08/05/2025
Text & Illustration: Antjeca / Antje Arning Illustration
Ich wünsche euch mit dieser kleinen Geschichte einen schönen Samstagabend und ein wunderbares restliches Wochenende.
Denkt daran: Niemand muss perfekt sein.
Wir alle sind genug, genau so wie wir sind.
In einem kleinen Haus am Waldrand lebte ein Dachs. Er wollte alles immer ganz genau und richtig machen. Jeden Morgen bürstete er erst einmal gründlich sein Fell, bis es glatt und glänzend war. Er schnitt seine Krallen, putzte lange seine Zähne und übte höfliche Sätze vor dem Spiegel. Auch sein Zuhause musste ordentlich sein – kein Staubkorn durfte irgendwo liegen! „Ich kann erst raus, wenn alles perfekt ist“, murmelte der Dachs jeden Tag.
Draußen, vor seinem Häuschen, spielten die anderen Tiere. Es hatte vor kurzem geregnet und sie sprangen fröhlich durch die Pfützen, erzählten sich lustige Geschichten und lachten unbeschwert. „Wo ist denn der Dachs?“, fragten sie so manches mal.
Aber der Dachs hörte sie nicht, denn er war zu beschäftigt. Manchmal stand er schon an der Tür, bereit rauszugehen. Aber dann sah er ein Haar das abstand oder einen kleinen Fleck auf dem Boden – und drehte sofort wieder um. „Das muss ich erst noch in Ordnung bringen. Erst muss alles stimmen!“, dachte er und als er mit allem fertig war, standen schon die Stern am Himmel und draußen war niemand mehr zu sehen. So ging es Tag ein, Tag aus.
Eines Morgens, an einem herrlichen Sommertag, klopfte es plötzlich an der Tür. Der Dachs hob erstaunt den Kopf und schlich zur Tür. ‚Ich bin doch noch gar nicht gebürstet’, dachte er erschrocken, ‚ ich kann unmöglich so aufmachen.‘ Da klopfte es erneut. Diesmal noch viel energischer und eine helle Stimme rief: „ Mach sofort auf, Dachs! Ich weiß, dass du da drin bist!“ Verlegen öffnete der Dachs die Tür. Draußen stand ein kleines Eichhörnchen. Sein Fell war zottelig, es hatte einen Klecks Matsch mitten auf der Nase und sein buschiges Schwänzchen stand wild in alle Richtungen. „Kommst du mit raus?“ fragte es und grinste.
„Ich kann nicht!“, rief der Dachs verzweifelt, „mein Fell ist noch nicht perfekt! Mein Haus auch nicht!“ Das Eichhörnchen kicherte: „Ich bin doch auch nicht perfekt. Aber draußen scheint die Sonne. Und die Wiese duftet nach Sommer. Willst du das alles wirklich verpassen?“
Der Dachs schaute das Eichhörnchen an. Dann lauschte er. Er hörte Vögel singen und Bienen summen. Er sah noch einmal in den Spiegel. Ein paar Haare standen ab und am Bauch klebte noch ein wenig von den Himbeeren, die er zum Frühstück gegessen hatte. Dann schaute er wieder zu dem zerzausten Eichhörnchen und plötzlich musste er lächeln. Und dann gab er sich einen Ruck. Er öffnete die Tür weit, trat – noch ein wenig unsicher- hinaus in die warme Luft.
Die anderen Tiere jubelten erfreut als sie ihn sahen und sie luden ihn ein, mit ihnen über die Wiese zu tollen. Und nach und nach bemerkte der Dachs, das keines der Tiere perfekt war. Dem Fuchs fehlte ein Vorderzahn und der Hase hatte ein Knickohr. Aber das war egal, weil sie einfach eine gute Zeit zusammen hatten.
Und als er mit einem Schmetterling um die Wette rannte, fühlte er sich so frei und glücklich wie schon lange nicht mehr. Und er begann zu verstehen:
Das Leben wartet nicht darauf, dass du perfekt bist. Es will nur, dass du dabei bist.
❤️☀️❤️
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Achja! Es gibt übrigens inzwischen von den ersten Mutmach-Geschichten ein Buch. Du findest es hier: www.antje-arning.de