Äthiopien gilt als die Wiege der Menschheit und ist ein Land mit einer sehr alten Kulturgeschichte, die bis an die Anfänge unserer Zivilisation reicht. Mit Platz 173 von 189 liegt Äthiopien allerdings auch auf den hintersten Rängen des human development index und gilt damit als eines der ärmsten Länder der Welt. 43% der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre alt, das bedeutet 36 Mio. Mit durchschnittlich 55,8 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeborene ist die Kindersterblichkeit 20mal höher als in Deutschland. Somit wurde
eines der im Jahr 2000 formulierten Milleniumsziele klar verfehlt. Vier von fünf Kindern, die ihren fünften Geburtstag nicht erleben, kommen laut Unicef in Südasien oder im südlichen Afrika zur Welt. Neben dieser hohen Kindersterblichkeit im Säuglings- bzw. Kleinkindalter zählen Verletzungen durch Unfälle im höheren Kindesalter zu den häufigsten Ursachen für Tod und Verstümmelungen. Da ein Großteil der Erkrankungen und Verletzungen durch eine adäquate medizinische Versorgung geheilt werden könnte sieht die World Health Organization (WHO) in der Chirurgie eine zentrale Rolle für die Erlangung der Milleniumziele. Allerdings ist die Kinderchirurgie in Äthiopien trotz der enormen Anzahl an Kindern so gut wie unbekannt. Im ganzen Land gibt es gerade einmal 5 Kinderchirurgen, allesamt in Addis Ababa, die eine adäquate Versorgung chirurgisch verletzter
oder erkrankter Kinder anbieten können. Eine Pränataldiagnostik ist praktisch nicht vorhanden, die Zahl an Kindern mit angeborenen Fehlbildungen daher sehr hoch. Doch viele dieser Fehlbildungen und weiteren chirurgischen Erkrankungen wären mit kinderchirurgischer Expertise gut behandelbar und könnten Tausenden von Kindern ein selbstständiges Leben ohne große Einschränkungen ermöglichen.
