29/09/2024
Die Don’ts im Alltag, ein Erfahrungsbericht einer Lerntherapeutinnen-Mom
(Autorin: Catherine Rosentreter; Lerntherapeutin und LRS-Kind – Mom)
Liebe Eltern,
ich kann vielleicht besser als so viele Andere verstehen, wie Sie sich womöglich gerade fühlen. Denn auch ich bin eine Mutter eines Kindes mit Legasthenie. Die Ängste die mich plagten, raubten mir manchmal den Schlaf. Fragen über Fragen. Wie soll er die Schulzeit schaffen? Was mache ich falsch? Warum haben die Lehrkräfte denn gar kein Verständnis? Und noch so viele mehr quälten mich.
Und ich will ehrlich sein: Es brauchte Jahre, bis ich verstand. Und obwohl ich mich einlas, fortbildete und mich zur Legasthenietrainerin ausbilden ließ, verstand ich vieles erst, nachdem mein Kind die Schule beendet hatte.
Um Ihnen dies zu ersparen, schreibe ich Ihnen ein paar hoffentlich hilfreiche Worte. Mögen Sie aus meinen Fehlern klug werden.
Alle Ängste, jede Ungeduld, jeder Ärger, den sie womöglich spüren, sind absolut nachvollziehbar. Jedoch: Helfen sie? Ich habe erfahren: Ängste, Ungeduld und Ärger schaden Ihnen und Ihrem Kind.
Die Ängste, dass Ihr Kind den Anschluss verpasst, dass Ihr Kind nie richtig schreiben und lesen oder rechnen lernt, die vielen Sorgen auch um das seelische Wohl und die eigene Hilflosigkeit, ließen auch mich als Elternteil ungeduldig werden. Leider spürt Ihr Kind höchstwahrscheinlich jede Veränderung Ihres Verhaltens, egal wie viel Mühe Sie sich geben dies zu verbergen. Dies wiederum verunsichert Ihr Kind. Was ist mit Mama/Papa los? Liebt sie/er mich nicht mehr? Warum bin ich so dumm? Kinder haben viel feinere Antennen als wir Eltern annehmen.
Ihre Ungeduld erhöht unbewusst oder bewusst den Druck auf Ihr Kind. Ärger staut sich bei Ihnen langsam mehr und mehr auf. Ich kenne das.
Auch wenn Sie sich nicht ärgern möchten, auch wenn Sie dagegen ankämpfen ärgerlich zu sein, Ihr Kind spürt ALLES! Dies führt häufig dazu, dass es noch weniger lernen kann, und nun beginnt eine Spirale aus Eltern-Frust und Stress und Lernhemmung bei Ihrem Kind.
Daher mein ernstgemeinter ehrlicher Tipp:
Abschalten, Auszeit, Pause, Atmen, wie auch immer Sie es nennen möchten.
STOPP!
Sofort bewusst machen, was gerade passiert. Ich ärgere mich über mein Kind, es macht keine Fortschritte, es verweigert sich, es versteht nicht.
STOPP!
Entspannende Auszeit für Sie und Ihr Kind sind wichtig. Damit schützen Sie sich und vor allem aber Ihr Kind.
Und eine Erfahrung, die ich selber gemacht habe, welche ich Ihnen unbedingt mitgeben will:
Auch wenn es ggf. abgedroschen klingt, Zeit hilft Ihnen. Ihr Kind braucht die Zeit, um zu lernen mit seiner Schwäche umzugehen, Lernmethoden zu verinnerlichen, Strategien zur Regulierung der Emotionen zu vertiefen und vieles mehr.
Alles Liebe und Gute!