
20/03/2023
Vor ein paar Tagen lag ganz viel Hochzeitsstimmung bei uns in der Luft. Die Ehefrau unseres Gastes hat ihre Gedanken und Gefühle aufgeschrieben.❤️
Wenn das Leben seine Zeit anders verteilt, als man es sich je vorgestellt hat, sind Spontanität, viel Herzenswärme und Improvisationstalent die richtige Würze für einen zauberhaften Moment im Alltag.
Seit einigen Tagen ist mein Mann Gast im Hospiz Jena und ich bin mit ihm in unser Zimmer eingezogen. Es ist unser Wunsch, hier seine letzten Lebenstage gemeinsam zu verbringen. Und es sind bisher überwiegend gute Tage. Auch wenn wir erst seit sechs Wochen wissen, wie wenige es noch sein können.
Ein Moment bleibt durch seinen Zauber im Netz der Erinnerungen haften. Wir haben 12899 Tage nach unserer Hochzeit unser Eheversprechen hier im Hospiz Jena bekräftigt. Geplant und vorbereitet war dies auf dem Wünschesteg der Leuchtenburg, denn dort wollten wir gern noch einmal hin. Jedoch genau an diesem Tag machte uns der Schuft im Kopf meines Mannes einen Strich durch die Rechnung und die körperliche Tagesform machte eine Fahrt nach Seitenroda unmöglich. Spontan sagte eine Pflegekraft, man könne die kleine Zeremonie auch hier im Raum der Stille gestalten. Und so nutzten wir eine gute Phase des Tages, bekräftigten unser Ehe-Versprechen, tauschten Ringe, nahmen Glückwünsche entgegen, stießen mit Sekt an, kosteten von der Torte, posierten für Fotos, welche Katrein Brenner für uns fertigte und hatten unverhofft ein paar mehr Gäste als gedacht und dies sehr gern.
Ein großer Dank geht hiermit an das Team des stationären Hospiz für ihr stetiges Tun, um am Ende eines Lebens noch viel Raum für Wunderschönes zu schaffen. Das Sterben gehört zum Leben, wie die Geburt auch, hat aber in unserer Gesellschaft nicht den erforderlichen Stellenwert.
Das Sterben mehr ins Leben zu rücken, wäre mein Wunsch für die Zukunft. Denn so lässt sich Trauer besser leben.