Psychotherapie-glaßmeyer

Psychotherapie-glaßmeyer Hier geht es um psychische Gesundheit, Aufklärung und die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.

23/11/2025

Für viele Menschen mit ADHS ist der Satz „Wir müssen später reden“ kein harmloser Hinweis auf ein Gespräch, sondern der Startschuss für innerliches Chaos.
 
Das Gehirn sucht sofort nach einer Erklärung. Und weil es Unsicherheit kaum aushält, greift es nicht zu neutralen Ideen, sondern zu den schlimmsten: „Ich habe bestimmt etwas falsch gemacht.“ „Gleich kommt Kritik.“ „Gleich zieht sich jemand zurück.“
 
Das hat nichts mit Drama oder Übertreibung zu tun, sondern mit einem Nervensystem, das sehr empfindlich auf Ungewissheit, mögliche Ablehnung und Kontrollverlust reagiert. Viele mit ADHS kennen die Rejection Sensitivity (Ablehnungsempfindlichkeit): Schon der Verdacht, etwas könnte negativ sein, tut weh, bevor überhaupt klar ist, ob wirklich etwas passiert ist.
 
Dazu kommen alte Erfahrungen: Wer oft kritisiert wurde, wer gehört hat, zu viel, zu chaotisch, zu emotional zu sein, verbindet solche Sätze oft mit Ablehnung, Schuld und Scham.
 
Gleichzeitig ist das Gehirn bei ADHS sehr schnell im Verknüpfen. In kürzester Zeit entstehen komplette Katastrophen-Szenarien. Aus einem Satz wird eine ganze Story: Freundschaft vorbei, Job in Gefahr, Beziehung kurz vor dem Ende. Und solange das Thema nicht klar ist, gibt es keinen Stoppknopf.
 
Deshalb kann es helfen, nach dem Thema zu fragen. Nicht nach Details, sondern nur: Worum geht es grob? Allein das kann den Stress deutlich runterfahren, weil das Nervensystem endlich etwas Konkretes hat, woran es sich orientieren kann.
 
Wenn du dich da wiedererkennst: Du bist nicht empfindlich, du reagierst verständlich auf Unsicherheit. Du darfst nach Klarheit fragen. Du darfst sagen, dass dein Kopf sonst Achterbahn fährt.
 
Genau das ist ein Teil von Selbstfürsorge, wie ich sie in AIKO meine: nicht nur meditieren oder baden, sondern im Alltag gut mit dir umgehen, anders mit dir reden, Grenzen setzen, Klarheit einfordern, wenn dein System sonst komplett überdreht.
 
Kommentiere ➡️AIKO⬅️, wenn du mehr wissen willst.
 
Was löst der Satz in dir aus?
 

20/11/2025

Wir reden viel über Prävention, mentale Gesundheit und Eigenverantwortung. Sogar im Koalitionsvertrag steht, dass genau das gestärkt werden soll. Klingt gut. Aber die Realität ist: Die Strukturen fehlen. Therapieplätze sind knapp, Diagnosen kommen oft zu spät, und viele merken erst, dass sie Hilfe brauchen, wenn schon längst nichts mehr geht.
 
AIKO ist meine Antwort darauf. Als Beginn einer Bewegung, weil wir nicht mehr warten können, bis Menschen am Boden liegen, um ihnen dann zu sagen: Jetzt darfst du dich mal um dich kümmern.
 
Die meisten, die bei mir Hilfe suchen, sind längst über ihre Grenzen gegangen. Sie funktionieren noch. Irgendwie. Aber sie fühlen sich leer, fremd in sich selbst, permanent im Überlebensmodus. Und das ist kein individuelles Versagen. Das ist systemisch. Und genau deshalb braucht es einen Gegenentwurf.
 
AIKO steht für eine neue Haltung. Für eine Gesellschaft, in der Selbstfürsorge keine Belohnung ist, sondern Grundlage. Für Menschen, die nicht mehr länger darauf warten wollen, dass es irgendwann ruhiger wird, sondern die Verantwortung übernehmen – für sich, ihre Beziehungen und ihr Leben.
 
Es geht nicht um Selbstoptimierung, sondern um Stabilität. Darum, sich nicht selbst zu verlieren in einem Alltag, der immer mehr fordert. AIKO verbindet psychologische Expertise mit alltagstauglichen Tools für den Kopf, den Körper und die eigenen Grenzen. Kein Druck, kein „du musst nur wollen“, sondern Struktur, die stärkt.
 
