Katrin Naunin, ärztl gepr christl Gesundheits- und Ernährungsberaterin

Katrin Naunin, ärztl gepr christl Gesundheits- und Ernährungsberaterin Darmgesundheit, Hormone, christliche Lebensberatung. Ganzheitlich gut beraten
Gewissenhaft, ehrlich, lösungsorientiert

04/06/2025

Gentests: Grundsätzlich genial
Ein Test, drei Gene: Mehr braucht es nicht, um bis zu 75 % aller vermeidbaren Nebenwirkungen zu verhindern. Warum wird diese Möglichkeit bisher kaum genutzt?

Jedes Jahr landen Tausende Menschen wegen Arzneimittel-Nebenwirkungen im Krankenhaus – und das oft völlig unnötig. In Deutschland sind es schätzungsweise 5 Prozent aller stationären Aufnahmen, bei älteren Patienten sogar etwa 10 Prozent. Wie ernst das Problem ist, zeigt eine Erhebung aus vier großen deutschen Notaufnahmen. Innerhalb von nur 30 Tagen wurden dort mehr als 10.000 Patienten untersucht – bei 6,5 Prozent lag eine mögliche, wahrscheinliche oder gesicherte unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) vor.

Die Ursachen sind komplex, doch nicht immer liegt es an Interaktionen, an Einnahmefehlern oder an Nebenwirkungen, die alle Patienten verspüren. Menschen reagieren unterschiedlich auf Wirkstoffe – je nach Genetik, Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Leber- oder Nierenfunktion. Und das Erbgut – Stichwort Pharmakogenetik – spielt eine größere Rolle als angenommen.

Schlüsselgene gegen unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Über einen Zeitraum von 60 Jahren haben britische Arzneimittelbehörden mit dem Yellow-Card-System Daten zu Nebenwirkungen von Medikamenten gesammelt. In Deutschland sind dafür das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zuständig.

Jetzt haben britische Forscher über 1,3 Millionen solcher Berichte ausgewertet. Ihr Ergebnis: In 115.789 Fällen – also 9 Prozent – waren Medikamente im Spiel, deren Nebenwirkungsrisiko Ärzte durch genetische Informationen gut einschätzbar gewesen wäre. Besonders häufig waren CYP2C19, CYP2D6 und SLCO1B1 betroffen, also drei Gene, die maßgeblich den Abbau und die Verstoffwechselung von Medikamenten steuern. Vor allem Arzneimittel gegen psychische Erkrankungen (47 Prozent) und gegen Herz-Kreislauf-Leiden (24 Prozent) erwiesen sich als anfällig für genetisch bedingte Nebenwirkungen.

Die Studie zeigt, dass durch gezielte Tests auf die drei Gene rund 75 Prozent der genetisch beeinflussbaren Nebenwirkungen vermieden werden könnten. Besonders in der Psychiatrie bieten pharmakogenetische Tests ein großes Potenzial, um Nebenwirkungen zu reduzieren und die Therapie gezielter zu steuern.

Kurzer Überblick: Die wichtigsten Gene beim Stoffwechsel von Pharmaka
CYP2C19

Ein Cytochrom-P450-Enzym.
Wichtig für den Abbau von z. B. Protonenpumpenhemmern (Omeprazol), Clopidogrel und einigen Antidepressiva.
Varianten führen zu schneller, normaler oder verlangsamter Metabolisierung.
CYP2D6

Gehört ebenfalls zur Cytochrom-P450-Enzymfamilie.
Verstoffwechselt etwa 25 Prozent aller Medikamente, z. B. Antidepressiva, Betablocker und Schmerzmittel (z. B. Codein).
Genetische Varianten können zu sehr schneller (Ultrarapid-Metabolizer) oder extrem langsamer (Poor Metabolizer) Verstoffwechselung führen.
SLCO1B1

Kodiert ein Transportprotein in der Leber (OATP1B1).
Beeinflusst u.a. die Aufnahme von Statinen in Leberzellen.
Varianten erhöhen das Risiko für Statin-assoziierte Muskelschäden (Myopathien).
CYP3A4 und CYP3A5

Verstoffwechseln gemeinsam rund 50 Prozent aller Medikamente, darunter Statine, Immunsuppressiva (z. B. Tacrolimus) und viele Chemotherapeutika.
CYP3A5 ist genetisch stark variabel und beeinflusst zusammen mit CYP3A4 individuelle Medikamentenreaktion.
TPMT (Thiopurin-S-Methyltransferase)

Reguliert den Abbau von Thiopurinen (z. B. Azathioprin, Mercaptopurin).
Genetische Varianten können zu toxischen Nebenwirkungen führen, da sich die Wirkstoffe im Körper anreichern.
DPYD (Dihydropyrimidin-Dehydrogenase)

Wichtig für den Abbau von 5-Fluoruracil und verwandten Chemotherapeutika.
Funktionsverluste im Gen können zu schweren, teils tödlichen Nebenwirkungen führen.

