17/10/2025
20. European AIDS Conference in Paris: Warum wir die UNAIDS 2025 Ziele verpassen, obwohl wir über wirksame Hilfsmittel verfügen, warum weltweit nach wie vor 1,3 Millionen HIV-Neuinfektionen pro Jahr berichtet werden, warum auch in Deutschland nur etwa 92 Prozent aller Menschen mit HIV diagnostiziert sind – darüber debattierte Infektiologe Prof. Christoph , Leiter unseres -Zentrums am TUM Klinikum Rechts der Isar, gestern auf Kongress der European AIDS Clinical Society in Paris, gemeinsam mit Prof. Karin Lacombe (Kongress-Co-Präsidentin, Paris) und Prof. Jonathan Shapiro (Leiter der HIV / AIDS Klinik am National Hemophilia Center, Tel Aviv) im Rahmen eines Panel Talks.
2030 soll das Ziel „End AIDS“ erreicht werden. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Wie können wir die vorhandenen Tools im Kampf gegen HIV besser nutzen? Wie können wir trotz der global veränderten Situation Prävention und Therapie im Kontext von HIV aufrechterhalten? Was muss passieren, damit Stigma reduziert und Barrieren abgebaut werden können? Welche Rolle können dabei injizierbare Depotsubstanzen („injectables“) spielen? Auch über diese und weitere Fragen sprachen die HIV-Expertinnen und Experten, berichtet Prof. Spinner aus Paris. Das Symposium wurde von ViiV Healthcare ausgerichtet.
Später am Nachmittag widmete sich die European AIDS Treatment Group der Frage des wirksamen europäischen Kamps gegen HIV mit Patientenvertretenden um Gus Kains und Christophe Martet sowie Stela Bivols von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem niederländischen Forscher Remko van Leuwen erneut der Frage, weshalb Europa im Kampf gegen HIV nicht erfolgreich ist. Auch hier debattierte Prof. Spinner und betonte: „Es fehlt uns weder an der Erkenntnis noch den Tools im Kampf gegen HIV, einzig bei der Umsetzung versagen wir vollständig!“
Der EACS-Kongress findet noch morgen statt. Aus unserem Team sind auch PD Dr. Johanna , Fachärztin in unserer Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II am TUM Klinikum und Dr. Florian , Leiter der infektiologischen Ambulanz unseres TUM Klinikums, in Paris dabei. Mehr zu ihnen lesen Sie ganz bald hier auf unserer Seite.
Wir freuen uns auf weitere spannende Tage gemeinsam mit einem multidisziplinären Publikum aus der HIV- und AIDS-Forschung und -Versorgung, Fachärzten, Infektiologen, Forschern, klinischen Praktikern und Community-Vertretern.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
UNAIDS 2025 Ziele („95-95-95“)
Bis 2025 sollen weltweit erreicht werden:
- 95 Prozent aller Menschen mit HIV kennen ihren HIV-Status.
- 95 Prozent aller diagnostizierten Menschen erhalten eine antiretrovirale Therapie (ART).
- 95 Prozent der Menschen unter Therapie haben eine unterdrückte Viruslast und können das Virus nicht mehr weitergeben.
Wenn diese drei Werte erreicht sind, sinken Neuinfektionen und HIV-bedingte Todesfälle deutlich.
ERWEITERTE UNAIDS-ZIELE – „ENDING INEQUALITIES“
Zusätzlich zu den medizinischen Zielen betont UNAIDS soziale und strukturelle Faktoren: Nach wie vor erleben viele Menschen mit HIV Stigmatisierung und Diskriminierung und / oder haben keinen Zugang zu integrierten Gesundheitsdiensten (etwa sexuelle Gesundheit, Drogenkonsum, psychische Gesundheit).
Das Ziel ist also nicht nur Behandlung, sondern Gleichberechtigung, Teilhabe und Abbau von Barrieren.
WAS MUSS BESSER WERDEN – WAS KANN HELFEN?
a) Bessere Nutzung bestehender Tools:
- Testangebote ausweiten und niedrigschwelliger machen
- Opt-Out statt Opt-In Testung
- Community-basierte Angebote stärken
- Universal Access zur Therapie und Prävention (v.a. für Risikogruppen)
b) Injectables / Depotformen:
Lang wirkende injizierbare Präparate („injectables“) und Depot-Substanzen wurden diskutiert – sowohl in der Prävention als auch in der Therapie. Ihr Potenzial: größere Adhärenz, weniger tägliche Einnahmelasten.
c) Stigma & Barrieren abbauen:
Nicht nur medizinische, sondern auch soziale Hindernisse:
- Diskriminierung
- gesetzliche Hürden
- Zugang zu Informationen
d) Globale Situation verbessern:
Viele Regionen sind durch Ressourcenmangel, politische Instabilität oder mangelnde Infrastruktur benachteiligt. Die internationale Zusammenarbeit bleibt entscheidend – „HIV kann nur global, in gemeinsamer Anstrengung, besiegt werden“, betont Prof. Spinner.
Wir vom HIV-Zentrum IZAR in München setzen uns dafür ein, neue HIV-Therapieformen zu evaluieren, die Aufklärung rund um HIV voranzubringen und Stigma zu bekämpfen.
Weitere Informationen über uns:
www.mri.tum.de/hiv-zentrum-izar
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