08/11/2018
Update Fallbericht 37 - wie geht es weiter im Schwimmbad?
Mittlerweile ist die RTH-Besatzung ebenfalls in dem kleinen Sanitätsraum angekommen und unterstützt, nach kurzer Übergabe, die Reanimationsmaßnahmen.
Zwischenzeitlich wurden über den liegenden I.O.-Zugang in der linken, proximalen Tibia des Kindes, die ersten Dosen Adreanlin appliziert, über das gezeigte Applikationssystem funktioniert dies, gewichtsadaptiert, tadellos.
Während der Reanimation, die nun Asynchron zur Beatmung stattfindet, können durch die RS des KTW weitere Informationen zum Ereignis in Erfahrung gebracht werden:
Das Kind sei mit anderen Kindern am Spielen gewesen, als es von einem Spielkameraden in das Schwimmbecken geschubst wurde. Dort sei es wohl mit dem Kopf an einem Wasserspielzeug angeschlagen und dann bewegungslos, mit dem Gesicht nach unten, im Wasser getrieben.
Am Kopf des Kindes ist auch nach eingehender Untersuchung keine Verletzung zu erkennen.
Laut Zeugen wurde das Kind unmittelbar nach diesem Ereignis aus dem Wasser gezogen, wo durch den Bademeister sofort die Reanimationsmaßnahmen gestartet wurden.
Zur aktuellen Situation des Patienten:
Laufende Reanimation, mittlerweile 16min CPR. Darunter nun (vom Kompressor bemerkte) Atembemühungen des Kindes sowie diskrete Spontanbewegungen.
Abbruch der Wiederbelebung und Assessment: tastbarer zentraler und peripherer Puls, ROSC.
A: gesichert, mittels ET, fixiert mittels Thomasholder. Austreten von reichlich schaumigem Sekret aus dem Tubus, dieses ist weißlich und hell. - intermittierendes Absaugen.
B: Atemgeräusch über beiden Lungen, grobblasige RGs. AF bei 20/min, SpO2 unter FiO2 von 1,0 bei 98%, seitengleiche Exkursion des Thorax, etCO2 bei 40mmHg.
C: EKG: siehe Bilder, tastbare periphere Pulse, regelmäßig, kräftig. Erster gemessener RRsys nach ROSC: 70mmHg.
D: Weiterhin GCS 3, tief komatöser Patient mit ungezielten spontanen Bewegungen der Extremitäten, sehr feinschlägig und unregelmäßig.
E: Im Ohr gemessene Temperatur von 34,6°C, der Patient wird in eine Rettungsdecke eingepackt und noch einmal abgetrocknet.
Zwischenzeitlich kommt es bei der Mutter des Kindes zu einem Zusammenbruch, im Sanitätsraum des Schwimmbades sind die Schreie der Mutter zu hören. Der RS-Praktikant, welcher in weiser Voraussicht bereits selbstständig die Krisenintervention alarmiert hat, kümmert sich um die Eltern, unterstützt von der Polizei.
Nachdem noch einmal die aktuellen Vitalparameter des Kindes evaluiert werden, wird durch die RTW-Besatzung in Absprache mit dem RTH der bodengebundene Transport in die nächste Kinderklinik organisiert, hier erfolgt zunächst eine Vorabinformation mit den wichtigsten Randdaten durch die Rettungsleitstelle, anschließend noch ein Arzt-Arzt-Gespräch und ein drittes Telefonat mit der geschätzten Ankunftszeit bodengebunden (etwa 12 Minuten).
Die Kreislaufsituation des Kindes wird durch hochverdünntes Noradrenalin (Arterenol) stabil gehalten, hierzu wird eine Ampulle Arterenol in 100mL NaCl gegeben, aus diesem Gebinde werden 10mL abgezogen, hieraus dann bei Bedarf appliziert.
Nun unsere Fragen:
Welche Maßnahmen ergreift ihr während des Transportes?
Welche Ideen habt ihr zur weiteren Versorgung des Kindes?
Wie wertet ihr das angeblich stattgefundene Trauma des Patienten?
Wir sind gespannt und freuen uns auf Euren Input!
Sebastian Geißert von den Fallbeispielen Notfallmedizin