
23/08/2025
Sabine Herold ist die Leitung der Psychologie im SPZ des kbo-Kinderzentrums München. Tagtäglich hat sie mit von ADHS betroffenen Kindern zu tun und versucht, sie und ihre Familien gemeinsam mit ihrem Team bestmöglich zu unterstützen.
Geht es um eine erste Abschätzung, ob das eigene Kind vielleicht an ADHS leidet, suchen viele Eltern zunächst weitere Informationen im Internet und werden oft mit einer Fülle von Behauptungen überschwemmt.
In unserem Kurz-Interview klärt Sabine Herold über vier typische Mythen auf:
**Mythos Nummer 1: Stimmt es, dass mehr Jungs von ADHS betroffen sind?**
Ja, Jungen sind häufiger betroffen von ADHS. Es gibt epidemiologische Studien dazu, allerdings wird in der Fachliteratur diskutiert, dass Mädchen angepasster sind und daher öfter übersehen wird, dass sie ADHS haben.
**Mythos Nummer 2: Stimmt es , dass sich ADHS in der Pubertät verwächst?**
Nein. Nur bei einem Teil der Jugendlichen mildert sich die Symptomatik im Teenagealter, bei vielen aber auch nicht. Letztere haben auch noch im Erwachsenenalter ADHS. Hier spielen verschiedene soziale, psychische und auch genetische Einflussfaktoren eine Rolle.
**Mythos Nummer 3: Stimmt es, dass man ADHS durch Ernährung beeinflussen kann?**
Der Einfluss von Ernährungsfaktoren auf ADHS ist trotz vieler Publikationen nicht belegt und sehr umstritten. Auffallend ist hingegen die Beobachtung vieler Eltern, dass ihre Kinder nach dem Verzehr von Süßigkeiten besonders aufgedreht sind.
**Mythos Nummer 4: Stimmt es, dass Kinder mit ADHS immer „hibbelig“ sind?**
Nicht alle ADHS-Kinder sind „hibbelig“. Die Symptomatik verändert sich im Verlauf und einigen Kindern gelingt es, ihr hyperaktives Verhalten abhängig von der Situation zu kontrollieren. Manche Kinder haben auch durch Verhaltenstherapie gelernt, ihr Verhalten besser zu steuern und ihre Energie anders zu entladen (Sport, Bewegung im Garten bei Anspannung etc.)