20/11/2025
Männermigräne: 5 Fakten warum sie anders ist & gefährlicher unterschätzt wird.
Fakt 1: Die Hormon-Dynamik ist eine völlig andere
Wie es anders ist: Bei Frauen steuern vor allem die Schwankungen von Östrogen und Progesteron die Migräneanfälle, was zu einem oft vorhersehbaren Muster führt. Bei Männern spielen andere Hormone eine Hauptrolle: Ein niedriger Testosteronspiegel wurde in Studien mit häufigeren und stärkeren Migräneattacken in Verbindung gebracht. Zudem wirken bei Männern Stresshormone wie Cortisol oft direkter als Migräne-Trigger.
Die Konsequenz: Der Behandlungsansatz muss sich unterscheiden. Während bei Frauen eine hormonelle Regulation im Fokus stehen kann, muss bei Männern ein größeres Augenmerk auf Stressmanagement, Schlafqualität und die Überprüfung des Testosteronspiegels gelegt werden. Die reine "Pille gegen den Anfall" greift hier zu kurz.
Fakt 2: Die Symptome sind oft "atypischer" und werden nicht erkannt
Wie es anders ist: Männer berichten seltener von der "typischen" Übelkeit und Lichtempfindlichkeit, sondern häufiger von sogenannten "aura"-losen Migräneformen (Migräne ohne Aura). Die Schmerzen können sich auch mehr als einseitiger, dumpfer Druck statt als pulsierender Schmerz äußern.
Die Konsequenz: Die Migräne wird oft fehldiagnostiziert (z.B. als Spannungskopfschmerz oder "einfach nur Stress"). Das führt zu einer falschen oder ineffektiven Behandlung. Männer müssen lernen, ihre spezifischen Symptome genau zu beschreiben, um eine korrekte Diagnose zu erhalten.
Fakt 3: Der "Kampf oder Flucht"-Modus verstärkt die Attacken
Wie es anders ist: Durch die gesellschaftliche Prägung, Schmerz zu ertragen und nicht zu zeigen, geraten viele Männer bei einer Migräneattacke in einen inneren Konflikt: Sie kämpfen dagegen an oder ignorieren sie komplett. Diese Anspannung aktiviert das sympathische Nervensystem („Fight-or-Flight“) und verschlimmert die Schmerzen weiter.
Die Konsequenz: Das Unterdrücken und "Durchpowern" macht die Attacke schlimmer und länger. Männer brauchen spezifische Strategien zur Akzeptanz und zum bewussten Rückzug statt zum Kampf. Techniken wie progressive Muskelentspannung oder Atemübungen sind hier entscheidend.
Fakt 4: Spezifische Trigger, die oft übersehen werden
Wie es anders ist: Neben den klassischen Triggern wie Stress oder Wetter gibt es bei Männern häufig spezifischere Auslöser. Dazu gehören:
Koffein-Entzug am Wochenende ("Weekend-Migräne").
Intensiver Sport (Anstrengungsmigräne).
Alkoholkonsum, besonders Rotwein und Bier.
Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich durch Schreibtischarbeit oder körperliche Arbeit.
Die Konsequenz: Die Trigger-Jagd muss anders angegangen werden. Männer profitieren stark davon, ein spezifisches Trigger-Tagebuch zu führen, das diese männertypischen Faktoren besonders berücksichtigt, um gezielt gegensteuern zu können.
Fakt 5: Die psychosoziale Belastung ist hoch, wird aber totgeschwiegen
Wie es anders ist: Migräne gilt fälschlicherweise immer noch als "Frauenkrankheit". Für Männer ist die Scham daher oft besonders groß. Sie fürchten, als nicht leistungsfähig oder "schwach" zu gelten – im Job und im sozialen Umfeld.
Die Konsequenz: Männer suchen später einen Arzt auf, nehmen seltener vorbeugende Medikamente und leiden häufiger im Stillen. Dies führt zu einem höheren Risiko für begleitende Depressionen, Angststörungen und sozialen Rückzug. Es braucht mehr Aufklärung, um das Stigma zu brechen, und einen Behandlungsansatz, der die psychische Gesundheit aktiv mit einbezieht.
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