Wo hakt es in Deutschland?
Damit sind die Fakten klar, zumindest aus wissenschaftlicher Sicht. Doch trotz ihres medizinischen Potenzials kommen pharmakogenetische Tests in Deutschland bislang kaum in der Routineversorgung zum Einsatz. Ein Hauptgrund: Gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel nicht. Nur in wenigen, klar definierten Fällen – etwa bei bestimmten Krebstherapien – hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine Kostenübernahme beschlossen. Auch fehlen in den meisten Leitlinien Empfehlungen dazu.

Erschwerend kommt hinzu, dass das deutsche Gendiagnostikgesetz (GenDG) hohe Anforderungen an genetische Untersuchungen stellt, insbesondere beim Datenschutz und der informierten Einwilligung der Patienten. Patienten bleibt immer noch die Möglichkeit, Tests als Selbstzahler-Leistungen in Anspruch zu nehmen – nicht nur beim Arzt. Manche Apotheken bieten dies über externe Labore ebenfalls an.

Fazit: Patienten schützen, Gelder einsparen
Wenn pharmakogenetische Tests stärker in die medizinische Praxis eingebunden würden, hätte das gleich mehrere Vorteile: Ärzte könnten so manchen unerwünschten Effekt vermeiden, wenn sie Therapien besser auf die individuelle genetische Ausstattung abstimmen. Davon würde auch das Gesundheitssystem profitieren – durch wirksamere Behandlungen und Einsparungen bei den Kosten.

Bildquelle: Planet Volumes, Unsplash

28/05/2025

Kernlose Trauben: Warum Sie besser die Finger davon lassen sollten
Katharina Böntgen, 27. Mai 2025

Obst ist in der Regel gesund, solange es in moderaten Mengen konsumiert wird. Dennoch gibt es im Supermarkt einige Produkte, die nur auf den ersten Blick gesund erscheinen.

Viele empfinden es als unangenehm, wenn sich ein Traubenkern zwischen den Zähnen festsetzt. Abgesehen davon, dass er keinen besonderen Geschmack hat, schmecken Weintraubenkerne den meisten Menschen bitter. Aus diesem Grund sind kernlose Traubensorten sehr beliebt. Zwar kommen kernlose Varianten auch in der Natur vor, doch in der Regel sind diese Beeren sehr klein.

Um kernlose Trauben mit gutem Geschmack zu erhalten, werden diese gezielt gezüchtet und während des Wachstums mit Hormonen manipuliert. Konkret heißt das: Die Traubenstöcke werden in der Wachstumsphase mit Gibberellinen und Auxin besprüht. Die Früchte bilden dadurch keine Kerne, stehen weiter auseinander und sind bei der Ernte größer als unbehandelte Früchte.

Das Endergebnis gilt zwar als unbedenklich für den menschlichen Verzehr, doch es fehlen Forschungsergebnisse über mögliche Langzeitfolgen. Aber schon der Verzicht auf Traubenkerne tut der Gesundheit nicht unbedingt gut.

Traubenkerne: Darum sind sie so gesund
Dennn die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Weintrauben stecken gerade in den oft ungeliebten Samen. Sie enthalten unter anderem oligomere Proanthocyanidine (OPC), die antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften haben. Außerdem sollen sie die Herzgesundheit verbessern und das Immunsystem stärken.

Es gibt einige gute Gründe, Trauben mit Kernen zu kaufen – das gilt besonders für blaue, rote oder schwarze Sorten. Denn diese enthalten einen höheren Gehalt an Resveratrol als grüne Trauben und zusätzlich eine besonders hohe Menge an Quercetin. Resveratrol wird oft als Anti-Aging-Wunder gefeiert, da es der Hautalterung vorbeugen und die Zellen vor freien Radikalen schützen soll. Quercetin ist ein pflanzliches Pigment mit ähnlichen Effekten und kann zusätzlich Allergiesymptome lindern, da es über anti-histaminische und anti-virale Eigenschaften verfügt.

