20/03/2024
Mein Studien-Kollege Martin Beutling aus der Glocken-Apotheke hat es mal schön zusammen gefasst:
Musste mir meinen Frust mal von der Seele schreiben (ACHTUNG: viel Text)
K.L.: ein Soziopath an der Spitze des BMG
Es ist schon ein paar Monate her, die Pandemie war in vollem Schwung und die Fernsehlandschaft nicht arm an “Experten”, die das aktuelle Geschehen und die von der Politik ergriffenen Maßnahmen rechtfertigen wollten.
Einer dieser Experten stach dabei heraus: Prof.Dr.Karl Lauterbach, seines Zeichens Epidemiologe und somit jemand, der das verstand, was gerade vor sich ging und auch gut erklären konnte, in welche Richtung wir steuern werden.
Ok, man musste sich erst einmal an seinen sonoren Singsang gewöhnen aber dann lauschte man ihm gerne, denn Prof.Lauterbach hatte mit fast allem, was er in puncto Pandemie von sich gab, recht.
Spulen wir ein paar Monate vor, es kamen die Bundestagswahlen und es kam wie es kommen musste: die während der Pandemie regierende Koalition wurde abgewählt, von den Bürger:innen abgestraft für die vielen unpopulären Entscheidungen, die zu unserer allem Schutz durchgesetzt wurden, manchmal sinnbefreit, manchmal aber auch durchdacht.
Nun musste natürlich auch für das Bundesministerium für Gesundheit ein neuer Anführer gefunden werden, einer der es schaffte, das Gesundheitssystem wieder auf ein festes Fundament zu stellen, finanziell jedenfalls.
Und wer wurde dafür auserkoren? Richtig, eben dieser Prof.Lauterbach, der während der Pandemie, aus Ermangelung eines verantwortungsvollen Amtes von der Unmut der Bürger verschont, uns erklärte, was demnächst passieren würde und sich dafür unseren Respekt erworben hatte, meinen jedenfalls.
Nun, es dauerte nur ein paar Wochen und vorbei war es mit diesem Respekt.
Denn was passierte nun?
An dieser Stelle ist es vielleicht interessant, mal einen Blick auf die Kosten zu werfen, die die Apotheken verursachen und sich dann die Frage zu stellen: gibt es nicht wirkungsvollere Hebel, um Geld zu sparen?
In den letzten Jahren wurden die Kosten der Apotheken immer mit in den Bereich “Arzneimittel” mit einbezogen: ein grober Fehler, der sicherlich nicht ohne Absicht so gemacht wurde, suggeriert es doch dem unbedarften Leser, dass sich die Apotheken einen großen Teil der Ausgaben einverleiben.
Nun, dem ist (leider) nicht so.
Nimmt man die Daten der ABDA aus dem Jahr 2023, so wird dort der Anteil der Arzneimittel mit 14,9% beziffert, also ein ziemlicher Batzen. Klar, Gesundheit und Therapie kosten eben Geld.
Nur fallen von diesen 14,9% leider nur 2,0 % auf die Apotheken, im Gegensatz zu 12,9%, die sich die Hersteller der von den Apotheken vertrieben Arzneimittel einverleiben.
Um diese 2% einmal in einen vernünftigen Zusammenhang zu stellen:
die Verwaltungskosten der Krankenkassen (und damit auch die großzügig 6-stelligen Gehälter der Vorstände von 95 Krankenkassen) liegen im beobachteten Zeitraum bei 4,3%
alleine die Fahrtkosten, um immobile Patienten zu ihren Behandlungen zu transportieren schlagen mit 2,9% zu Buche.
Doch der neue Chef im BMG befahl seinen treuen Untergebenen, doch mal einen Blick in die Runde zu werfen, wo denn noch Geld zu holen sei.
Und da entdeckte man ungeahnte “Effizienzreserven” bei den Apotheken, die sich ja während der Pandemie mit vielerlei Dingen die Taschen so richtig voll gemacht haben, eben zum Beispiel mit dem Verkauf und der Abgabe von FFP2-Masken.
Ja, richtig: es wurde während der Pandemie gut verdient.
Aber dafür wurde auch viel gearbeitet: wir standen von Tag 1 an an vorderster Front, hielten unsere Läden geöffnet, konnten nicht ins Home-Office ausweichen und und und.
Von mir aus hätte auch die damalige Bundesregierung die Masken verteilen können, aber ich vergleiche die Situation gerne damit, was ich denn anstellen muss, wenn ich mein Dach decken muss:
wenn ich es kann, mache ich es alleine, kann ich es nicht, muss ich jemanden dafür bezahlen, der es macht.
