18/05/2020
Heilende Blutsauger
Blutegeltherapie..Igitt, eklige würmer, blutig, unheimlich…
… sind das auch die Assoziationen die Sie mit den Blutegeln verbinden?
Dabei sind die Blutegel heutzutage fast ausgestorben, weil sie im 19 jhrd. als Therapie für fast jede Krankheit genutzt wurden.
Die Blutegeltherapie ist seit etwa 2000 Jahren bekannt und eine häufig ausgeübte Behandlungsmethode im Bereich chronischer Schmerzsyndrome.
Heutzutage findet die Blutegeltherapie auch in der sogenannten Schulmedizin Anerkennung.
In der plastischen Chirurgie z.B. ist der Einsatz von Egeln bei venösen Stauungen und Hämatomen bereits etabliert.
Laut Studien wurden mit der Egeltherapie in der Schulmedizin bei chronischen Rückenschmerzen, hartnäckigen Verspannungen, Arthrose oder Rheuma gute Erfolge erzielt.
Die Naturheilkunde setzt die Blutegel unter anderem bei Arthrose, Arthritis, Rheuma, Hörsturz und Tinnitus, chronischen Kopfschmerzen und Migräne, Tennisellbogen, Sehnenscheidenentzündung sowie bei Schmerzen im unteren Rücken ein.
Woher stammen die Blutegel?
Blutegel sind in Deutschland als Medizinprodukt eingeordnet und dürfen daher nur einmalig angewandt werden. Bevor sie zum Einsatz kommen, durchlaufen sie eine mindestens fünfmonatige Quarantäne. Das geschieht zum Beispiel in den Teichen der Zuchtanlage in Biebertal bei Gießen.
Blutegel sind äußerst Geruchs-, Licht und Geräuschempfindliche Tiere. Daher sollten Sie vor der Behandlung z.B. nicht Rauchen, und kein Parfum oder Deodorant verwendet werden.
Welche Wirkstoffe kommen zum Einsatz?
Man geht davon aus dass der Speichel der Blutegel über 400 Stoffe enthält.
Davon sind mehr als 20 nach den Erkenntnissen der Naturheilkunde unter anderem entzündungshemmend, blutverdünnend, schmerzstillend, krampflösend und immunstärkend wirken.
Am besten erforscht sind Eglin und Hirudin. Neueste Forschungsergebnisse belegen, dass Eglin stark entzündungshemmend und schmerzstillend wirken kann. Hirudin wiederum kann die Blutgerinnung hemmen, den Lymphfluss fördern und die Bildung weißer Blutkörperchen, die für unser Immunsystem sehr wichtig sind, fördern.
Wie läuft eine Behandlung ab?
Nach einer eingehenden Anamnese und körperlichen Untersuchung wird anhand Ihrer Beschwerden entschieden, wo und wie viele Egel angesetzt werden.
Die Egel werden an den zu behandelnden Stellen auf die Haut gesetzt und beißen dann an. Im Normalfall spüren Sie von dem Biss des Egels nicht mehr, als wenn Sie eine Brennnessel berühren. Während des Bisses wird der Speichel der Egel in Ihren Blutkreislauf abgegeben. Die Egel saugen, bis sie satt sind und fallen danach von selbst ab. Das kann bis zu zwei Stunden dauern. Während der Behandlung stehen Sie selbstverständlich unter ständiger Beobachtung.
Ausschlussgünde für eine Blutegelbehandlung:
Sollten Sie an einer Blutgerinnungsstörung (Hämophilie) leiden oder Gerinnungshemmer (Marcumar, Heparin, etc) einnehmen, so ist eine Blutegeltherapie absolut kontraindiziert. Ebenso dürfen die Egel bei Fieber, Schwächezuständen, bekannten Magen- und Darmgeschwüren, während der Menstruation sowie bei Blutarmut (Anämie) nicht eingesetzt werden. Während der Schwangerschaft darf bis zum 3. Monat auf keinen Fall mit Blutegeln behandelt werden.
Was muß ich nach der Behandlung beachten?
Die Bissstelle kann bis zu 24 Stunden nachbluten – das ist ganz normal, aber Sie sollten den Zeitpunkt der Behandlung so wählen, dass Sie danach ruhen können. Ich lege Ihnen einen lockeren Verband an, den Sie je nach Stärke der Blutung auch wechseln können. Sport, Sauna und Schwimmen sind für zwei Tage nicht ratsam, bis die Blutung aufgehört hat. Eine Schwellung der Lymphknoten kann sich einstellen.