Warum Sie auf die Kerne beißen sollten
Von all diesen Vorteilen für Gesundheit und Schönheit können Sie aber nur profitieren, wenn Sie sich von Zeit zu Zeit überwinden und die bitteren Traubenkerne zerbeißen. Nur so gelangen die wertvollen Wirk- und Nährstoffe direkt in Ihren Körper.

Linke Seite: Rote Blutkörperchen unter dem Mikroskop. Rechte Seite: Rote Blutkörperchen nach einem 15 minütigen Handyges...
08/05/2025

Linke Seite: Rote Blutkörperchen unter dem Mikroskop. Rechte Seite: Rote Blutkörperchen nach einem 15 minütigen Handygespräch. Sie verklumpen.

08/04/2025

Wie ich niemals an Homöopathie glaubte
Wer Schwurbel wie Kügelchen, Salze und Blüten verkaufen will, hat in der Apotheke nichts verloren. Warum einige meiner Kollegen doch so anfällig für diesen Quatsch sind, werde ich nie verstehen. Eine persönliche Geschichte.

Vorab: Ich glaubte niemals an die Homöopathie. Ich habe also keine Geschichte für euch, wie ich dazugelernte und meine Meinung sich um 180 Grad drehte. Meine Eltern gaben mir nie irgendwelche Kügelchen und mein damaliger Arzt war seriös, ein Halbgott in Weiß. Als Jugendlicher besuchte ich mit meinen Freunden oft eine Apotheke in meiner Stadt, die einem Mann mittleren Alters gehörte. Wir ließen uns zu allen möglichen Dingen beraten und stellten unendlich viele Fragen. Dieser Apotheker wusste alles, er schien auf alle Fragen eine Antwort zu haben. Das beeindruckte mich. Ich hatte fortan großen Respekt vor Apothekern und dachte, alle wären so.

Bei Eisenmangel Lactose nehmen – hä?
Zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade meine Mittlere Reife in der Tasche und habe mit einer Ausbildung begonnen. Selbst Apotheker zu werden, war für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Jahre später ging ich in eine andere Apotheke und gab an, mich ständig erschöpft und müde zu fühlen. Ich vermutete, dass ich eventuell einen Eisenmangel haben könnte. Ich wollte Eisen, aber ich bekam Lactose. Genau genommen ein Schüßler-Salz: Ferrum Phosphoricum D12.

Keine Homöopathie, aber ziemlich nah dran. Ich kaufte es. Warum auch nicht? Es wurde mir ja von einem Apotheker empfohlen. Ich war Laie und kannte mich nicht aus mit diesem Zeug. Es gab keinen Grund, ihn anzuzweifeln. Ich hielt schließlich sehr viel von Apothekern.

Doch dieser Apotheker war nicht wie der andere aus meiner Jugend. Dieser Apotheker nutzte entweder meine Unwissenheit aus und war unseriös oder er war selbst unwissend, was allerdings unmöglich ist. Unverschämt.

Wenn ich heute daran zurückdenke, ärgere ich mich natürlich darüber. Nicht über mich – denn es war nicht meine Aufgabe, Bescheid zu wissen. Seine hingegen schon. Wenn man Fachleuten auf ihrem Fachgebiet nicht mehr vertrauen kann, wem dann? Warum empfahl er mir diese Lactosetabletten bei Eisenmangel? Weil er Geld verdienen wollte? Nein, dann hätte er mir auch richtige Eisentabletten verkaufen können und sich nicht schlecht fühlen müssen, dass er mir nur ein Placebo verkaufte. Die einzige Schlussfolgerung für mich kann nur sein, dass er selbst an diesen Hokuspokus glaubte.

Spaß mit Nadeln
Ungefähr zur selben Zeit hatte ich eine Zahnärztin, die Spaß daran hatte, mir kleine Nadeln ins Ohr zu stecken. Sie meinte, das mache sie, damit ich nicht würgen muss, wenn sie einen Abdruck des Oberkiefers nehme. Ich würgte trotzdem. Sie erklärte mir, dass es ohne die Nadeln noch viel schlimmer gewesen wäre. Aber natürlich. Ich bin mir sicher, dass sie das genauso in ihrem Studium lernte. Ordentlich Nadeln für Zahnärzte.

Für die Nadeln musste ich privat bezahlen. Gut so. Außerdem wollte sie, dass ich mir anthroposophischen Aufbaukalk für meine Zähne kaufte. Der schmeckte zwar gut, weil er aus Lactose bestand, brachte aber nichts. Wie auch. Ich wechselte die Zahnärztin.