Ich glaube daran, dass Veränderung nicht durch Appelle entsteht, sondern durch Vorbilder. Menschen, die zeigen: Ich habe angefangen, mich um mich selbst zu kümmern. AIKO ist für genau diese Menschen. Vielleicht bist du einer davon?
 
Wenn du mehr über die Bewegung erfahren willst, kommentiere ➡️AIKO⬅️ und ich schick dir alles Wichtige zu.
 

18/11/2025

ADHS oder Autismus, was ist was? Und wie unterscheiden und überschneiden sie sich?

Beide Begriffe werden oft gemeinsam genannt und das hat auch einen Grund: Sowohl ADHS als auch die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) gelten als neurodiverse Entwicklungsstörungen. Das bedeutet, dass das Gehirn Reize, Emotionen und Informationen anders verarbeitet als das neurotypische Gehirn.

Die Anzeichen zeigen sich oft schon in der frühen Kindheit, der Verlauf hingegen kann sehr unterschiedlich sein. Bei Erwachsenen, vor allem bei Frauen, werden ADHS wie auch ASS häufig übersehen oder gar nicht erkannt.

Warum? Weil viele Frauen gelernt haben sich maskieren. Sie wirken still und unauffällig, obwohl im Inneren ganz viel los ist.

Hier einige Symptome, die auf ADHS oder Autismus hinweisen können:

➔ Typische Merkmale bei ADHS
• Impulsivität und innere Unruhe
• Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit und Fokus
• SchnellER ablenkbar
• Sucht nach neuen Reizen und Abwechslung
• Bewegungsdrang
• Spontan und kreativ
• Emotional
• begeisterungsfähig
• Schnell überstimuliert, aber auch schnell gelangweilt

➔ Typische Merkmale der Autismus-Spektrum-Störung
• Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen (wirkt oft zurückgezogen)
• Reizempfindlichkeit (z. B. zu grelles Licht, laute Geräusche oder Berührungen)
• Starkes Bedürfnis nach Routinen, Struktur und Vorhersehbarkeit
• Häufig intensive Spezialinteressen

ADHS und ASS können gemeinsam auftreten, man nennt das eine „komorbide Diagnose“ und das ist tatsächlich nicht selten.

Jeder Mensch ist einzigartig. Nicht jede Person mit Autismus oder ADHS passt ins klassische Raster, deshalb ist die Selbstbeobachtung und ggf. eine gute Diagnostik sehr entscheidend.

Eine Diagnose ist kein Stempel, sondern ein Werkzeug, dass dir helfen kann, dich selbst neu kennenzulernen.

Kanntest du den Unterschied?

16/11/2025

ADHS & Kaffee

Viele Menschen mit ADHS sind über Jahre an Koffein als Form der Selbstmedikation gewöhnt, um wach, fokussiert oder emotional stabiler zu sein. Wenn dann mit Stimulanzien begonnen wird, kommt es häufig zu Irritationen, weil Ärzte selten genau erklären, wie sich Koffein und Medikamente gegenseitig beeinflussen können.

☕️ Sowohl Koffein als auch Stimulanzien wirken stimulierend, aber über unterschiedliche Mechanismen:

Koffein blockiert Adenosinrezeptoren. Das heißt, es hemmt Müdigkeit und steigert indirekt die Ausschüttung von Dopamin und Noradrenalin.

Methylphenidat oder Amphetamine (z. B. Medikinet, Ritalin, Elvanse) hemmen dagegen die Wiederaufnahme dieser Botenstoffe direkt.

Wenn beides kombiniert wird, kann sich der stimulierende Effekt potenzieren und das kann den Herzschlag und Blutdruck erhöhen, Unruhe, Nervosität, Angstgefühle oder Einschlafstörungen verstärken.

Gerade in der Eindosierungsphase, in der die individuell richtige Dosis noch nicht gefunden ist, kann das den Eindruck einer Unverträglichkeit oder Überdosierung erwecken, obwohl das Medikament an sich gut verträglich wäre.

Deshalb sollte während der Eindosierung auf Koffein weitgehend verzichtet werden, um Nebenwirkungen klar zuordnen und die optimale Dosierung sicher bestimmen zu können. Wenn die Dosis stabil ist, kann Koffein in moderaten Mengen meist wieder konsumiert werden, idealerweise zeitlich versetzt zur Medikamenteneinnahme (mindestens 2–3 Stunden Abstand), um additive Effekte zu vermeiden.

