06/07/2025
MÜSSEN WIR DIE FASZIEN THERAPIEREN? (Vorsicht: leichte Spuren von Ironie) Es ist schlichtweg DER Hype: Faszientraining, Faszientherapie, Faszienrad, Faszien überall. Wer richtig gut ist, behandelt viscerale also innere Faszien (Organhüllen und -Bänder). Dazu wird gesagt: Wirbel seien nur blockiert, weil Faszien daran ziehen würden. Und man könne nicht einfach Wirbelblockaden beseitigen, ohne die URSACHE - also die Faszienzüge zu behandeln. Dazu mehrere Einwände: Weder die Wirbelblockade, noch die Faszien- oder Muskelverhärtung sind jemals Ursache! Verursacher dieses Gesamtgeschehens ist IMMER das NERVENSYSTEM. Dieses befielt ALLEN Körperteilen, wie sie zu funktionieren haben. Wenn die Faszie einen ganz eigenen Willen hätte, würde ein totes Pferd 😊 ohne Nervenimpulse) auch stehen. Tut es aber nicht. Ursache für gespannte Organfaszien sind fehlerhafte Organfunktionen, Reaktionen auf Erreger, Parasiten, Giftstoffe, Falsches Futter, Zuviel Stress etc.. Es bringt nur kurzzeitige Erleichterung hier die Organfaszien zu behandeln. Das wäre ähnlich zu einer Behandlung einer festen Rückenfaszie, wenn der Sattel einfach nicht passt. Der Körper hat einen GRUND WARUM ER DIE FASZIENZÜGE VERFESTIGT. Zum Beispiel sind viele hypermobile Pferde in der Lende stramm, weil sie sonst ihre Hinterhand nicht mehr koordinieren können. Wird dann die Lende gelöst, steht das Pferd danach schlechter da als vorher. Hat das Pferd einen Unfall gehabt, dann hat das Nervensystem extrem schnell eine Schutzspannung aufgebaut um Schlimmeres zu verhindern. Hier lohnt es sich natürlich die entsprechenden Blockaden zu nehmen, denn der Unfall war ja ein einmaliges Ereignis, welcher die Feinjustierung verstellt hat sozusagen. Aber lohnt sich eine Behandlung einer festen Rückenfaszie, wenn das Pferd trageerschöpft durch zuviel Stehen und vielleicht noch dazu Lungenkrank ist? Ja für den Geldbeutel des Behandlers schon… aber die feste Faszie würde sich auch durch gutes Krafttraining von alleine lösen, die Lunge dadurch wahrscheinlich auch schon gesünder werden. Eine ursächliche Therapie der Lungenerkrankung macht auch Sinn. Manuelle Behandlungen sind einfach nicht alles, sie sind nicht mal die halbe Miete… vielleicht 5%.
VIEL wichtiger ist, was die anderen 363 Tage im Jahr mit dem Pferd passiert. Manuelle Behandlungen machen nur Sinn um diese einzelnen Ereignisse, welche die Feinjustierung des Nervensystems verstellen, wieder zu revidieren (z.B. Ausrutschen, Koppelspiele.. einzelnes übermäßiges Training mit enormem Muskelkater). Oder um ein krankes Pferd im Sinne der Rehabilitation parallel zu gutem planvollen Training Stück für Stück aus schlechten Mustern zu holen. Aber auch hier muss man sich fragen, warum das Pferd ein bestimmtes Muster hat und die Ursachen abstellen. Behandlungen machen vor allem nur Sinn, wenn das Pferd seinen Körper und seine Muskeln auch vollumfänglich benutzt (benutzen darf) und sollten im Laufe der guten Ausbildung immer seltener nötig werden (Stabilität durch Muskelmasse).