14/11/2023
Sehr geehrter Herr Dr. Franke,
hiermit übersenden wir Ihnen 10.000 Solidaritätsunterschriften von Bürgerinnen und Bürgern des Schwalm-Eder-Kreises, die Sie mit ihrer Unterschrift dazu auffordern,sich stärker für eine nachhaltige Sicherstellung der Arzneimittelversorgung derMenschen im ländlichen Raum durch die Apotheke vor Ort einzusetzen - sowohl inIhrer Funktion als unser Wahlkreisabgeordneter als auch in Ihrer Funktion als Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium.
Vorab: Wir finden es sehr bedauerlich, dass Sie trotz unserer intensiven Bemühungen keine Zeit gefunden haben, die Unterschriften von 10.000 Menschen aus ihrem Wahlkreis persönlich entgegen zu nehmen. Lassen Sie sich von uns als Praktiker vor Ort, die täglich mit den Patientinnen und Patienten sprechen, versichern: Die Bevölkerung macht sich ernsthafte Sorgen darüber, wie ihre Arzneimittelversorgung in der Zukunft aussehen soll.
Nun zur Sache: Der Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums, die Versorgung der ländlichen Bevölkerung durch sogenannte „Light“-Apotheken ohne die Anwesenheit eines Apothekers, ohne die Herstellung von Arzneimitteln und ohne Notdienst „sicherzustellen“ - anstatt die bestehenden Strukturen der vollversorgenden Apotheken nachhaltig zu stärken – zeigt, dass die Sorgen der Menschen mehr als berechtigt sind. Betrachtet man alleine nur den Wegfall des Nacht- und Notdienstes, stellt sich die Frage, warum Menschen, die auf dem Land wohnen, keinen Anspruch darauf haben sollen, an Sonn- und Feiertagen sowie in der Nacht wohnortnah für ihre fiebernden Kinder ein fiebersenkendes Arzneimittel zu erwerben oder für ihre todkranken Angehörigen ein Opiat-Rezept einzulösen, damit sie in Würde schmerzfrei sterben können. Es ist sehr erstaunlich, dass aus Ihrem Hause, dem sozialdemokratisch geführten Bundesgesundheitsministerium, ein Vorschlag kommt, der die Menschen im ländlichen Raum offiziell zu Patienten zweiter Klasse degradiert. Das gilt übrigens nicht nur für den Schwalm-Eder-Kreis,sondern für alle hessischen, ja für alle ländlichen Räume der Bundesrepublik.
Erstaunt hat uns hier im Schwalm-Eder-Kreis zudem Ihr Wahlkreis-Newsletter vom 16. Juni 2023. Zwei Tage zuvor hatten wir im Zuge des bundesweiten Apotheken-Protestages darauf hingewiesen, dass bereits zwei Kommunen im Schwalm-Eder-Kreis über keine Apotheke mehr verfügen und sich die Arzneimittelversorgung für die ländliche Bevölkerung immer gravierender verschlechtert. Sie, sehr geehrter Herr Dr.Franke, veröffentlichten daraufhin in Ihrem Wahlkreis-Newsletter den Kommentar eines Bild-Redakteurs, der unter anderem mit den Worten „Nicht alle Apotheken überleben - ist ja ein Markt“ betitelt war. Ist das Ihre lapidare Antwort auf die berechtige Frage, wie es mit der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung weitergeht? Teilen Sie wirklich die Auffassung, dass der Markt regeln soll, ob die Menschen in Deutschland wohnortnah mit Arzneimitteln versorgt werden oder nicht? Dann hätten Sie sich weit von sozialdemokratischen Grundwerten und den Sorgen und Nöte der Menschen im ländlichen Raum entfernt!
In zwei Gemeinden ihres Wahlkreises hat der Markt die Versorgungsfrage bereits zum Nachteil der Bevölkerung geregelt. Ein Markt, der auf der verfehlten Apothekenpolitik der letzten 20 Jahre beruht. Seit zehn Jahren stehen Sie als Gesundheitspolitiker in Regierungsverantwortung und haben immer die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Apothekenwesens mit beeinflusst. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der Apotheken in Deutschland um rund 3.000 reduziert. Seit zwei Jahren sind Sie Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium und stehen damit direkt in der zweiten Reihe hinter Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Noch mehr als zuvor haben Sie die Möglichkeit, auf die Entwicklung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung Einfluss zu nehmen.
Sehr geehrter Herr Dr. Franke, auf Ihrer Homepage versprechen Sie Ihren Wählerinnen und Wählern, dass Sie sich in Berlin für „eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung gerade in der ländlichen Region“ einsetzen. Deshalb appellieren wir an Sie: Kommen Sie Ihrem Wahlversprechen und der Aufforderung von 10.000 Bürgerinnen und Bürgern ihres Wahlkreises nach! Setzen Sie sich endlich für eine nachhaltige Sicherung der wohnortnahen Gesundheitsversorgung der ländlichen Bevölkerung durch die vollversorgende Apotheke vor Ort ein!
Adler-Apotheke, Schwalmstadt / Adler-Apotheke, Wabern / Aesculap-Apotheke, Melsungen / Apotheke Alte Schule, Körle / Apotheke am Tor, Borken / Apotheke in Frielendorf, Frielendorf / Apotheke Malerstübchen, Willingshausen / Bartenwetzer-Apotheke, Melsungen / Burg-Apotheke, Gudensberg / Edder-Apotheke, Gensungen / Eder-Apotheke, Edermünde / Eder-Apotheke, Fritzlar / Felsburg-Apotheke, Felsberg / Hayn-Apotheke, Guxhagen / Herz-Apotheke, Frielendorf / Hirsch-Apotheke Neuental / Hirsch-Apotheke, Schwalmstadt / Hubertus-Apotheke, Neukirchen / Knüllwald-Apotheke, Remsfeld / Kreuz-Apotheke, Niedenstein / Linden-Apotheke, Fritzlar / Löwen-Apotheke, Bad-Zwesten /Löwen-Apotheke, Homberg / Nicolaj-Apotheke, Neukirchen / Osterbach-Apotheke,Homberg / Philipps-Apotheke, Schwalmstadt / Rosen-Apotheke, Melsungen / Schloss-Apotheke, Schwalmstadt / Schwanen-Apotheke, Jesberg / St. Barbara-Apotheke, Borken /St. Martin-Apotheke, Fritzlar / Stern-Apotheke, Homberg / Stern-Apotheke, Schwalmstadt /Woelmsche-Apotheke, Spangenberg