
07/06/2025
Lasst uns die Mythen fallen lassen – für eine neue Menschlichkeit
Seit Jahrtausenden erzählt sich der Mensch Geschichten. Geschichten über Götter und Nationen, über Kasten und Klassen, über „uns“ und „die anderen“. Es sind Geschichten, die uns Orientierung geben sollten – doch zu oft dienten sie dazu, Mauern zu errichten, statt Brücken zu bauen.
Wir haben Kategorien erfunden: Mann oder Frau. Weiß oder Schwarz. Arm oder Reich. „Normal“ oder „anders“. Und wir haben vergessen, dass all dies – so real es sich anfühlen mag – in Wahrheit Konstrukte unseres Geistes sind. Keine biologischen Tatsachen. Keine Naturgesetze. Es sind Mythen, geboren aus Angst, Machtstreben und der Suche nach Ordnung in einer chaotischen Welt.
Doch heute, im 21. Jahrhundert, wissen wir mehr. Wir wissen, dass es keine objektive Grundlage für Rassismus gibt. Dass kein Geschlecht überlegen ist. Dass sexuelle Orientierung kein Fehler ist. Dass Nationalität ein Zufall der Geburt ist. Und dass Geld kein Maß für Würde sein darf.
Trotzdem halten wir fest an diesen alten Erzählungen. Weil sie vertraut sind. Weil sie bequem sind. Weil sie Macht sichern.
Aber der Preis ist hoch.
Solange wir glauben, dass Unterschiede uns trennen, statt uns zu bereichern, werden wir nie das volle Potenzial unserer Menschlichkeit entfalten. Solange wir uns weigern, hinter die Masken zu schauen, bleiben wir Gefangene unserer eigenen Fiktionen.
Es ist Zeit, dass wir den Mut haben, neue Geschichten zu schreiben. Geschichten, die auf Mitgefühl, auf geteiltem Menschsein, auf Würde für alle basieren. Geschichten, die Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Geschenk begreifen.
Denn wenn wir all die imaginären Linien wegradieren – die zwischen Geschlechtern, Hautfarben, Religionen und Grenzen – bleibt nur das Wesentliche übrig: ein Mensch, der liebt, hofft, leidet, sucht. Wie du. Wie ich.
Wir sind nicht dazu verdammt, in den Mythen unserer Vorfahren zu verharren. Wir können sie hinter uns lassen – nicht, um unsere Geschichte zu leugnen, sondern um gemeinsam eine bessere zu schreiben.
Die Zukunft gehört nicht den Mythen. Sie gehört den Mutigen.
Lass uns den Mut haben, wahrhaft menschlich zu sein.