„Mir hats immer gut geholfen“
Eines Tages benötigte ich einen HNO-Arzt, da meine Nase des Öfteren verstopft war und ich mir nicht täglich abschwellendes Nasenspray in die Nase pumpen wollte. Ich fand einen. Jedoch keinen guten, denn seine Lösung war, mir ein homöopathisches Nasenspray auf einem grünen Rezept zu empfehlen. Ich sprach ihn darauf an und fragte ihn, ob er mein Problem nicht ernst nehmen würde, weil er mir nur ein Placebo verordnete. Er erwiderte nur: Mit diesem Nasenspray habe ich immer gute Erfahrungen gemacht. Ich hatte jedoch keine gute Erfahrung gemacht. Mit ihm.

Spätestens von da an hatte ich bei jedem neuen Arzt Angst, dass er plötzlich auf die unsinnige Idee kommen könnte, mir Globuli zu empfehlen. Sodass ich leider mit ihm Schluss machen müsste, auch wenn ich bis dahin eigentlich sehr zufrieden war. Wer sich auf dieses unwissenschaftliche Niveau herablässt, dem kann ich auch sonst nicht vertrauen. Ich möchte Fachleuten auf ihrem Gebiet so vertrauen können wie einst meinem Apotheker.

Was habt ihr im Studium gelernt?
Nach meinem Abitur wollte ich dann auch Fachmann werden. Also beschloss ich, Pharmazie zu studieren, um Apotheker zu werden. Das Studium war sehr lernintensiv und extrem naturwissenschaftlich ausgelegt. Es gab darin auch keinen Platz für Pseudomedizin. Während des Studiums habe ich sehr viele zukünftige Apotheker kennengelernt, aber ich kann mich an niemanden erinnern, der an die Homöopathie glaubte. Weder Professoren noch Kommilitonen. Wir wussten alle, dass die Homöopathie keine Wirkung hat, die über den Placeboeffekt hinausgeht.

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08/04/2025

Geben Sie Acht auf Ihre Nieren – erst recht nach einer COVID-19-Erkrankung
COVID-19 geht an die Nieren und kann in Folge das lebenswichtige Entgiftungsorgan schädigen. Davor warnen Nephrologen anlässlich des Weltnierentags am 10. März.

Ziel des Weltnierentags ist, die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Prävention von Nierenerkrankungen zu richten. Denn Nierenerkrankungen sind schmerzlos, werden oft über eine lange Zeit nicht von den Betroffenen bemerkt, schreiten aber stetig voran – bis die Nieren ganz versagen. Früh erkannt und behandelt, lässt sich dieser Prozess deutlich verlangsamen, bestenfalls sogar ganz aufhalten. Auf die Nieren Acht zu geben, lohnt sich also! Diese Präventionsbotschaft hat vor dem Hintergrund von COVID-19 noch an Relevanz gewonnen: COVID-19 geht an die Nieren und kann in Folge das lebenswichtige Entgiftungsorgan schädigen.

„Die Folgen einer COVID-19-Erkrankung sind vielfältig und weitreichend. Zu wenig Beachtung hat bislang die Niere in diesem Kontext erhalten“, betont Prof. Dr. Julia Weinmann-Menke, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN). Dabei zeigte bereits eine Autopsie-Sstudie des UKE Hamburg zu Beginn der Pandemie, dass bei den an COVID-19 Verstorbenen das Nierengewebe geschädigt war. Eine Studie aus Aachen, die Ende 2021 publiziert wurde, wies nach: SARS-CoV-2 infiziert Nierenzellen und dieser Prozess ist mit einer tubulointerstitiellen Nierenfibrose, also einer Vernarbung des Nierengewebes, assoziiert.

Was bedeutet das konkret für Menschen, die an COVID-19 erkrankt waren? Um das zu beantworten, untersuchte eine Studie die Nierenfunktion von 89.216 US-Veteranen 30 Tage nach akuter COVID-19-Erkrankung sowie von 1.637.467 Kontrollpersonen, die keine SARS-COV-2-Infektion durchgemacht hatten, und fand so heraus, wie stark die Nieren in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Risiko, nach COVID-19 einen Nierenfunktionsabfall von mehr als 50 Prozent zu erleben, ist um das 1,6-Fache erhöht gewesen, das Risiko, ein „Komplettversagen“ der Nieren zu erleiden und auf eine Transplantation oder chronische Dialysebehandlung angewiesen zu sein, sogar fast um das Dreifache. Die Studie zeigte außerdem: Je schwerer die COVID-19-Akuterkrankung war, desto höher das Risiko für eine eingeschränkte Nierenfunktion in der Folge. Ein schweres „Nierenevent“ (in der Studie definiert als eine Abnahme der glomerulären Filtrationsrate (GFR) um mehr als 50 Prozent, Erreichen der Dialysepflichtigkeit oder Tod) erlitten sechs Monate nach Akuterkrankung 2 von 1.000 Betroffenen, deren COVID-Erkrankung nicht im Krankenhaus behandelt werden musste, fast 32 von 1.000 Betroffenen, die wegen COVID-19 hospitalisiert worden waren, und 80 von 1.000, die auf der Intensivstation aufgenommen worden waren.

