17/11/2025
Es war einmal ein Mann namens Elias, der in einem dunklen Raum lebte. Die Wände um ihn herum bestanden nicht aus Stein oder Metall, sondern aus feinen Kreidestrichen – Linien, die er selbst einst gezogen hatte. Mit jedem Zweifel, jedem Schmerz und jeder Angst hatte er eine weitere Linie auf den Boden gezeichnet, bis daraus ein Käfig entstand. Niemand hatte ihn gezwungen – es war seine eigene Hand, geführt von einer tiefen inneren Überzeugung, dass er es nicht wert sei, frei zu sein.
Eines Tages jedoch, während er in der Ecke seines Kreidekäfigs saß, bemerkte Elias etwas Seltsames: Die Linien zitterten leicht. Es war, als würden sie seine Gedanken widerspiegeln. Immer wenn er einen Hoffnungsschimmer spürte, wurden sie blasser – und immer wenn er sich aufgab, wurden sie fester.
In dieser Erkenntnis keimte etwas in ihm auf. Eine Frage. Ein Funke. „Was, wenn dieser Käfig nur so stark ist wie mein Glaube an ihn?“
Am nächsten Morgen geschah etwas Wunderbares: Elias stand auf. Er nahm seine Hand, fuhr zögerlich über die untere Linie – und sie verwischte. Einfach so. Keine Mauer, kein Schloss. Nur Staub, der sich dem Wind der Entscheidung beugte.
Er stand in der Mitte seines Raumes und lächelte zum ersten Mal seit langer Zeit. Die Freiheit war nie woanders gewesen. Sie war immer in ihm – verborgen hinter den Geschichten, die er sich selbst erzählt hatte.
Von diesem Tag an wanderte Elias durch die Welt und erzählte jedem, der bereit war zuzuhören:
„Die schwerste Tür, die wir je öffnen werden, ist die, die wir nicht einmal sehen, weil wir sie selbst gemalt haben.“