23/08/2024
August
Die Geschichte hinter dem Bild:
D. bekam in der Heimat schon eine Diagnose und sollte daher nun bald in einen besonderen Kindergarten, als dort nachts plötzlich ein bis heute andauernder Krieg begann.
Beim ersten Besuch stach der Schmerz in den Augen der Mama so hervor.
In der Fremde, keine Sprachkenntnisse, ohne Familie, Heimweh und den kleinen D. an der Hand.
Trotz fehlender Sprache konnte D. schnell deutlich machen, dass er aus den Praxisräumen will, nur die Mama ein sicherer Hafen ist, keinerlei Interesse an dem Material. Jede Therapie eine Flucht.
Zudem besuchte D. aufgrund vieler bürokratischen Hindernissen hier nie den Kindergarten.
Irgendwann erhielten wir eine große Lieferung. Der Karton wurde von Raum zu Raum gestellt, bis D. ihn fand.
So saß D. wochenlang im Karton und beobachtete die Situation von dort. Saß da und beobachtete uns alle wie wir miteinander sprachen und agierten, seine Mama erste Deutschbrocken sprach, sie wieder lachen konnte.
Jede Woche.
Irgendwann ließ er zu, dass wir einfaches Material reichen durften, mal einen Becher, ein Tuch, eine Decke. Beim Farbwechselchamäleon hatten wir endlich seine Aufmerksamkeit.
Der erste bewusste Blickkontakt.
Plötzliche Ruhe.
D. wurde ganz, ganz ruhig.
Während nun alle ein Stück rückten um ihm näher zu sein, plötzlich...
Ein Blick zur Mama und ein erstes Lächeln.
Nur zaghaft und kurz. Es ging so schnell wie es kam und ließ eine bewegte Mama zurück.
Aber dann.
Wieder.
Auch als sie ihr Handy zückte für Aufnahmen für den im Krieg befindlichen Papa, den in der Heimat verbliebenen Großeltern.
Tränen blitzten in den Augen der Mama auf, während therapeutisch niemand mehr agierte sondern nur den Mama - Kind Moment einsaugten.
Und da entstanden beide Fotos. Mit dem Handy. Ohne Suche nach der perfekten Einstellung. Ohne Filter. Ohne bessere Blitzeinstellung. Ohne professionelle Fotografin.
Die Fotografin zauberte anschließend daraus das perfekte Augustbild.
Den Krieg bekommen wir nicht beendet, die Autismusdiagnose nie geheilt.
Aber manchmal müssten vielleicht Entscheidungsträger politische Statements ganz therapeutisch aus einem Pappkarton heraus machen.