stark und lange (Halbwertszeit 12–36 Stunden, teils länger durch Rückführung über die Leber)
→ unterdrückt die körpereigene Östrogenbildung komplett
→ erhöht das Thromboserisiko
→ kann Stimmung, Leber und Schilddrüsenfunktion beeinflussen
Rezeptorbindung & Wirkung auf die eigene Hormonbildung
→ Progesteron & Östradiol:
→ binden exakt an die natürlichen Rezeptoren
→ wirken körperidentisch
→ unterdrücken die körpereigene Produktion nicht
→ Gestagene & Ethinylestradiol:
→ binden an die gleichen Rezeptoren, aber mit veränderter Wirkung
→ unterdrücken die körpereigene Produktion (Hypothalamus-Hypophyse-Eierstock-Achse wird „abgeschaltet“)
→ wirken oft auch auf andere Hormonrezeptoren → mehr Nebenwirkungen
Einfluss auf andere Körpersysteme
Schilddrüse:
→ Progesteron & Östradiol: unterstützend
→ Gestagene & Ethinylestradiol: können Umwandlung von Schilddrüsenhormonen stören, freie Hormonverfügbarkeit senken
Nebennieren / Stressachse:
→ Progesteron ist Cortisol-Vorstufe → ausgleichend bei Stress
→ Künstliche Hormone können die Stressachse dämpfen → Erschöpfung, Antriebslosigkeit
Nährstoffverbrauch bei Pille & Co:
→ höherer Verbrauch / Verlust von:
→ B-Vitaminen (B2, B6, B12, Folsäure)
→ Magnesium, Zink, Selen
→ Vitamin C, E
→ kann Stimmung, Immunsystem, Haut und Hormonbalance beeinträchtigen
✅ Natürliches Progesteron und Östradiol
→ wirken wie die körpereigenen Hormone
→ unterstützen statt zu blockieren
→ sind in der Regel besser verträglich
⚠️ Gestagene und Ethinylestradiol (Pille, Spirale etc.)
→ unterdrücken die Hormonproduktion
→ beeinflussen viele andere Systeme im Körper
→ bergen Langzeitrisiken (z. B. Thrombose, Nährstoffmängel, Stimmungstiefs)
Praxis für ganzheitliche Naturheilkunde & Chiropraktik
Alexandra Nau
-Heilpraktikerin-