Die „Hamburg City Health Study” zeigte darüber hinaus, dass die GFR auch bei Menschen, die eine COVID-19-Erkrankung durchgemacht hatten, aber deswegen nicht im Krankenhaus behandelt werden mussten, geringer war als in der Kontrollgruppe, die sich nicht mit SARS-CoV-2 infiziert hatte. Insofern können die Nieren auch von weniger schwer verlaufenden COVID-19-Erkrankungen in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn auch nicht so weitreichend wie nach einem schweren, intensivpflichtigen Krankheitsverlauf.

Laut DIVI-Register wurden in Deutschland insgesamt 169.000 Menschen wegen COVID auf der Intensivstation behandelt (Stand Mitte Februar 2022). Diese Zahl enthält auch jene Patientinnen und Patienten, die an der Erkrankung gestorben sind (ca. 30 bis 50 Prozent). „Insbesondere von denen, die eine intensivpflichtige COVID-19-Erkrankung überstanden haben, wird ein Teil eine deutliche Nierenfunktionseinschränkung davontragen, aber es unter Umständen eine Zeit lang gar nicht bemerken“, erklärt Prof. Dr. Julia Weinmann-Menke.

Beispiel: Hat ein Mensch eine GFR von 80 ml/min/1,73 m2, die dann durch eine COVID-19-Erkrankung um 50 Prozent oder auch nur 30 Prozent zurückgeht, führt das meistens noch nicht zu Symptomen. Die stellen sich oft erst ein, wenn die GFR unter 30 oder 20 ml/min/1,75 m2 fällt.

„Genau das ist die Crux an einer chronischen Nierenkrankheit, dass sie zunächst „stumm“ verläuft, aber die Nierenfunktion ohne Behandlung in Folge immer weiter sinkt“, betont Weinmann-Menke. Wenn Betroffene nach COVID-19 also einen Teil der Nierenfunktion eingebüßt haben, wäre es wichtig, diese Menschen zu diesem Zeitpunkt zu diagnostizieren und einer Behandlung zuzuführen, um den Krankheitsverlauf einzudämmen.

„Es liegt uns sehr am Herzen, dass ehemalige COVID-19-Patientinnen und -Patienten um ihr erhöhtes Nierenrisiko wissen und – wie Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes mellitus – vom Hausarzt jährlich die Nierenwerte überprüfen lassen, um nicht das Zeitfenster für eine frühzeitige Therapie zu verpassen“, ergänzt Weinmann-Menke. Denn im Hinblick auf die Behandlung habe sich in den vergangenen Jahren vieles getan. Es konnte z. B. gezeigt werden, dass bestimmte Diabetes-Medikamente den Nierenfunktionsverlust und die Dialysepflichtigkeit effektiv aufhalten können - auch bei Menschen, die gar kein Diabetes haben. Doch die Medikamente können nach jetziger Zulassung nur bei Patientinnen und Patienten mit einer GFR von über 25 ml/min/1,75 m2 neu angesetzt werden. So ist es wichtig, dass Betroffene nicht erst in der nephrologischen Sprechstunde vorstellig werden, wenn die Nierenfunktion bereits unter diesen Wert gefallen ist: „Es geht uns nicht darum, Ängste zu schüren, sondern Menschen für eine COVID-19-Folgekomplikation zu sensibilisieren, die in den meisten Fällen gut behandelbar ist, wenn sie rechtzeitig erkannt wird“, bekräftigt Weinmann-Menke.

Im Infofaltblatt „Geben Sie Acht auf Ihre Nieren – besonders auch nach einer COVID-19-Erkrankung“ werden acht Tipps an die Hand gegeben, mit denen man die Nieren schützen und gesunderhalten kann. Herausgeber sind die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), der Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e.V., das KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V., die PHV Patienten-Heimversorgung Gemeinnützige Stiftung und die Deutsche Nierenstiftung: „Wir hoffen, dass diese Präventionsbotschaft zum Weltnierentag möglichst viele Menschen erreicht.“

Link auf das Infoblatt:https://www.dgfn.eu/files/content/presse/2022/03/wnt/DGFN-WNT-2022-Faltblatt.pdf

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) e.V.

