23/11/2025
Für viele Menschen mit ADHS ist der Satz „Wir müssen später reden“ kein harmloser Hinweis auf ein Gespräch, sondern der Startschuss für innerliches Chaos.
Das Gehirn sucht sofort nach einer Erklärung. Und weil es Unsicherheit kaum aushält, greift es nicht zu neutralen Ideen, sondern zu den schlimmsten: „Ich habe bestimmt etwas falsch gemacht.“ „Gleich kommt Kritik.“ „Gleich zieht sich jemand zurück.“
Das hat nichts mit Drama oder Übertreibung zu tun, sondern mit einem Nervensystem, das sehr empfindlich auf Ungewissheit, mögliche Ablehnung und Kontrollverlust reagiert. Viele mit ADHS kennen die Rejection Sensitivity (Ablehnungsempfindlichkeit): Schon der Verdacht, etwas könnte negativ sein, tut weh, bevor überhaupt klar ist, ob wirklich etwas passiert ist.
Dazu kommen alte Erfahrungen: Wer oft kritisiert wurde, wer gehört hat, zu viel, zu chaotisch, zu emotional zu sein, verbindet solche Sätze oft mit Ablehnung, Schuld und Scham.
Gleichzeitig ist das Gehirn bei ADHS sehr schnell im Verknüpfen. In kürzester Zeit entstehen komplette Katastrophen-Szenarien. Aus einem Satz wird eine ganze Story: Freundschaft vorbei, Job in Gefahr, Beziehung kurz vor dem Ende. Und solange das Thema nicht klar ist, gibt es keinen Stoppknopf.
Deshalb kann es helfen, nach dem Thema zu fragen. Nicht nach Details, sondern nur: Worum geht es grob? Allein das kann den Stress deutlich runterfahren, weil das Nervensystem endlich etwas Konkretes hat, woran es sich orientieren kann.
Wenn du dich da wiedererkennst: Du bist nicht empfindlich, du reagierst verständlich auf Unsicherheit. Du darfst nach Klarheit fragen. Du darfst sagen, dass dein Kopf sonst Achterbahn fährt.
Genau das ist ein Teil von Selbstfürsorge, wie ich sie in AIKO meine: nicht nur meditieren oder baden, sondern im Alltag gut mit dir umgehen, anders mit dir reden, Grenzen setzen, Klarheit einfordern, wenn dein System sonst komplett überdreht.
Kommentiere ➡️AIKO⬅️, wenn du mehr wissen willst.
Was löst der Satz in dir aus?