
13/02/2025
Notdienst
Das Telefon ist auf laut gestellt, es klingelt.
Man schreckt aus dem Schlaf hoch, das Herz schlägt bis zum Hals und die Nerven liegen blank.
Noch nicht richtig wach, tönt eine Stimme laut aus dem Hörer 📞
Keinen guten Morgen, kein Name, nichts. Eine Stimme redet schnell und laut los, ich hab da mal eine Frage.
Alles schön und alles gut, ja und Fragen beantworten wir gerne, doch alles zu seiner Zeit.
Ein tierärztlicher Notdienst hat die Aufgabe, sich um echte Notfälle zu kümmern. Wer eine Auskunft möchte, kann eine telefonische Tierhotline anrufen, ach nee die kostet ja Geld.
Doch auch eine Beratung im tierärztlichen Notdienst ist gebührenpflichtig.
Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich eines Tages eine Anleitung für den tierärztlichen Notdienst ins Netz stellen würde, doch es scheint notwendig zu sein.
Meine Bitte, rufen Sie den tierärztlichen Notdienst nur in einem wirklichen Notfall an.
Doch da fängt das Problem schon an, was ist ein echter Notfall.
Ein Hund der seit vier Tagen wässrigen Durchfall hat? Das ist schon so eine Frage.
Wenn hier ein Tierarzt um zwei Uhr nachts einen Anruf im Notdienst bekommt, wie soll er da reagieren?
Eine Zecke, die der Besitzer nachts um 23:00 Uhr an seinem Hund gefunden hat?
Eine Katze, die sich plötzlich übergibt und dabei ein seltsames Geräusch macht.
Ein Tier mit Husten, der seit einigen Tagen schlimmer wird.
Eher nicht, einzig der Durchfall erscheint mir behandlungsbedürftig, da der Hund inzwischen stark dehydriert sein dürfte.
Doch wer vier Tage wartet um dann Nachts den Notdienst anzurufen, hat möglicherweise gewartet, ob der Durchfall von alleine verschwindet, weil ihm die finanziellen Mittel fehlen, um eine Behandlung zu bezahlen.
Also definitiv eine schwierige Situation.
Was sind echte Notfälle?
Starke, nicht stillbare Blutungen,
akute, stark wässrige Durchfälle.
Hochgradige Atemnot,
Geburtsstörungen,
Krämpfe,
Schmerzen,
alles was akut und hochgradig ist, sollte besser abgeklärt werden.
Oft wollen die Tierhalter das Wochenende abwarten, rufen dann aber in der Nacht von Sonntag auf Montag an, weil sie Angst bekommen.
Mal ganz ehrlich, ist das nötig?
Da kann man auch entweder am Tag den Notdienst kontaktieren, oder am Montag in die Sprechstunde gehen.
Warum muss man sich sein Tier so lange angucken, bis man nachts irgendwann den Tierarzt anruft?
Wenn dann einige Kollegen einen Anrufbeantworter dazwischen schalten, oder am Telefon unwirsch reagieren, sollte das doch verständlich sein.
Ein Notdienst ist für echte Notfälle da und keine kostenlose Telefonhotline.
Es kann auch nicht richtig sein, sich sein Tier tagelang anzusehen, um dann Nachts im Notdienst anzurufen, weil Mensch dann genug gelitten hat.
Was ist das für eine Tierliebe?
Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, in der jeder Tierarzt seine eigenen Patienten betreut hat.
Da wusste man, wenn ein Anruf kam, war es auch ein Notfall. 🆘
Außerdem gab es genügend Tierärzte die, falls man verhindert war, vertretungsweise eingesprungen sind.
Chr. Bauer
Bild dient nur der Aufmerksamkeit