28/02/2025

DocCheck News

Neues Organ – neues Ich?
Ein neues Herz, eine neue Niere – und plötzlich auch eine neue Persönlichkeit? Manche Transplantationspatienten berichten nach ihrer OP von seltsamen Veränderungen. Eine Spurensuche.

Um Organtransplantationen ranken sich zahlreiche Mythen. Nun macht ein neues Organ die Patienten nicht zu anderen Menschen – aber es kann sie verändern. Weil es eine neue Lebensrealität schafft, weil Medikamente Einfluss haben und weil der Kopf oft mehr mitspielt als Betroffene denken. Wer eine Transplantation durchlebt, startet in ein neues Kapitel seines Lebens – und das hinterlässt eben Spuren, körperlich wie emotional.

Überraschende Veränderungen nach der Organtransplantation
Mehrfach haben Ärzte Persönlichkeitsveränderungen nach Organtransplantationen beobachtet. Dazu zählen neue Vorlieben, ungewohnte Emotionen oder sogar Charakterzüge, die vorher undenkbar gewesen wären.

So haben von 47 befragten Patienten 79 % angegeben, nach der OP und der Genesung nichts Auffälliges beobachtet zu haben. 15 % berichteten über Veränderungen – allerdings nicht wegen des Spenderorgans, sondern durch die belastenden Erfahrungen der lebensbedrohlichen Krankheit und der Wartezeit auf das Spenderorgan.

Mit dem zweiten fühlt man besser?
Spannend wird es bei den verbleibenden 6 %: Drei Patienten waren überzeugt, ihr neues Herz habe auch ihre Persönlichkeit beeinflusst. Sie berichteten, dass sie plötzlich andere Emotionen, Vorlieben oder Verhaltensweisen an sich bemerkten – als ob sie Teile der Identität des Spenders übernommen hätten.

Eine ältere Studie, ebenfalls auf der Grundlage von Befragungen, kommt zu ähnlichen Ergebnissen. So erhielt ein neunjähriger Junge das Herz eines dreijährigen Mädchens, das ertrunken war – und entwickelte plötzlich eine extreme Angst vor Wasser, obwohl er nichts über die Todesursache seiner Spenderin wusste. Und ein Professor, der das Herz eines erschossenen Polizisten erhielt, berichtete von unerklärlichen Lichtblitzen im Gesicht.

Noch verblüffender: Eine Frau, die das Herz einer Vegetarierin erhielt, entwickelte eine Abneigung gegen Fleisch. Sogar Änderungen der sexuellen Orientierung wurden berichtet – ein homosexueller Mann fühlte sich nach der OP zu Frauen hingezogen, eine lesbische Empfängerin begann, Männer attraktiv zu finden.

Wesensveränderungen nicht nur bei Herztransplantationen
Eine weitere Studie zeigt: Nicht nur Herzempfänger erleben vereinzelt Überraschendes. Laut Befragung von 47 Transplantationspatienten – darunter 23 Herztransplantierte und 24 Empfänger anderer Organe – gaben 89 % an, nach der Operation Veränderungen in ihrer Persönlichkeit bemerkt zu haben. Überraschend: Die Art der Veränderungen unterschied sich kaum zwischen den Gruppen mit unterschiedlicher Organtransplantation.

„Dieses Ergebnis stellt die bisherige Annahme infrage, dass speziell Herzempfänger von tiefgreifenden Persönlichkeitsänderungen betroffen sind“, schreiben die Autoren. „Vielmehr scheint es, dass solche Veränderungen generell nach einer Transplantation auftreten können.“ Die Ursachen seien jedoch unklar.

Erklärungen zwischen Anekdoten, Mythen und Fakten
Fallberichte und Patientenbefragungen als Grundlage zeigen bekannte Schwächen. Assoziationen im Einzelfall werden als Kausalitäten betrachtet, was sie aller Wahrscheinlichkeit nicht sind. Oft bleibt es bei Anekdoten.

Doch was steckt wirklich dahinter? Wissenschaftler sehen den Grund von Veränderungen weniger in mysteriösen Zellgedächtnissen, sondern eher in psychischen Anpassungsprozessen: Eine Transplantation ist ein massiver Einschnitt ins Leben – körperlich und emotional. Dankbarkeit, Schuldgefühle gegenüber dem Spender oder die Freude über ein neues Leben beeinflussen oft, wie sich Patienten fühlen und verhalten. Hinzu kommen Effekte von Immunsuppressiva. Sie unterdrücken nicht nur das Immunsystem, sondern zeigen auch Nebenwirkungen.

