19/11/2025
Das Lymphsystem eines Trauernden 🌿
Beitrag vom 30.05.: Der Körper erinnert sich, was der Verstand zu vergessen versucht
Es gibt Wunden, die die Welt nicht sieht.
Über die man nie spricht.
Über die man versucht, unter Stärke, Verantwortung und Routine zu begraben.
Man redet sich ein, dass alles in Ordnung ist.
Man redet sich ein, dass man darüber hinweg ist.
Man redet sich ein, dass „die Zeit alle Wunden heilt“.
Aber der Körper kennt die Wahrheit.
💚 Denn der Körper erinnert sich an alles, was der Verstand so verzweifelt zu vergessen versucht.
Trauer verschwindet nicht einfach, nur weil man sie zum Schweigen bringt. Trauma löst sich nicht auf, nur weil man sich weigert, es anzusehen. Schmerz verlässt den Körper nicht, nur weil man beschlossen hat, „stark zu sein“.
Der Körper speichert, was das Herz nicht tragen kann.
💔 Es versteckt sich in den Faszien, dem tiefsten Bindegewebe, das die Geschichten des Lebens bewahrt.
Es sitzt in der Verspannung deiner Schultern, dem Kloß im Hals, der Schwere hinter deinem Brustbein.
Es umschlingt das Zwerchfell und raubt dir den Atem, den du zum Heilen brauchst.
Es nistet sich im Bauchraum ein, verlangsamt die Verdauung und entzündet das Lymphsystem.
Das ist keine Schwäche.
Das ist Physiologie.
Das ist ein Nervensystem, das dich zu lange beschützen musste.
Wenn Trauer unausgesprochen bleibt, wird das Lymphsystem überlastet. Stresshormone verdicken die Lymphe.
Die Faszien verhärten sich und behindern den Abfluss.
Der Vagusnerv zieht sich zurück.
Der Körper schaltet in einen langfristigen Schutzzustand.
Und dann spürst du es.
🌿 Die Schwellungen, die nicht verschwinden wollen.
Die plötzliche Völlegefühl.
Das plötzliche Gewicht im Bauch.
Die Erschöpfung, die selbst Ruhe nicht lindern kann. Die unerklärlichen Schmerzen an Stellen, wo dich Erinnerungen einst verletzt haben.
Dein Körper verrät dich nicht.
Er kommuniziert mit dir.
Er flüstert: „Hier ist etwas, das dein Mitgefühl braucht.“
Heilung beginnt, wenn du deinem Körper erlaubst, auszuatmen.
Wenn du die Bereiche lockerst, die am meisten angespannt waren.
Wenn du die Lymphbahnen löst, die in Momenten der Angst, des Verlustes oder des Schocks blockiert waren.
Wenn du dir endlich erlaubst, das zu fühlen, was du nur aus Überlebensgründen vermieden hast.
Du heilst nicht, indem du so tust, als wäre der Schmerz nicht da.
Du heilst, indem du deinem Körper Sicherheit gibst, damit er loslassen kann.
Denn hier ist die Wahrheit:
Dein Körper hat dich immer in Erinnerung behalten.
Er hat die Teile von dir bewahrt, denen dein Verstand sich nicht stellen konnte.
Und er ist bereit loszulassen – in dem Moment, in dem du bereit bist, zuzuhören.
Netzfund