15/08/2025
Nachdem die Stadt im Jahr 1555 die Kirche und das Kloster der Franziskaner am heutigen Marienplatz übernommen hatte, wurden einige Gebäude abgerissen, andere neu genutzt. Ab 1675 richtete man ein Werkhaus ein, in dem etwa 70 „Bettler“ arbeiten sollten. 1679 erließ der Rat eine Ordnung für das Werkhaus, in dem fortan auch Arme und Waisen untergebracht wurden. Um 1700 wurde anstelle eines Klosterflügels ein neues „Zuchthaus“ erbaut. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts richteten Unternehmer Manufakturen ein, in denen die Bewohner arbeiteten. 1757 wandelten die französischen Besatzer die Anstalt zeitweise in ein Hospital um. Danach lebten bis Mitte des 19. Jahrhunderts auch Personen mit „Verstandesschwäche“ im Werkhaus, für deren Unterhalt die Angehörigen aufkamen.
Nach dem Ersten Weltkrieg reichte der Gebäudekomplex nicht mehr aus, um alle Bedürftigen im Versorgungsheim unterstützen zu können. Sie wurden deshalb nach und nach in anderen Einrichtungen untergebracht. Die frei gewordenen Räume übernahmen das Wohlfahrtsamt und die über Jahrhunderte nur im Obergeschoss untergebrachte Ratsbücherei.
Gastbeitrag von Dr. Uta Reinhardt
Bild 1: Einfahrt zum Innenhof des Armenhauses auf dem Klosterhof, um 1915. Urheber: unbekannt
Bild 2: Lageplan des städtischen Armenhauses, der Klosterhofwohnungen und der Stadtbibliothek, 1917. Urheber: Richard Kampf
Bild 3: Grundriss vom Erdgeschoss des Armenhauses, 1912. Urheber: Fritz Bicher