17/09/2025
DIE VERSORGUNG WIRD SO NICHT BESSER - Inflation und Kostensteigerung waren deutlich höher
Honorareinigung:
Orientierungswert steigt im Jahr 2026 um 2,8 Prozent
Einigung beim Honorar für 2026: Kassen und Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) haben sich am Mittwoch in Berlin in den jährlichen Finanzierungsverhandlungen auf eine Erhöhung des Orientierungswertes geeinigt – es gibt eine Steigerung um 2,8 Prozent.
Stoff-Ahnis(AOK Bundesverband): „Mit voraussichtlich 52 Milliarden Euro aus dem Topf der GKV-Beiträge sichern wir eine gute Versorgung für unsere Versicherten auch in Zukunft."
In den Verhandlungen hatten die Vertreter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung eine Erhöhung von über 5 Prozent für die Ärzteschaft gefordert, die Kassenseite hatte nur rund ein Prozent angeboten. Der GKV-Spitzenverband zeigte sich mit dem Kompromiss im Bewertungsausschuss in einer ersten Stellungnahme nun zufrieden: „Mit der Honorarerhöhung von 2,8 Prozent für das Jahr 2026 haben sich die KBV und der GKV-Spitzenverband als Selbstverwaltungspartner nach intensiven Verhandlungen auf einen angemessenen und fairen Anstieg der Honorare in der ambulanten Versorgung geeinigt“, erklärte Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes nach den Gesprächen.
Das Ergebnis berücksichtige die aktuelle Ausgabensituation in den Arztpraxen sowie die äußerst angespannte Finanzsituation der Krankenkassen. „Mit voraussichtlich 52 Milliarden Euro aus dem Topf der GKV-Beiträge sichern wir eine gute Versorgung für unsere Versicherten auch in Zukunft und honorieren die Leistungen der Ärzteschaft weiterhin auf einem hohen Niveau. Das diesjährige Verhandlungsergebnis zeigt, dass wir in der Selbstverwaltung gerade auch unter schwierigen Rahmenbedingungen eng zusammenarbeiten, um unser Gesundheitswesen im Sinne einer guten bedarfsgerechten Versorgung zu steuern.“
Etwas weniger euphorisch gab sich Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV): „Die erzielte Einigung ist ein Kompromiss, der unter schwierigen Rahmenbedingungen verhandelt wurde und uns allen nicht leicht gefallen ist. Beide Seiten haben hiermit gemeinsam Verantwortung übernommen. Die ambulante Versorgung durch niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten ist die relevante und qualifizierte medizinische Versorgungsebene für die Menschen in unserem Land. Vor dem Hintergrund einer schwierigen Finanzsituation der gesetzlichen Krankenkassen, nicht zuletzt durch die unerhörte Belastung der Beitragszahler durch versicherungsfremde Leistungen, stellt die Einigung ein klares Signal an die Politik dar: Die gemeinsame Selbstverwaltung ist aktiv und auch unter herausfordernden Rahmenbedingungen voll handlungsfähig.“
Beier: Anstieg steht in keinem Verhältnis zur Kostenentwicklung
Kritik am Verhandlungsergebnis kam nach der Verkündung vom Hausärztinnen- und Hausärzteverband. „Das ist das befürchtete, schlechte Ergebnis. Das deckt bei weitem nicht die Kostensteigerungen", betonte Verbandschef Dr. Markus Beier in einem Statement. Das Statistische Bundesamt habe kürzlich noch einmal vorgerechnet, dass der Reinertrag in den Praxen allein von 2022 auf 2023 um fast 6 Prozent gesunken sei. "Auf diese Entwicklung reagiert die Selbstverwaltung nun mit einer Anpassung des Orientierungspunktwertes um 2,8 Prozent."
Allen sei klar, dass die Finanzlage der Kassen angespannt sei. "Umso wichtiger ist es, zu schauen, in welchen Bereichen viel Geld ausgegeben wird und Einsparungen möglich sind. Die Hausarztpraxen sind mit Sicherheit nicht der Kostentreiber – im Gegenteil!" Mit diesem Sparkurs schnitten sich die Krankenkassen ins eigene Fleisch. "Das Geld, das sie hier sparen, werden sie in der Folge an anderer Stelle doppelt und dreifach zahlen müssen – beispielsweise aufgrund steigender Hospitalisierungen im Zuge wegbrechender ambulanter Versorgungsstrukturen.“
KVWL: Selbstverwaltung funktioniert
Von einem "respektablen Ergebnis" spricht dagegen Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe – und verweist auf die angespannte Finanzlage im Gesundheitswesen. "Der diesjährige Honorarabschluss, der in einem engen Korsett aus gesetzlichen Vorgaben und erschwerten Rahmenbedingungen erfolgen musste, wird in den westfälisch-lippischen Praxen ganz sicher für keinen Jubel sorgen. Allerdings konnten wir teils abstruse Vorstellungen – wie beispielsweise die im Vorfeld von einer einzelnen Kasse geforderte Nullrunde – abwenden. Das zeigt deutlich, dass die Selbstverwaltung das richtige Instrument der Steuerung ist“, erkläre Spelmeyer am Mittwoch in Dortmund.