14/09/2023
Der Weißdorn spielt eine wichtige Rolle in der Mythologie und Heilkunde. In diesem Beitrag stelle ich Euch die gesundheitlichen Wirkungen von Weißdornfrüchten vor. Blätter und Blüten haben noch stärkere Herzwirkung und wer sich da im Mai einen Vorrat getrocknet hat, kann diese jetzt im Herbst mit den roten Früchten für optimale Wirkstoffeffekte kombinieren.
Inhaltsstoffe der Früchte:
Polyphenole wie oligomere Procyanidine und Flavonoide (u.a. Rutin, Epicatechin, Hyperosid, Anthocyane), Chlorogensäure, Gallussäure. Lignane (Samen), Vitamin C, Provitamin A, Pektin.
Die Polyphenole rufen eine stark antioxidative Wirkung hervor, die vereinfacht gesagt, unsere Zellen vor Degenerationsprozessen schützen. Dies wirkt sich auf vielen Körperebenen positiv aus. Am bekanntesten ist die Wirkung auf unser Herz und die Herzkranzgefäße. Es profitiert aber auch unser gesamtes Blutgefäßsystem davon, denn die antioxidativen Effekte zusammen mit einer entzündungshemmenden Wirkung stellen einen wirksamen Schutz vor Arteriosklerose dar. Das Zusammenspiel der Inhaltsstoffe bewirkt eine verbesserte Pumpleistung des Herzens und Durchblutungsförderung. Inzwischen werden Weißdornpräparate auch von hochoffizieller Seite als ideales und effektives Begleitmittel bei Herzinsuffizienz gepriesen, um die Herzleistung und Belastbarkeit zu verbessern. Hierzu gibt es viele wissenschaftliche Studien, die zudem darlegen, dass es nach heutigem Kenntnisstand keine unerwünschten Wechselwirkungen mit ACE-Hemmern, Betablockern und Herzmedikamenten gibt. Insgesamt sind Weißdornpräparate sehr gut verträglich und zeigen fast keine Nebenwirkungen.
Das Spektrum der Inhaltsstoffe von Weißdorn trägt auch zu unserer geistigen Frische und Stimmungsaufhellung bei. Sie wirken auf verschiedene Abläufe des Gehirnstoffwechsels ein, unter anderem verhindern sie die Ansammlung von Beta-Amyloiden, die bei der Alzheimerkrankheit auftreten. Dabei sind insbesondere die Lignane in den Samen stark beteiligt. Zellschutz bieten auch hier wieder die antioxidativen Effekte. Die durchblutungsfördernde Wirkung trägt dazu bei, dass im Oberstübchen genügend Blut und damit Nährstoffe und Sauerstoff vorhanden sind.
Die Antioxidantien schützen außerdem unsere Haut vor oxidativem Stress aus zu viel UV-B-Strahlung. Die Schlüsselsubstanzen Chlorogensäure, Procyanidin B2 und Epicatechin verlangsamen auf diese Art sonnenbedingte Hautalterung.
Etliche Untersuchungen stellten eine Senkung der Blutfettwerte und auch des Fettanteils in der Leber fest. Die Fruchtschale enthält besonders viele dieser hilfreichen Wirkstoffe. Damit ging auch eine leichte Gewichtsreduktion einher.
All die genannten Effekte wurden mit konzentrierten Extrakten erreicht. Um von den positiven Wirkungen zu profitieren braucht es also eine regelmäßige, relativ hoch dosierte Einnahme. Im Handel gibt es vielfältige Weißdornpräparate. Aber wir können uns auch leicht selbst eine Tinktur, Likör oder auch ein alkoholfreies Oxymel aus Weißdornfrüchten herstellen.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass das enthaltene Pektin als Ballaststoff die Peristaltik im Darm und damit auch den Stuhlgang verbessern kann. Bei starker Verstopfung wirkt Pektin aber meist noch mehr stopfend. Dies ist aber v.a. relevant, wenn wir die Früchte in größerer Menge im Ganzen verzehren.
Für ein Mazerat werden die Früchte nach dem Ernten gewaschen und dann angequetscht, so kann der Alkohol oder Essig etc. besser an die Wirkstoffe ran. Ich nehme einen Kartoffelstampfer dafür her. Wer die Inhaltsstoffe der recht großen Samenkerne ebenfalls nutzen will, kann die auch etwas zerkleinern. Allerdings wird dann sehr viel Pektin frei und die zugegebene Flüssigkeit in großer Menge aufgesogen, das sollte bei der Rezeptur bedacht werden.
Ich verwende für den Ansatz 38%igen Doppelkorn, Polyphenole lösen sich mit dieser Alkoholkonzentration ausreichend gut. Gequetschte Früchte in ein Glas füllen und mit so viel Alkohol aufgießen, dass er noch etliche Zentimeter über den Früchten steht. Den Auszug lasse ich ca. 4 Wochen bei Zimmertemperatur und eher dunkel stehend durchziehen und rühre täglich um. Geben wir zusätzlich getrocknete Weißdornblüten und –blätter dazu, wird die Tinktur noch wertvoller für die Herzgesundheit.
Der Fruchtansatz hat im Gegensatz zu einem reinen Blüten-Blätter-Ansatz den Vorteil, dass er deutlich besser schmeckt. Die Blüten haben doch einen sehr intensiven, etwas fischartigen Duft, wohingegen der Fruchtansatz wirklich sehr angenehm fruchtig schmeckt. Ich brauche da auch gar kein Süßungsmittel mehr dazu, aber wer mag, kann das noch zugeben. Zur Hälfte mit Wasser verdünnt schmeckt mir der Weißdorngeist dann am besten. Täglich ein Stamperl voll genügt. Soll es mehr winterlich-weihnachtlich schmecken, kann man natürlich auch Zimt, Kardamom und etwas Koriander zugeben. Bei der Zugabe von Gewürznelke sollte man bedenken, dass sie sehr schnell zu dominant wird.
Jetzt sind noch die idealen Erntetage. Natur genießen, Fülle ernten und Gesundheit erhalten lautet die Devise. Lasst aber noch genügend Früchte für die Vögel hängen. So ein Weißdornstrauch ernährt bis zu 30 Vogelarten.