24/11/2025
Zahl der Neuinfektionen mit HIV und anderen STI nimmt auch in Hagen zu – AIDS-Hilfe und Gesundheitsamt erhöhen ihre gemeinsamen Bemühungen.
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist im Jahr 2024 gestiegen. Auch die Zahl der Menschen, die noch nichts von ihrer HIV-Infektion wissen, hat erstmals wieder zugenommen. Auch in Hagen wurden nach einer relativen Stagnation in den letzten Jahren Neuinfektionen mit HIV von mindestens zehn Personen gemeldet. Das geht aus dem in diesem Monat veröffentlichten Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor.
Dazu erklärt Andreas Rau, Leiter der AIDS-Hilfe Hagen e.V.
„Der Anstieg ist noch moderat, aber sehr ernst zu nehmen. Wir müssen jetzt gut erprobte Maßnahmen verstärkt zum Einsatz bringen und neuen Anforderungen anpassen.“ und weiter: „deswegen begrüßen wir die Initiative des Hagener Gesundheitsamtes, zukünftig noch intensiver mit der Hagener AIDS-Hilfe zusammenarbeiten“.
Besonders wichtig dabei:
Die HIV-PrEP, eine medikamentöse Prophylaxe für Menschen mit erhöhtem Risiko, muss noch bekannter und leichter verfügbar werden. Die Zahl der Nutzer*innen stagniert laut RKI bei etwa 40.000. Oft müssen Interessierte warten, die Versorgung ist nicht flächendeckend gewährleistet. Die PrEP wird bisher fast ausschließlich von schwulen Männern genutzt. Sie kommt aber für alle Menschen mit erhöhtem Risiko in Frage und sollte zum Beispiel auch in der reisemedizinischen Beratung angeboten werden. Bislang bietet in Hagen nur ein Facharzt die kassenärztliche Verschreibung der HIV-PreP an. Dazu kooperiert auch Herr Dr. Wulle aus Haspe mit der AIDS-Hilfe.
Alle Menschen mit HIV in Deutschland müssen Zugang zur Therapie erhalten. Bei Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung ist das immer noch nicht gewährleistet. HIV-negative Menschen mit HIV-Risiko müssen Zugang zur HIV-PrEP erhalten.
Frühe Diagnosen fördern
Schätzungsweise 8.200 Menschen wissen laut RKI noch nichts von ihrer HIV-Infektion; nur 92% der Menschen mit HIV in Deutschland haben bereits eine Diagnose (UNAIDS-Ziel für 2025: 95 Prozent). Zugleich wird ungefähr ein Drittel der HIV-Diagnosen erst gestellt, wenn das Immunsystem schon schwer geschädigt ist – oft wird gleichzeitig Aids diagnostiziert. So war es wohl auch bei den zehn neuen Fällen in Hagen. Die Meldungen kamen allesamt aus der zuständigen HIV-Ambulanz in Hagen.
Die weiterhin hohe Zahl später Diagnosen und die wachsende Zahl von Menschen, die noch nichts von ihrer HIV-Infektion wissen, bereitet den Akteuren in Hagen Sorge.
„HIV und andere S*xuell übertragbare Infektionen sollten so früh wie möglich erkannt und behandelt werden. So wird die Gesundheit geschützt, weitere Übertragungen werden verhindert. “ So Anke May, Verwaltungsleiterin des Hagener Gesundheitsamtes.
AIDS-Hilfe und Gesundheitsamt bieten seit 2009 gemeinsam regelmäßige Test-Termine an. Auch zu eher ungewohnten Zeiten am frühen Abend.
„Umso schöner“, so Melanie Luczak, die Chefberaterin in der AIDS-Hilfe, dass uns das Gesundheitsamt dabei in Zukunft hilft, noch mehr dieser Abendtermine anbieten zu können“.
„Wer ungeschützten S*x hatte, sollte sich auf HIV und andere Infektionen testen lassen“, lautet daher ihr Appell.
Erstmals wieder Anstieg in allen Gruppen
Im letzten Jahr lagen die Zahlen bereits wieder auf dem Niveau der Zeit vor der Covid-Pandemie, während der es einen Rückgang gegeben hatte. Der vorherige Rückgang bei schwulen Männern setzte sich nun offenbar nicht fort. Bei den intravenös Drogen konsumierenden Menschen ist seit 2010 ein kontinuierlicher Anstieg zu beobachten. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.
Infektionszahlen spiegeln Lücken bei Angeboten
„Die Entwicklung der Neuinfektionen ist kein Zufall“, fassen die Hagener Akteure zusammen. „Sie spiegelt direkt wider, ob die Angebote möglicher Schutzmaßnahmen ausreichen. Unser Ziel muss sein, den Trend wieder umzukehren.“
Am kommenden Welt- AIDS-Tag, dem 01.12.2025 werden Gesundheitsamt und AIDS-Hilfe gemeinsam am Karl-Ernst-Osthaus-Museum der Verstorbenen gedenken und nachher auf dem Hagener Weihnachtsmarkt für Infektionsschutz werben und das Bewusstsein durch rote Schleifen und bunte Schokoküsse mit nötigem Ernst aber auch Humor wieder in den Vordergrund stellen.
Gemeinsam – Gerade jetzt!
Andreas Rau