Wer über längere Zeit große Mengen konsumiert (z. B. >400 mg täglich, das entspricht etwa 4 Tassen Kaffee), sollte die Reduktion nicht abrupt, sondern schrittweise gemeinsam mit dem Arzt planen, um Entzugssymptome und Rebound-Müdigkeit zu vermeiden.

Koffein ist kein No-Go, aber in der Eindosierungsphase eher ein Störfaktor.

Wurde das bei dir vor Beginn der Medikation besprochen?

15/11/2025

Reboundeffekt oder emotionaler Crash?
 
ADHS bedeutet oft, dass unser Nervensystem besonders sensibel auf Veränderungen reagiert, sei es durch Reize von außen oder durch innere Prozesse. Zwei Zustände, die sich für viele sehr ähnlich anfühlen, aber sehr unterschiedlich entstehen, sind der Rebound-Effekt und der emotionale Crash.
 
Was ist ein Rebound?
 
Er tritt meistens auf, wenn die Wirkung von ADHS-Medikamenten nachlässt. Bei vielen ist das am späten Nachmittag oder Abend. Das Gehirn switcht dann wieder in seinen ungefilterten ADHS-Zustand:
 
- Reizoffenheit
- Impulsivität
- Konzentrationsprobleme
- Emotionale Reaktionen nehmen zu
 
Der Kontrast zum vorherigen Fokus oder der inneren Ruhe kann sich dabei wie ein Absturz anfühlen, ist aber „nur“ die Rückkehr zu unserer Grundlinie.
 
Und der emotionale Crash?
 
Er ist nicht medikamentenbedingt, sondern viel mehr das Ergebnis von emotionaler Überforderung. Wenn unser Nervensystem keine Ressourcen mehr hat, kommt es zu einem innerlichen Shutdown und wir rutschen unter unsere Grundlinie:
 
- Innere Leere
- Gereiztheit
- Emotionale Taubheit
- Sozialer Rückzug
 
So ein Crash kann durch Stress, Reizüberflutung, Symptom-Masking oder auch durch zu hohe Erwartungen ausgelöst werden.
 
Wieso ist die Unterscheidung aber so wichtig?
 
Beide Zustände sollten unterschiedlich begleitet werden.
 
- Rebound: durch kleine Alltagsroutinen den Übergang abfedern oder die Medikation nach ärztlicher Absprache anpassen
- Emotionaler Crash: Selbstfürsorge ist hier sehr wichtig. Reizreduktion, Rückzug, Entlastung und emotionale Regulation sollten hier berücksichtigt werden.
 
Kommentiere ➡️AIKO⬅️ für mehr Infos zum Thema Selbstfürsorge und wie sie dir helfen kann mit einem emotionalen Crash umzugehen.
 
Kennst du diese Zustände? Was hilft dir im Umgang damit?
 

13/11/2025

ADHS&Zyklus

Hormone haben einen erheblichen Einfluss auf die ADHS-Symptomatik bei Frauen.
 
Warum?
 
Bei Frauen spielt der Menstruationszyklus eine entscheidende Rolle. Während in der Follikelphase, also der 1. Zyklushälfte das Östrogen ansteigt und somit für gute Stimmung, klaren Fokus und mehr Motivation sorgt, übernimmt das Progesteron in der 2. Zyklushälfte, der Lutealphase, und das Östrogen sinkt.
 
Das kann sich direkt auf das Dopaminsystem im Gehirn auswirken, denn das Östrogen unterstützt die Dopaminverfügbarkeit im Gehirn. Fällt das in der 2. Zyklushälfte ab, fühlen sich viele Frauen mit ADHS plötzlich:

Das wirkt sich direkt auf das Dopaminsystem im Gehirn aus, denn Östrogen unterstützt die Dopaminverfügbarkeit. Fällt es ab, fühlen sich viele Frauen mit ADHS plötzlich
 
– reizbarer
– emotional instabiler
– unruhiger oder ängstlicher
– weniger konzentriert
– und merken, dass ihre Medikamente schwächer wirken.
 
Viele haben zusätzlich PMS- oder PMDS-Symptome, die sich durch ADHS noch verstärken. Einige erleben sogar depressive Verstimmungen, die oft mit Einsetzen der Periode wieder abklingen.
 