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Jesus Christus will dich befreien aus deinem Gefängnis. Wie soll das gehen, fragst du dich vielleicht? Ich berate euch g...
21/01/2025

Jesus Christus will dich befreien aus deinem Gefängnis. Wie soll das gehen, fragst du dich vielleicht? Ich berate euch gerne in meiner Praxis.

Kennst du das?Innerliches Chaos, Gefühle und du drehst dich im Kreis!Emotional Logic ist eine Methode, deine Gefühle anz...
18/01/2025

Kennst du das?
Innerliches Chaos, Gefühle und du drehst dich im Kreis!
Emotional Logic ist eine Methode, deine Gefühle anzuschauen, zu benennen, Ressourcen zu finden und dein Chaos in Kraft zu verwandeln. Es lässt dich reifen und verhilft dir zu einer stärkeren Identität.
Ich berate euch gerne in meiner Praxis.

01/12/2024
15/10/2024

Talk macht Krebs: Ja, nein, vielleicht?
Ovarialkarzinom dank Talkumpuder? Das ist nach wie vor umstritten. Doch jetzt wurde das Krebspotenzial von Talkum wieder hochgestuft. Was heißt das?

Talkum ist die fein gemahlene Form des Talks, das als Mineral an vielen verschiedenen Orten weltweit vorkommt. Jährlich werden mehrere Millionen Tonnen Talk abgebaut und für unterschiedliche Anwendungen eingesetzt. Besonders seine weichen und wasserabweisenden Eigenschaften machen es hierbei interessant. Neben einem Einsatz als Füllstoff in verschiedenen Industrien wie beispielsweise der Papier- und Zellstoffindustrie ist es auch Bestandteil von Kosmetik- und Medizinprodukten. Hier ist Talkum unter anderem in verschiedenen Puderprodukten enthalten.

Das Asbest-Problem
Talkumprodukte können mit Asbest verunreinigt sein. Beide, Talk und Asbest, entstehen durch ähnliche geologische Prozesse, weswegen Talkvorkommen Asbestfasern enthalten können. Falls ihr euch für die genauen geologischen Prozesse interessiert, wendet euch bitte an einen Geologen eures Vertrauens. Ich muss leider passen. Schuster, bleib bei deinen Leisten!

Eine potenzielle Verunreinigung mit Asbest ist äußerst ungünstig. Asbest wirkt stark krebserregend und hat deshalb tunlichst nichts in Medizinprodukten und anderen Dingen, die mit unserem Körper in Kontakt kommen, zu suchen. Nicht ohne Grund hat die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) im Jahre 2009 mit Asbest verunreinigten Talk als krebserregend für den Menschen (Gruppe 1) kategorisiert.

Glücklicherweise gibt es inzwischen Talkum-Produkte, die als sicher asbestfrei gekennzeichnet sind. Besondere Vorsicht bei der Talk-Gewinnung kombiniert mit anschließenden bildgebenden Verfahren, wie beispielsweise mittels eines Elektronenmikroskops, stellen die Asbestfreiheit sicher. Was nun beruhigend klingt, ist es jedoch leider nur zum Teil. Die IARC hat nämlich genau diesen asbestfreien Talk jetzt als „wahrscheinlich krebserregend“ für den Menschen eingestuft, also in Gruppe 2A, der zweithöchsten Gruppe innerhalb der IARC-Klassifizierung.

Begründet wird diese Einstufung von asbestfreiem Talk mit verschiedenen wissenschaftlichen Ergebnissen. Beispielsweise hatten Frauen, die talkhaltigen Intimpuder verwendet haben, im Rahmen von Studien häufiger Ovarialkarzinome im Vergleich zu Frauen, die diesen Puder nicht verwendet hatten. Auch gibt es eine ganze Reihe von Tierversuchen, in welchen mit Talk behandelte Tiere vermehrt Tumore aufwiesen. In Zellkulturexperimenten sorgt Talk unter anderem für eine chronische Entzündung sowie für eine veränderte Zellproliferation, beides Dinge, die durchaus langfristig zu einem Tumor führen können.

