02/04/2025
Heute halte ich dich im Blick, mein Kind, und es überkommt mich mit voller Wucht: Du bist der Letzte. Der Letzte, den ich in meinen Armen gewiegt, an meiner Brust genährt habe. Ich habe jede deiner ersten Bewegungen bestaunt, jeden Schritt ins Leben, jeden spielerischen Ausbruch, jede deiner ungestillten Neugierden. Und jetzt, mein Herz, jetzt spüre ich diesen Schmerz des Loslassens, der mich schon bei deiner Geburt übermannte.
Immer und immer wieder lernen wir, euch freizugeben, euch in die Welt zu entlassen, damit ihr euren eigenen Pfad beschreiten könnt, in ungebundener Freiheit. Damit ihr euer Leben mit euren eigenen Erfahrungen füllen könnt – ohne den Schatten unserer Prägungen. Denn eure Reise muss nicht die unsere sein. Ihr seid vollkommen, genau so, wie ihr seid, und es ist nicht unsere Aufgabe, euch diese Vollkommenheit zu nehmen. Es schmerzt, ja, aber es ist der unaufhaltsame Tanz des Lebens.
Liebe, wahre Liebe, bedeutet Loslassen. Und Loslassen ist untrennbar verbunden mit Tränen, mit einem Hauch von Schmerz, aber auch mit einer tiefen, unendlichen Freude. Denn wir wissen, tief in unserem Inneren, dass es wesentlich ist für eure Entfaltung, für euer Wachstum. Es ist ein bittersüßer Abschied, der euch zu dem Menschen formt, der ihr sein sollt.