Was helfen kann:
– Tracke deinen Zyklus und deine Symptome mit Apps oder Notizen, um Muster zu erkennen statt dich selbst zu verurteilen.
– Sprich mit deinem Arzt, wenn deine Medikation in dieser Phase nicht reicht. Manchmal ist eine kleine Anpassung sinnvoll.
– Plane bewusster: weniger Termine, mehr Pausen, weniger Druck.
– Achte auf Ernährung und Schlaf, beides stabilisiert dein Nervensystem.
– Sprich offen mit deinem Umfeld, damit dich andere besser verstehen können.
 
Bitte glaub in diesen Tagen nicht, du wärst „zu sensibel“ oder „zu unzuverlässig“. Dein Gehirn reagiert einfach auf hormonelle Veränderungen. Selbstfürsorge heißt, das zu verstehen – nicht dagegen anzukämpfen.
 
Kommentiere ➡️AIKO⬅️, wenn du lernen willst, wie du dich in solchen Phasen besser unterstützt.
 

12/11/2025

Viele Erwachsene zweifeln nach der ADHS-Diagnose. Jahrelang hat man sich anders erklärt: als chaotisch, faul, empfindlich oder einfach „zu viel“. Wenn dann plötzlich eine Diagnose kommt, die Sinn ergibt, fühlt sich das ungewohnt an. Das Misstrauen gilt nicht der Diagnose, sondern sich selbst.

Vor allem Frauen haben gelernt, zu funktionieren, statt zu fühlen. Sie haben sich angepasst, Erwartungen erfüllt, kompensiert. Diese Strategien haben geholfen, aber sie machen es schwer, die Diagnose wirklich zuzulassen.

Wenn du dich darin wiedererkennst, kann Folgendes helfen:

- Erkenne den Zweifel als Teil des Prozesses. Er zeigt, dass du beginnst, dein Selbstbild zu überprüfen.
- Schreib dir Situationen auf, in denen du typische ADHS-Muster erkennst. Das stärkt das Vertrauen in deine Wahrnehmung.
- Lies Erfahrungsberichte oder Fachtexte von Experten. Wissen ersetzt Schuld durch Verständnis.
- Sprich mit anderen Betroffenen. Oft merkst du erst im Austausch, wie viele Parallelen es gibt.
- Achte auf deine Sprache. Ersetze „Ich bin zu unkonzentriert“ durch „Mein Gehirn funktioniert anders“.
- Feier kleine Aha-Momente. Jeder Schritt, der dich dich selbst besser verstehen lässt, ist Teil von Heilung.
- Hol dir Unterstützung, wenn der Zweifel bleibt. Therapie, Coaching oder eine Selbsthilfegruppe können helfen, das eigene Erleben neu einzuordnen.
- Und vergiss nicht deine Selbstfürsorge. Dein Nervensystem braucht Ruhe, Struktur und Mitgefühl, nicht noch mehr Druck.

Genau darum geht es in meinem Kurs AIKO. Schritt für Schritt zu mehr Verständnis, Stabilität und einem Alltag, der zu dir passt.

ADHS zu verstehen heißt, dich selbst neu kennenzulernen. Und das braucht keine Beweise, nur Geduld und Mitgefühl mit dir selbst. Kommentiere ➡️AIKO⬅️ für mehr Infos

Kennst du diese Zweifel?⬇️⬇️⬇️

09/11/2025

Diese Krise hat mich geprägt, weil sie mir gezeigt hat, wie man es nicht machen sollte.
 
Ich war jung, unsicher und in der Klinik ging es nicht um Verständnis, sondern um Kontrolle. Damals habe ich verstanden, was in Therapien schieflaufen kann, wenn Haltung und Sprache nicht stimmen. Wenn Fachpersonen Fachbegriffe benutzen, um Distanz zu wahren, statt Nähe zu schaffen.
 
Heute mache ich es anders. Ich will, dass Therapie ein Ort ist, an dem Menschen sich sicher und verstanden fühlen und verstehen, was in ihnen passiert.
 
Ich sehe es als meine Aufgabe, Brücken zu bauen: zwischen Fachwissen und echtem Verständnis. Zwischen Theorie und dem, was im Alltag passiert.
 
