17/08/2024
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Immer wieder erhitzt die Diskussion um den Schmetterlingsflieder (Buddleja) die Gemüter. Gebetsmühlenartig wird auf die Gefahr und die kaum vorhandene Nützlichkeit dieser invasiven Pflanze hingewiesen. Und so sicher wie das Amen in der Kirche kommen die Gegenargumente. Im Internet wird Buddleja von unqualifizierten Quellen als wertvolle Nahrung für Schmetterlinge angepriesen. Fachkompetente Stellen lassen kein gutes Haar daran, und das zu recht.
Aber was stimmt denn nun ? Ich will mir die Mühe machen es hier mal zusammenzufassen und gleichzeitig auch die immer wiederkehrenden Argumente pro Buddleja zu entkräften.
Buddleja ist eine invasive Art. Sie ist eine Pionierpflanze die vor allem in Trocken- und Magerbiotopen Fuß fasst. Dabei verdrängt sie nur selten direkt andere Pflanzen, sondern wandelt den Boden dieser Biotope um. Die weit herunterhängenden Zweige sind sog. Nährstofffallen. Laub und andere Organische Abfälle sammeln sich darunter und reichern den Boden mit Nährstoffen an. Das aber ist der Tod für die in diesen Biotopen lebenden und oft bedrohten Spezialisten für Mager- und Trockenböden. In der Folge siedeln sich nährstoffliebende Pflanzen an. Nicht selten die Kanadische Goldrute, die einen ähnlichen Lebensraum besiedelt und den Boden zusätzlich mit Nährstoffen versorgt, aber auch ein für andere Pflanzen undurchdringliches Wurzelgeflecht bildet. Die Artenvielfalt solcher Biotope geht drastisch zurück was besonders fatal ist, da wir nicht mehr so viele dieser Biotope haben.
„Ich habe Buddleja seit 20 Jahren im Garten und bei mir verbreitet die sich gar nicht“
Das ist korrekt. Buddlejasamen brauchen sehr mageren Boden zum keimen. In normaler Gartenerde oder stickstoffreichen Böden gehen die Samen nicht auf. Buddleja ist kein Problem für den Garten, sondern für eben jene Biotope in die sie auch durch Gärten verbreitet wird.
„Ich habe noch nie Buddleja in der Natur gesehen“
Auch das mag sein. Wer aber spaziert schon durch aufgelassene Ton- und Kiesgruben oder Steinbrüche? Zumal diese meist unter Naturschutz stehen und nicht betreten werden dürfen.
Buddleja ist eben nicht überall ein Problem, sondern eben in genau diesen kaum zugänglichen Biotopen.
„Ich schneide die Rispen nach dem Verblühen immer ab so dass kein Samen gebildet werden kann“
Leider ein Trugschluss. Da die Rispen von unten nach oben abblühen, findet auch die Samenreife in dieser Folge statt. Wenn also die Rispe etwa zur Hälfte verblüht ist, werden an der Basis schon die ersten Samen reif. Man müsste sie also schneiden, wenn die ersten Blüten der Rispe verblüht sind. Macht kein Mensch.
„Ich habe eine sterile Sorte, die bildet keine Samen“
Schön wäre es. „Sterile“ Sorten bilden lediglich keinen Pollen aus. Die Blüten können aber durchaus mit dem Pollen anderer Buddlejapflanzen befruchtet werden und bilden dann sehr wohl Samen aus.
„Buddleja ist wichtig für Insekten, weil zu der Zeit kaum etwas anderes blüht“
Es ist völlig normal, dass die Blütenfülle in der zweiten Jahreshälfte und vor allem im Herbst stark zurückgeht. Unsere Insekten sind hervorragend daran angepasst. Sie brauchen keinen Nektar aus Blüten, sondern schlicht Fruchtzucker. Und den holen sie sich in der zweiten Jahreshälfte zunehmen von überreifen Früchten, Beeren und Baumsäften. Blüten sind für die meisten Insekten zu dieser Jahreszeit nicht von Bedeutung.
Überhaupt, wie sieht es denn mit dem Nahrungsangebot von Buddleja aus?
Um es nochmals zu verdeutlichen. Buddleja hat ca. 15mm tiefe Blütenkelche. Ungefähr auf der Hälfte sitzen wenige, absolut winzige Pollen. Ganz unten im Kelch eine ebenfalls winzige Menge Nektar. Außer einigen Schmetterlingsarten und ebenfalls winzigen Kleinstinsekten kommt kein Insekt an den Nektar. Der Pollen wird von keinem Insekt genutzt. Die starke Lockwirkung aber zieht alle Arten von Insekten an, die meisten davon versuchen vergeblich an die süße Fracht zu gelangen. Kleinstinsekten gelangen zwar bis zum Blütenboden, aber durch die reusenartigen Haare nicht mehr hinaus und verenden dort.
Die Lockwirkung der Blüte bleibt auch dann noch erhalten, wenn das kleine bisschen Nektar aufgebraucht ist. Langrüsselige Insekten können das nur feststellen, indem sie jede einzelne Blüte testen. Der damit verbundene Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ertrag. Ist die Rispe durchgeblüht, sind auch die letzten Blüten ohne Nektar, werden aber immer noch abgesucht. Ohne Erfolg. Theoretischkönnen auch langrüsselige Insekten an den Blüten verhungern oder geschwächt werden.
Fazit: Es gibt nicht den geringsten sachlichen Grund, Buddleja im Garten zu haben. Diese Pflanze dient ausschließlich der Bespaßung des Besitzers, weil man daran schön Insekten beobachten kann. Das kann man aber an heimischen Pflanzen auch und die haben tatsächlich eine positive Wirkung für Insekten. Und sei es als Larvenfutterpflanze, wobei Buddleija auch in diesem Aspekt keine Bedeutung hat. Zwar wurden gelegentlich Raupen polyphager Arten an Buddleja beobachtet, aber diese Arten sind nicht bedroht und die Raupen fressen so ziemlich alles, was grün ist und/oder haben reichlich Auswahl an anderen Pflanzen.
Die Fotos zeigen eine ehemals artenreiche, offengelassene Kiesgrube die von Buddleja erobert wurde. Im Schlepptau die Kanadische Goldrute. Buddleja blüht hier schon im zweiten Wuchsjahr an kaum 20 cm hohen Jungpflanzen. Das Biotop ist inzwischen quasi zerstört.
Artikel von:
Ralf Da