28/04/2025
Praktische Durchführung einer Blutegelbehandlung
Beim Ersttermin in meiner Praxis in Memmingen erfolgt die ausführliche Erfragung und Dokumentation der Beschwerden und Lebensumstände. Somit kann ich mir einen guten Eindruck über den Patienten verschaffen.
Eventuelle Ausschlusskriterien für eine Blutegelbehandlung werden ebenso gleich erkannt.
Kommt eine Blutegeltherapie grundsätzlich in Frage, findet nun ein detailliertes Informations- und Aufklärungsgespräch statt. Wir besprechen eingehend die einzelnen Behandlungsschritte vom Ansetzen der Egel bis zum Verband.
Natürlich auch das was vom Patienten um den Behandlungstermin herum beachtet werden muss. Alle wichtigen Auskünfte erhält der Patient schriftlich auf einem Informationsblatt mit nach Hause und kann dort noch mal alles in Ruhe nachvollziehen.
Sollten sich weitere Fragen ergeben, können diese auf dem Informationsblatt notiert und spätestens am Behandlungstag geklärt werden.
Nach dem Informations- und Aufklärungsgespräch liegt die Entscheidung beim Patienten.
Lehnt er die Behandlung ab, ist noch Bedenkzeit erforderlich oder fällt die Entscheidung für eine Blutegelbehandlung. Im letzteren Fall vereinbaren wir einen Behandlungstermin und ich bestelle die erforderliche Anzahl medizinischer Blutegel im Fachhandel.
Blutegel gelten in Deutschland als humantherapeutisches Fertigarzneimittel und unterliegen strengen Kontrollen. So dürfen sie nur einmal verwendet werden. Und es gelten Quarantäneregeln, welche den Zeitraum seit der letzten Fütterung bestimmen.
Um bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, bestelle ich die Blutegel für gewöhnlich mit einem Liefertermin, der mindestens zwei Tage vor der Behandlung liegt. Mit frischem Wasser versorgt und in ein großes Gefäß umgesetzt, können sie sich von der Reise erholen und sich beruhigen.
Am Tag der Behandlung kommen die Tiere nochmals für ein bis zwei Stunden in frisches Wasser. Nun werden sie mit einem Sieb abgefangen und zur Behandlung am Patienten mit einem Becher oder Glas, ohne Druck auszuüben, platziert.
So ist sichergestellt, dass sie an der geplanten Behandlungsstelle anbeißen und nicht umherwandern. Sie verbleiben ca. 30 bis 90 Minuten und saugen sich in dieser Zeit voll.
Sind die Egel satt, lassen sie sich träge fallen und werden von mir sogleich aufgesammelt. Nachdem die Behandlungsstelle frei von Egeln ist, wird sie dick verbunden.
Der Verband kann die mehre Stunden andauernde und zur Behandlung gehörende Nachblutung aufnehmen. Den restlichen Tag sollte sich der Patient schonen.
Nach ca. acht Stunden kann der Patient zuhause kontrollieren, ob die Nachblutung zum Stillstand gekommen ist. Sollte dies der Fall sein, können die kleinen Bissstellen mit handelsüblichem Pflaster versorgt werden. Alternativ wird nochmals ein dicker Verband mit dem von mir mitgegebenen Verbandszeug angelegt.
Am Folgetag gibt mir der Patient immer eine Rückinfo über den Verlauf der Nachblutung und evtl. auftretender Begleitwirkungen (z.B. Juckreiz). Wir besprechen bei Bedarf entsprechende Maßnahmen. Bis zum Abheilen der Bissstellen empfehle ich diese mit Pflaster abzukleben, damit die Wunde vor Schmutz und scheuernder Kleidung geschützt ist.