Zu oft habe ich selbst erlebt, wie klein man sich fühlen kann, wenn einem jemand gegenübersitzt, der in einer Fachsprache spricht, die man nicht versteht. Wenn Sätze so akademisch klingen, dass man sich dümmer vorkommt, als man ist. Wenn man denkt, man müsse „richtig“ sprechen, um ernst genommen zu werden.
 
Genau das mache ich anders. Für mich bedeutet Augenhöhe, dass Wissen nicht über Erfahrung steht. Dass Fachsprache nicht dazu dient, Distanz zu schaffen, sondern Verständnis zu fördern. Dass meine Patienten verstehen, was ich sage und dass ich verstehe, was sie meinen. Ich sehe sie als Experten für ihr Leben und mich selbst als Expertin für den Raum, in dem wir gemeinsam hinschauen.
 
Diese Krise war rückblickend eine Chance. Sie hat mir gezeigt, wie Therapie nicht sein sollte und mir die Klarheit gegeben, was sie stattdessen braucht.
 

08/11/2025

Mein Statement

05/11/2025

Haftbefehl
 
Je länger ich über die -Doku nachdenke, desto klarer wird, wie komplex seine Geschichte eigentlich ist. Da ist dieser Junge, der früh erwachsen werden musste. Der gelernt hat, Verantwortung zu übernehmen, bevor er überhaupt Kind sein durfte. Der den Schmerz seines Vaters mitgetragen hat und irgendwann begonnen hat, ihn zu betäuben.
 
Ich weiß nicht, ob Haftbefehl je eine ADHS-Diagnose bekommen hat. Aber beim Schauen hatte ich immer wieder den Gedanken, dass Trauma allein vielleicht nicht alles erklärt. Was, wenn da auch etwas Neurobiologisches mitspielt? Denn vieles an seiner Art zu fühlen, zu denken und zu handeln erinnert an das, was ich bei Menschen mit ADHS oft sehe.
 
Sicherlich spielen Traumata bei ihm eine große Rolle. Wer in einem Umfeld aufwächst, in dem psychische Krankheit, Sucht und Suizidalität präsent sind, erlebt tiefe seelische Verletzungen.
 
➡️Aber Trauma und ADHS schließen sich nicht aus, im Gegenteil: sie treten häufig gemeinsam auf.
 
Menschen mit ADHS erleben oft mehr traumatische Ereignisse. Gleichzeitig zeigen Studien, dass Traumata bei Kindern mit ADHS oft stärkere und länger anhaltende Folgen hinterlassen. Wenn dann familiäre Instabilität, psychische Krankheit oder Sucht hinzukommen, entsteht schnell ein Kreislauf aus Überforderung, Kontrollverlust und Selbstschutz, in Form von Rückzug, Überfunktionieren oder Selbstmedikation.
 
Vielleicht ist das, was wir da sehen, nicht nur eine Geschichte über Verlust und Gewalt, sondern auch über jemanden, der sein Leben lang versucht hat, mit einer inneren Unruhe zu leben, die nie wirklich verstanden wurde.
 
Bei Haftbefehl sehe ich womöglich beides: Traumata und ggf. eine neurobiologische Disposition, die ihn und seine Familie das ganze Leben begleitet hat. Sein Humor, seine Energie, seine Extreme, sie wirken wie der Versuch, innere Spannung zu regulieren.
 
Die Doku zeigt, wie eng Schmerz, Stärke und Überforderung oft miteinander verwoben sind und wie selten wir wirklich begreifen, was hinter Verhalten steckt.
 
Kam euch das Verhalten in manchen Szenen auch typisch für ADHS vor?
 

Viele sprechen nach der Netflix-Doku über  über Sucht, Ruhm oder seine Frau. Ich frage mich: wieso sieht niemand ein mög...
05/11/2025

Viele sprechen nach der Netflix-Doku über über Sucht, Ruhm oder seine Frau. Ich frage mich: wieso sieht niemand ein mögliches ADHS?

Aykut Anhan ist jemand, der früh erwachsen werden musste. Ein Vater, der spielsüchtig und depressiv war und sich suizidierte. Eine Kindheit, in der Sicherheit keine Konstante war. Und ein Junge, der versucht hat, dabei nicht unterzugehen. Mit Humor, Kontrolle und später mit Musik.

Ich weiß nicht, ob Haftbefehl jemals eine ADHS-Diagnose bekommen hat. Aber beim Schauen musste ich immer wieder an so viele Parallelen und Muster denken, die in meiner Arbeit mit Menschen mit ADHS ständig auftauchen.

