25/08/2025
Das Internet vergisst nichts 🤷🏼♀️ Ein ganzes Jahr ist vergangen, seitdem ich meinen "Anti-Trockenfutter-Artikel" hier auf Facebook veröffentlicht habe - nun sorgt er erneut für Furore. Ich stehe zu meinen Aussagen von 2018: Trockenfutter ist für Katzen ein riesengroßer gesundheitsschädigender Faktor, und ich werde bei meinen Patienten weiterhin keine Kompromisse eingehen hinsichtlich einer frischen, artgerechten Fütterung.
Wer den Artikel nochmal nachlesen möchte, hier ist er:
https://www.facebook.com/tierheilpraxis.augsburg/posts/1980989281952204?comment_id=131620851435222&reply_comment_id=131625891434718¬if_id=1566754580333611¬if_t=feed_comment&ref=notif
Was uns immer wieder in der Kommentarspalte begegnet, sind die Aussagen "Aber meine Katze frisst doch nur Trockenfutter" oder auch "Meine Katze wird schon wissen, was ihr gut tut". Soviel vorab: Nein, das weiß sie nicht. Ebenso wenig wie unsere Kleinkinder wissen, dass frisches Obst und Gemüse viel gesünder sind für sie als Milchschnitte, Toast und Fruchtzwerge. Die Katzen befinden sich in einem ähnlichen Abhängigkeitsverhältnis zu uns. Wir sind die Erwachsenen. Wir müssen uns bewusst machen, was wir mit unserer Fütterung erreichen wollen: Wollen wir unsere Tiere nur glücklich machen und lassen wir sie bedingungslos gewähren - oder ernähren wir sie bestmöglich, um Krankheiten zu umschiffen, Krankheitssymptome zu lindern und ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten?
Weshalb nur lässt unsere Katze, dieses domestizierte Raubtier mit dem Willen einer Alleinherrscherin und dem untrüglichen Instinkt eines Killers, alles stehen und liegen für diese trockenen Nuggets, die zur Hölle stinken und in allen Regenbogenfarben erstrahlen?
Es ist genau das, was auch uns dazu treibt, so oft in die Chipstüte zu greifen, bis wir auch die letzten Krümelchen herausgefischt haben. Es ist das, was uns gierig werden lässt nach Fastfood und uns von einer Heißhungerattacke in die nächste treibt: Künstliche Zusatzstoffe. Geschmacks- und Aromastoffe. Jene kleinen Biester aus dem Chemiebaukasten, die imstande sind, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und im Gehirn Süchte zu erzeugen.
Hinsichtlich ihrer Physiologie ist die Katze ein geborener Jäger: Sie besitzt große Ohren zur Ortung ihrer Beute, die sie allein schon durch das Geräusch ihrer Trippelschritte aufspüren kann. Sie hat unvergleichbar leistungsstarke Augen, die ihr räumliches Sehen ermöglichen und ihr helfen, Entfernungen auf den Millimeter abzuschätzen. Augen, die sogar in der Dämmerung sehen können - Augen, denen nichts entgeht, nicht die kleinste Bewegung im Gras.
Der Geruchssinn der Katze ist stärker ausgeprägt als der des Menschen, reicht aber an die Feinheit der Hundenase beweitem nicht heran. Sie besitzt das sog. Jacobson'sche Organ an ihrem Gaumendach, das es ihr ermöglicht, Pheromone wahrzunehmen und so in die Kommunikation mit ihren Artgenossen zu treten.
Hinsichtlich ihres Geschmackssinns wurde die Katze jedoch von der Natur benachteiligt - die Katze besitzt auf ihrer Zunge zwischen 400 und 500 Geschmacksknospen, mit denen sie bitter, sauer, scharf, salzig und "umami" (fleischig, herzhaft) schmecken kann. Süßen Geschmack kann die Katze nicht wahrnehmen.
Die 400 Geschmacksknospen der Katze entsprechen einem Fünfundzwanzigstel der Geschmacksknospen, die uns Menschen zur Verfügung stehen. Von dem ach so feinen Gaumen, der unseren Stubentigern so gerne attestiert wird, um ihr mäkeliges Fressverhalten zu erklären, bleibt bei diesen Berechnungen nur wenig übrig.
Und genau das ist es, weshalb gerade Trockenfuttermittel und Junkfood aus dem Supermarkt so attraktv für unsere Katzen ist: Die Rezepturen, die randvoll sind mit Getreide, pflanzlichen Kohlenhydraten und Proteinen sowie schwerverdaulichen Schlachtabfällen, strotzen regelrecht von Geschmacks- und Aromastoffen und sind darüber hinaus großzügig mit Farbstoffen behandelt, um die Futternuggets auch für das Auge des umsichtigen Besitzers so ansprechend wie möglich zu gestalten. Ohne dieses Potpourri an künstlichen Zusatzstoffen würde keine Katze das unappetitliche, vermutlich graue Gemisch anrühren - oder habt ihr schon mal eine Katze am Maiskolben knabbern sehen? Je minderwertiger die Rezeptur, desto großzügiger die Mauschelei.
Indem wir unseren Katzenwelpen nach dem Absetzen von der Muttermilch an Junkfood in Form von Supermarkt-Futter und Trockennahrung gewöhnen, legen wir den Grundstock für ein Suchtverhalten, das ein Leben lang anhalten kann. Wir züchten uns Exzentriker heran, die von klein auf gelernt haben, dass Futter intensiv schmecken und intensiv riechen muss - und verhindern damit, dass unsere Katzen rohes Fleisch oder hochwertiges Dosenfutter ohne Geschmacksverstärker überhaupt als Nahrung anerkennen. Für diese Kandidaten gibt es nur zwei Lösungswege, um eine Futterumstellung durchzuführen: Kreativität und ein langer Atem.
Wagt es dennoch. Für die Gesundheit eurer Katzen.