Und natürlich muss ich dem dann auch noch die Ziegel bezahlen, die er mir auf mein Haus legen will.
Pure and simple, was anderes ist hier nicht geschehen.
Und anstatt froh zu sein, eine Infrastruktur im Land zu haben, die im Notfall diese Aufgabe übernehmen kann und auch Verantwortung übernimmt, dieses zu tun, wird seit dem Amtsantritt von KL alles unternommen, diese Struktur zu verkleinern, zu zerstören, zu verwässern und das in einem beispiellosen Tempo und in sozipathischer Manier.
Eine der ersten Amtshandlungen war es also, den Zwangsrabatt, den die Apotheken an die Krankenkassen abführen müssen (wofür eigentlich nochmal genau?) zeitlich befristet zu erhöhen eben mit Verweis auf die in der Pandemie erwirtschafteten Gewinne. Versteckt wurde das wie immer in einem nett klingenden Gesetz, welches dem Wähler suggerieren soll: schau her, hier wird kräftig gearbeitet und für dich das Beste dabei herausgeholt.
Hört sich fast an, als wenn man in einer sozialen Marktwirtschaft dafür bestraft wird, Gewinne zu erwirtschaften….dafür gibt es schon das Finanzamt.
Ok, sei es drum.
Es folgten einige Monate in denen die Apotheken wichtigeres zu tun hatten, nämlich dafür zu sorgen, dass sie ihrer gesetzlichen Aufgabe nachkommen, nämlich der “ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln” und das am besten 24 Stunden/Tag ohne Unterbrechung,
And boy, das war nicht einfach….eben weil es eine zeitlang richtig mau war mit der Beschaffung eben dieser Arzneimittel .
Doch woran lag es? Lieferkettenprobleme? Corona-Nachwirkungen? Substanz-Knappheit?
Von allem etwas, dachte ich zunächst, doch wurde ich stutzig, als eben viel dieser auf dem deutschen Markt nicht verfügbaren Arzneimittel ohne Probleme aus zum Beispiel Holland importiert werden konnten.
Auch an dieser Situation war der der neue Chef im BMG nicht unschuldig: Mitte der 2000er Jahre hatte die damalige Chefin im BMG, unter der Federführung des JETZIGEN Chefs im BMG, die tolle Idee, doch die Arzneimittelhersteller an den Kosten zu beteiligen, die ihre Produkte verursachten und erlaubte den Krankenkassen, Ausschreibungen für die jeweilige Substanzklasse zu veranstalten: wer am billigsten ist, darf liefern, wer teurer ist, eben nicht.
Und irgendwann ist nunmal der Punkt erreicht, an dem eine Firma eben keinen Spaß mehr daran hat, eine Flasche Fiebersaft nach Deutschland zu verkaufen, wenn sie dafür nur 2€ bekommt, während es in Holland eben 4 € sind…soviel dürfte jedem klar sein.
Dieser Punkt war im Winter 2022/2023 nun erreicht und ich kann jedem nur versichern, dass es schöneres gibt als weinende Eltern und Kinder in der Apotheke zu sehen, die man nicht versorgen kann, eben weil Deutschland es mit dem “Sparsinn ein wenig übertrieben hätte”, wie der neue Chef im BMG nun selber einräumen musste, dabei aber verschwieg, dass er selber an dieser Idee beteiligt war.
Was folgte? Natürlich, es folgte das, was kommen muss: ein neues, wohlklingendes Gesetz, welches wie immer nett formuliert war aber de facto nicht dafür sorgte, dass nur eine Packung mehr in den Regalen stand.
Nein, dafür sorgen alleine wir in unseren Apotheken.
Aber wie immer, so auch hier: das BESTE folgt am Schluss.
Mittlerweile sah selbst die ABDA als Standesorganisation ein, dass man nun eine etwas härtere Gangart einschlagen müsse und forderte neben der Abschaffung einiger unnützer und bürokratischer Zwänge und Hürden, die Anhebung des sogenannten Fixums.
Dieses Fixum, festgelegt in 2004 mit der Zusage, diese jährlich zu überprüfen und der Inflation anzupassen (was in den 22 Jahren genau 1x passiert ist), sollte nun auf 12€ angehoben werden…ok, eine Abschaffung des Zwangsrabattes an die GKV hätte im ersten Schritt auch schon gereicht und wäre wahrscheinlich auch einfacher gewesen, siehe ANHEBUNG des Zwangsrabattes.
Zu diesen und noch ein paar anderen Punkten sollte KL anlässlich des Apothekertages Stellung beziehen. Da er sein persönliches Erscheinen schon abgesagt hatte, wollte er sich jedoch digital zuschalten lassen.