Was viele übersehen: Genau diese Strategien sind oft Überlebensmechanismen. Wer in instabilen Familien aufwächst, lernt früh, Stimmungen zu lesen, Verantwortung zu übernehmen, zu funktionieren. Gerade wenn dann noch eine genetische Disposition für ADHS.

In der Doku sieht man beides: den Künstler, der alles gibt, und den Menschen, der immer wieder an sich selbst zerbricht. Er ist loyal, sorgt sich um andere, will helfen, stark sein, selbst dann, wenn er längst erschöpft ist. Das ist etwas, das ich bei vielen Erwachsenen mit ADHS beobachte: dieser unbewusste Versuch, Bedeutung zu finden, indem man gebraucht wird.

Auch das Suchtverhalten ist kein Zufall. Kokain, Glücksspiel, übermäßige Arbeit, das sind nicht nur Fluchten, sondern Versuche, einen inneren Zustand zu regulieren, der sonst kaum auszuhalten ist. Für einen Moment Ruhe im Kopf.

zeigt, wie nah Erfolg und Selbstzerstörung beieinander liegen können. Wie viel Charisma, Humor und Energie in Wahrheit Kompensation sein können. Und wie schnell wir Menschen verlieren, wenn wir nur das Offensichtliche sehen.

Vielleicht ist das, was viele als „Scheitern“ sehen, in Wahrheit der sichtbare Teil eines Lebens, das nie sicher war. Und vielleicht hätte alles anders ausgesehen, wenn jemand früh verstanden hätte, dass in dieser Familie ADHS eine Rolle spielen könnte.

Kam dir das Verhalten in manchen Szenen auch typisch für ADHS vor oder habe ich zu sehr die ADHS-Brille auf?

04/11/2025

Haftbefehl
 
Je länger ich über die -Doku nachdenke, desto klarer wird, wie komplex seine Geschichte eigentlich ist. Da ist dieser Junge, der früh erwachsen werden musste. Der gelernt hat, Verantwortung zu übernehmen, bevor er überhaupt Kind sein durfte. Der den Schmerz seines Vaters mitgetragen hat und irgendwann begonnen hat, ihn zu betäuben.
 
Ich weiß nicht, ob Haftbefehl je eine ADHS-Diagnose bekommen hat. Aber beim Schauen hatte ich immer wieder den Gedanken, dass Trauma allein vielleicht nicht alles erklärt. Was, wenn da auch etwas Neurobiologisches mitspielt? Denn vieles an seiner Art zu fühlen, zu denken und zu handeln erinnert an das, was ich bei Menschen mit ADHS oft sehe.
 
Sicherlich spielen Traumata bei ihm eine große Rolle. Wer in einem Umfeld aufwächst, in dem psychische Krankheit, Sucht und Suizidalität präsent sind, erlebt tiefe seelische Verletzungen.
 
➡️Aber Trauma und ADHS schließen sich nicht aus, im Gegenteil: sie treten häufig gemeinsam auf.
 
Menschen mit ADHS erleben oft mehr traumatische Ereignisse. Gleichzeitig zeigen Studien, dass Traumata bei Kindern mit ADHS oft stärkere und länger anhaltende Folgen hinterlassen. Wenn dann familiäre Instabilität, psychische Krankheit oder Sucht hinzukommen, entsteht schnell ein Kreislauf aus Überforderung, Kontrollverlust und Selbstschutz, in Form von Rückzug, Überfunktionieren oder Selbstmedikation.
 
Vielleicht ist das, was wir da sehen, nicht nur eine Geschichte über Verlust und Gewalt, sondern auch über jemanden, der sein Leben lang versucht hat, mit einer inneren Unruhe zu leben, die nie wirklich verstanden wurde.
 
Bei Haftbefehl sehe ich womöglich beides: Traumata und ggf. eine neurobiologische Disposition, die ihn und seine Familie das ganze Leben begleitet hat. Sein Humor, seine Energie, seine Extreme, sie wirken wie der Versuch, innere Spannung zu regulieren.
 
Die Doku zeigt, wie eng Schmerz, Stärke und Überforderung oft miteinander verwoben sind und wie selten wir wirklich begreifen, was hinter Verhalten steckt.
 
Kam euch das Verhalten in manchen Szenen auch typisch für ADHS vor?
 

Adresse

Tecklenburger Damm 59
Ibbenbüren
49477

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