Eindeutig ist die Lage nicht
Zwar lesen sich diese Ergebnisse und die daraus resultierende Einstufung von asbestfreiem Talk recht eindeutig, es gibt aber auch kritische Stimmen. Bei den Studien konnte beispielsweise nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass das verwendete Talkum letztendlich nicht doch mit Asbest verunreinigt war. Eine solchermaßen vorhandene Kontamination würde dazu führen, dass keine Rückschlüsse mehr auf das Talkum an sich möglich sind. Weiterhin haben die befragten Frauen unterschiedliche Angaben gemacht, wie genau das Puderprodukt verwendet worden war. Dies macht ein allgemein gültiges Studienergebnis sehr schwierig, da die Einheitlichkeit nicht gegeben ist.

Im Gegensatz dazu scheinen Tierstudien sowie die Zellkulturexperimente zwar ohne Störfaktoren und mit sicher asbestfreiem-Talkum durchgeführt worden zu sein, allerdings sind es eben doch keine Daten von Menschen. Versteht mich bitte nicht falsch. Tierversuche und Zellkulturexperimente haben in der medizinisch-toxikologischen Forschung durchaus ihre Berechtigung, aber wir Menschen sind eben doch keine 80 kg schwere Ratte oder ein 80 kg Zellklumpen im Reagenzglas.

Was bedeutet das jetzt?
Auch wenn es durchaus kritische Stimmen bezüglich der Interpretation der wissenschaftlichen Daten gibt, für die IARC haben diese Daten offensichtlich zur Einstufung ausgereicht. Wir müssen also erst einmal davon ausgehen, dass Talkum-Produkte grundsätzlich in der Lage sind, krebserzeugend zu wirken. Grund zur Panik besteht meines Erachtens jedoch nicht. Auch wenn jemand Talkumpuder in den vergangenen Jahren eingesetzt hat, ist das Risiko, davon Krebs zu bekommen, eher gering. Um das zu verstehen, müssen wir uns das Wesen der IARC noch einmal im Detail anschauen.

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In Alles giftig – oder was? erfahrt ihr alles über Gifte, die uns im Alltag begegnen.

Die IARC beurteilt in keiner Weise, ob ein realistisches Risiko existiert, an Krebs zu erkranken. Nein, die IARC beurteilt lediglich, ob eine Sache grundsätzlich die Fähigkeit hat, Krebs auszulösen, unabhängig vom tatsächlichen individuellen Risiko. Es wäre gut möglich, dass irgendein hypothetischer Stoff erst in absurd hohen Konzentrationen (die niemals jemand erreicht) krebserregend wirkt. Für die IARC würde es demnach trotzdem als krebserregend eingestuft werden. Auf das Talkum übertragen bedeutet das, nur weil es gemäß IARC wahrscheinlich krebserregend ist, hat das erst einmal nichts mit dem individuellen Risiko zu tun.

In der gleichen Gruppe wie Talk ist beispielsweise auch der Verzehr von rotem Fleisch eingestuft. Rotes Fleisch ist grundsätzlich in der Lage Krebs auszulösen. Allerdings bedeutet das nicht, dass man automatisch Krebs bekommt, nur weil man gerne ab und an Rindfleisch isst. Ich kann aber auch nicht ernsthaft empfehlen, jeden Tag rotes Fleisch in großen Mengen zu verzehren. Hier hätte man ein erhöhtes Risiko für einen Tumor, jedoch selbstverständlich keine absolute Gewissheit. Das Entstehen eines Tumors hängt bekanntermaßen noch von sehr viel mehr Faktoren ab.

Keine Panik!
Aber kommen wir wieder auf das Talkum zurück. Meines Erachtens muss man sich nicht direkt große Sorgen machen. Selbst wenn man in der Vergangenheit häufig Talkum-Produkte angewendet hat, heißt das lediglich, dass man sein individuelles Risiko in geringem Maße erhöht hat. Es ist immer noch sehr viel wahrscheinlicher, dass man eben kein Krebs davon bekommt. Allerdings kann es auch nicht schaden, das individuelle Risiko, was möglicherweise von dem Talkum ausgeht, zukünftig zu reduzieren. Gerade Produkte wie Intimpuder lassen sich durchaus gut ersetzen.

Talk ist übrigens auch in verschiedenen Arzneimitteln wie Filmtabletten enthalten. Hier ist das Talk jedoch in enger Verknüpfung mit verschiedenen Polymeren verbandelt. Weiterhin ist die enthaltene Talk-Menge nur sehr gering. Das individuelle Risiko für Patienten ist deshalb als sehr niedrig einzustufen. Das Abbrechen einer Therapie aus Panik vor der enthaltenen Talk-Menge lohnt sich daher nicht. Der Nutzen einer Therapie überwiegt in der Regel das minimale Risiko, das möglicherweise vom enthaltenen Talk ausgeht.

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