Also eines kann ihm ihm wahrlich nicht nachsagen und zwar, dass er nicht von sehr sehr schlauen PR-Köpfen umgeben ist. Just am Tag vor dem sogenannten “Showdown zum DAT”, lancierte er über die Presse seine Vorschläge zur Veränderung des Apothekenmarktes, die unseren Berufsstand im Mark erschüttern sollten.
Es kam also, wie es kommen musste: ein Monolog seinerseits, in dem es zu 90% nur um seine Vorschläge vom Vortag ging. Die Fragen, auf die wir Antworten haben wollten, wurden kaum erwähnt oder diskutiert.
Ich für meinen Teil, hätte ihn aufgrund seines Gebarens ausgeladen und ihm keine weitere Plattform auf dem DAT geboten.
Er, und das ist meiner Ansicht nach ein Teil seines soziopathischen Charakters, rühmt sich damit, nicht mit Verbänden oder Vertretern von Lobby-Gruppen zu sprechen…er veröffentlich Pläne lieber direkt in der Presse.
Dies ist meines Erachtens eines Bundesministers unwürdig.
Aber auch an dieser Front ist es in den letzten Wochen wieder ruhig geworden, weil wir uns mit einer neuen Herausforderung beschäftigen dürfen: der Einführung des elektronischen Rezeptes.
Ein Kind aus früheren Tagen, was aufgrund fehlender Praktikabilität und Funktionalität (viele sagen auch fehlendem Nutzen) von vielen Vorgängern in seinem Amt zuerst gefördert und dann wieder begraben wurde, nur um jetzt von KL wiederentdeckt und sofort mit “Basta-Mentalität” eingeführt wurde…immer noch mit der bereits beschriebenen fehlenden Praktikabilität und Funktionalität.
Aber auch hier kann KL sich wieder in die Vita schreiben, federführend für die Einführung des eRezeptes gewesen zu sein und Deutschland auf seinem Weg in die Digitalisierung einen ordentlichen Schritt voran gebracht zu haben.
Der Alltag in den deutschen Apotheken sieht aber leider anders aus: Abstürze, Verbindungsfehler, Bedienfehler, fehlerhafte Prozesse, als das sorgt dafür, dass das eRezept momentan nichts anders ist als ein schlecht laufender Beta-Test, mit dem gesamten deutschen Gesundheitssystem als Testballon bzw.Beta-Tester.
In der Zwischenzeit, ist die Zahl der deutschen Apotheken auf 17.700 gesunken und es kein Ende dieses Trends in Sicht.
Was fehlt im System ist einfach Geld. Die Kosten laufen aus dem Ruder, was 2004 mit dem verhandelten Fixum noch funktioniert hat, funktioniert 2024 nicht mehr:
höherer Mindestlohn
höhere Stromkosten
höhere Heizkosten
höhere Gehälter
gestiegene Anforderungen (Dokumentation, QMS).
Angeblich sei für die Erhöhung des Fixums kein Geld da, polemisch wird auf X (früher Twitter) gepostet, dass eine Erhöhung des Apothekenhonorars eine Erhöhung der Versichertenbeiträge bedeuten würde, während gleichzeitig Ärzten und Kliniken Gehaltserhöhungen (sogar rückwirkend!!!), Inflationsausgleiche und andere Vergünstigungen versprochen werden.
Wir können nur hoffen, dass der vom BMG unter seiner Führung verantwortete Schaden unter einer (hoffentlich) anderen Führung nach der nächsten Bundestagswahl wieder rückgängig gemacht werden kann.
Für viele Kolleginnen und Kollegen wird es dann aber zu spät sein, viele werden bis dahin den Schlüssel zum letzten Mal umgedreht haben….einige sicherlich traurig, viele aber sicher auch froh, aus dieser Maschine raus zu sein. Jedenfalls als selbst Verantwortlicher.
Deutschland ist gerade dabei, eine seit Jahrzehnten aufgebaute und gut funktionierende Infrastruktur im Gesundheitswesen abzuschaffen. Stattdessen schauen Interessengruppen amüsiert zu, die hinter der Grenze sitzen und darauf warten, den deutschen Apothekenmarkt mit (nach deutschem Recht) unrechtmäßigen Mitteln umzukrempeln.
Stattdessen werden “Gesundheitskioske” als Heilsbringer propagiert (man hat ja schon an vielen Corona-Teststellen gesehen, wie gut das funktioniert, wenn man fachfremden Personen eine verantwortungsvolle und lukrative Aufgabe an die Hand gibt) und die Legalisierung von Cannabis als wichtiges Ziel gesehen, das es voranzubringen gilt.
Und das alles, weil EIN Mann es will.
Beutling out….