17/09/2025
🧠 In unserem heutigen „Wie behandeln wir …?“-Beitrag soll es um das Krankheitsbild der infantilen Zerebralparese, kurz ICP, gehen. Durch eine frühkindliche Schädigung (z.B. Sauerstoffmangel, Infektion, Blutungen, Frühgeburtlichkeit) des sich entwickelnden Gehirns vor der Geburt bzw. innerhalb der Neugeborenenperiode führt die Krankheit zu lebenslangen, überwiegend motorischen Einschränkungen der betroffenen Kinder. In Deutschland sind etwa drei bis vier von 1.000 neugeborenen Kindern betroffen. Frühgeborene sind 100 bis 300 Mal häufiger betroffen.
ℹ Kinder mit ICP zeigen ein verändertes Bewegungsmuster durch erhöhten (Spastik) oder wechselnden (Dystonie) Muskeltonus bzw. eingeschränkter Koordination (Ataxie). Die Reflexe sind typischerweise gesteigert. Der veränderte Muskeltonus verursacht in unterschiedlicher Ausprägung Hüftfehlstellungen und Wirbelsäulendeformitäten. Das Gehen und der Handgebrauch sind je nach Schweregrad eingeschränkt bis unmöglich. Die Koordination von Sprechen und Schlucken kann erschwert sein. Aufgrund der Schädigung des kindlichen Gehirns kann sich begleitend eine Epilepsie entwickeln oder die geistige Entwicklung beeinträchtigt bis schwer gestört sein.
🤝 Unser Team der Kinderklinik unterstützt dank seiner langjährigen Expertise in der Begleitung von Kindern mit ICP durch umfangreiche rehabilitative Maßnahmen und einen multiprofessionellen Ansatz. Dazu gehören die Ganganalysen, Hilfsmittelerprobungen und –anpassungen, neurokognitive Entwicklungstestungen und Frühförderung inklusive Sehfrühförderung sowie Schulberatung und psychologische Begleitung.
🦶 Physio- und ergotherapeutisch stehen die Behandlung der Gelenkkontrakturen (Verkürzungen von Muskeln, Sehnen oder Bändern), das Gangtraining und die hilfsmittelgestützte Fortbewegung im Vordergrund, genauso wie das Training der feinmotorischen Funktionen. Anwendung findet bei unseren Patientinnen und Patienten mit Halbseitenlähmung (Hemiparese) zusätzlich das CIMT-Konzept (Constraint-Induced Movement Therapy) zur gezielten Förderung des betroffenen Armes.
🗣 Logopädisch werden Schluck-, Sprach- und Sprecheinschränkungen behandelt. Patientinnen und Patienten mit Epilepsie werden durch unsere Kinderneurologen und Epileptologen begleitet, einschließlich notwendiger EEG-Untersuchungen, Aufklärung und medikamentöser Therapieeinstellung bzw. –umstellung. Interdisziplinär besteht die Möglichkeit eines klinischen und diagnostischen neuroorthopädischen Monitorings zum Erhalt der Hüft- und Wirbelsäulengesundheit.
❗ Weitere spannende Einblicke zu verschiedenen Krankheitsbildern aus unserem Klinikalltag findet ihr unter: https://karriere.klinik-bavaria.de/einblicke-stories/wie-behandeln-wir.