
08/07/2025
Es ist ihr erster Tag im Hospiz. Nach wochenlangem Versuch es daheim zu schaffen, hat sie für sich beschlossen, dass die Kraft nicht mehr reicht.
Sie fühlte sich allein, trotz täglicher Besuche vom Pflegedienst und uns. Und sie wollte ihrem Mann keine Bürde sein. Vor allem sollte er die letzten Stunden ihres Lebens nicht alleine sein mit ihr.
All das wusste ich...wir haben darüber gesprochen... oft.
An diesem ersten Tag musste sie es mir nochmal sagen, als würde sie sich selbst überzeugen wollen davon, dass es richtig war diese Entscheidung zu treffen.
Ihr Mann hat so geweint als der Krankentransport sie holte...
Über 60 gemeinsame Jahre, sie waren fast nie getrennt...🩷🩵
Ich hörte zu und hielt ihre Hand, an ihrem Bett sitzend.
Dann straffte sich ihr Ausdruck, ihre Augen fanden meine:
"Versprechen Sie mir, dass ich ohne Schmerzen gehen darf? Ich möchte keine Schmerzen mehr spüren. Meine Zeit ist gekommen."
So klar und fest ist ihre Aussage, so deutlich zeigt sie das Verstehen, wie weit ihr Weg nun vorangeschritten ist.
Es wird unser letztes Gespräch gewesen sein.
Am Abend verschlechterte sich der Zustand und am kommenden Tag schlief sie nur noch.
Einige Tage später verstarb sie.
Friedlich, entspannt, behütet und gehalten von ihrem Mann, der wiederum nicht alleine war, begleitet vom Hospiz Personal und uns bei unseren täglichen bis übertägigen Visiten.
Der Wunsch nach einem friedlichen Ende ist der, der uns immer wieder zugetragen wird.
Oft ist es, gerade nach langer Krankheit, nicht die Angst vorm Sterben, die unsere Patienten umtreibt, sondern die vor einem schweren, schmerzhaften Tod.
Auch das Thema Angst vorm Ersticken findet immer wieder einen Platz.
Wir nehmen unsere Aufgabe hier sehr ernst und begleiten jeden Menschen individuell mit verschiedenen medikamentösen Angeboten, die wir zeitnah anpassen können.
Aber auch mit regelmäßigen Gesprächen oder Entlastungsangeboten wie zusätzlichen Hilfsmitteln oder das Einschalten eines Pflegedienstes. Oder eben dem Umzug in eine andere Versorgungsumgebung.
Da sein, erreichbar sein, Sicherheit geben, Linderung schaffen.
So verstehen wir uns und unsere Arbeit