07/09/2022
Sport ist nicht gleich Bewegung.
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das einen Terminplaner braucht, um sich zu bewegen.
Wir fahren mit Autos (sitzend) ins Fitnessstudio, setzen uns wieder hin wie vorhin die acht Stunden im Büro und machen dann irgendwas mit den Beinen oder Armen..
Zwischendurch schauen wir in den Spiegel und finden uns, je nach Trainingsstadium, scheiße, mittelscheiße oder halbwegs in Ordnung (außer die Kerle mit dem Riesenbizeps, die muss man streicheln und ihnen sagen, dass alles gut wird).
Die Natur kennt Sport nicht. Kein Tier dieser Welt denkt sich: Mittwoch müsste ich mal zum Joggen, ich hab mich super wenig bewegt.
Die meisten Teile der Welt kennen nicht einmal die vielgepriesene Work-Life-Balance.
Das gibt es irgendwie nur in durchgetakteten westlichen Ländern, wo wir alle so auf Effizienz getrimmt sind, dass wir uns nicht mal mehr die Frage stellen für wen oder was wir hier eigentlich so angestrengt arbeiten.
Fakt ist: wir bewegen uns zu wenig.
Fakt ist aber auch: wenn wir den sogenannten All-Tag hinter uns haben, haben die wenigsten die Energie, sich danach auch noch "bewegen zu müssen".
Alleine da liegt bereits der Fehler im System - dass wir glauben, uns bewegen zu MÜSSEN.
Eigentlich ist der menschliche Körper so aufgebaut, dass er sich permanent bewegt. Unsere Arme reichen dank unserer Kugelgelenke weit nach vorn, oben, hinten, unser Rücken ist auch nach hinten biegsam (d.h. diametral vom Handy weg) und unsere Beine können laufen. Stundenlang. Jeden Tag.
Das ist das Bewegungsprofil eines natürlichen Körpers. Er sucht nach Ausdauer, Kraft und Mobilität.
Und findet sie im Alltag. Nicht.
Die meisten Asiaten oder Afrikaner gehen hier in Deutschland in die Breite, weil das Leben nicht mehr draußen und gemeinsam stattfindet, Essen nicht mehr frisch zubereitet wird und die Portionen viel zu groß sind.
Das Hamsterrad aus Komfort, Konsum und Betriebsamkeit lenkt uns weg von der natürlichen Mobilität und dem Wunsch nach Bewegung. Wer einmal einen richtigen Reset in der Natur gemacht hat, d.h. kein Handy, kaum Zivilisation, unter freiem Himmel schlafen, grün, grün, grün, weiß, wovon ich rede.
Und weiß darüber, wie groß der Clash ist, in einer zivilen Gesellschaft wieder Boden unter den Füßen bekommen zu wollen.
Wir werden geradehin dazu gezwungen, uns nicht zu bewegen.
Wie also die Kurve bekommen?
Die Frage solltest du dir täglich stellen und immer wieder aufs Neue.
Es bringt nichts, dreimal in der Woche Sport zu machen und den Rest der Zeit auf dem Hintern zu verbringen. Manch einer fragt sich dann, warum es dennoch nicht so gut klappt mit der Gesundheit und die Zipperlein trotzdem steigen.
Der meiste Sport ist auf Belastung aus. Die meisten Körper können gar keine Belastung mehr ab, denn er erfährt durch das viele Sitzen und Denken und Stress aufladen einen solchen Energieabfall, dass jede weitere Belastung mehr Stress verursacht.
Die Lösung hierfür ist einfach: kontinuierliche Bewegung.
Jeden Tag gehen, weite Strecken. Man muss ja nicht den nächsten Parkplatz vorm Einkaufszentrum suchen, und man kann auch mal einen Umweg nehmen und zweihundert Meter mehr laufen. Gar nicht drüber aufregen, wenn alles etwas weiter weg liegt, sondern einfach hinlaufen.
Ein Tracker mit einer Smartwatch öffnet auch so manchem Bewegungsmuffel die Augen. 10000 Schritte im Alltag? Für die meisten ein weiter bis unerreichbarer Weg.
Wer Belastungssport treibt, sollte dies nicht als Ausgleich zum Alltag ansehen sondern als Freizeitaktivität, weil es Freude bringt, Muskeln aufbaut, Koordination übt. Denn darüber hinaus sind die meisten Belastungssportarten auch noch einseitig (ich höre sie lamentieren "ich mach doch schon X oder Y, warum habe ich denn immer noch Z?")
Der Ausgleich bietet eher so etwas wie Yoga (ja, vorsicht, Werbung!).
Mobilität bis in das Tiefengewebe, Reinigung der Organe, Kontrolle des Atems, starke Muskeln, starke Knochen, ruhiger Geist - all das beugt auch vor Verletzungen im Freizeitsport vor.
Es lohnt sich, darüber nachzudenken, ob du nur Sport treibst oder dich bereits bewegst :-)