22/08/2015
Die Sonne in der Jungfrau und einer, der ihr sehr ähnlich ist: Der Gamander
Im letzten Sommermonat weicht das Licht wieder einmal der Dunkelheit und schon bald wird die Nacht den Tag überrundet haben. Täglich versammeln sich jetzt mehr Vögel um die Abreise in den Süden nicht zu verpassen und während uns die kleinen Sänger ihr Abschiedslied pfeifen, übergibt uns die Sonne ihre tröstenden Gaben. Die Natur hat ihre roten und gelben Farbtöpfchen geöffnet, die Früchte sind jetzt alle reif und die goldenen Ähren der Kornfelder tanzen im Wind, während sich die Pflanzengeister allmählich unter die Erde verkriechen. Die heilsamen Pflanzensäfte ziehen sich jetzt in die Wurzeln zurück und die Tiere wechseln ihr Fell. Mutter Natur rüstet sich für die kalte Jahreszeit und wirft jeden unnötigen Ballast ab. Während das Sternzeichen Löwe am Himmel stand, konnte Mutter Erde ihre volle Pracht entwickeln und genau das will die Jungfrau jetzt bewahren. Merkur, der sich uns im Frühjahr schon einmal von seiner luftigen Seite gezeigt hat, übernimmt zum zweiten Mal die Regentschaft am Himmel und färbt diese Sonne. Nur dieses Mal, im Sternzeichen Jungfrau, zeigt er uns ein ganz anderes Sonnengesicht. Die Löwensonne hatte noch das Gefühl unsterblich zu sein, doch nichts kann das Rad der Zeit stoppen. So versucht die jungfräulich geprägte, erdige Sonne, die Fülle des Altweibersommers in Einweckgläser zu packen, die sie fein säuberlich beschriftet in die Speisekammer stellt. Das Jahresrad ist wieder einmal perfekt gelaufen, so fehlerlos möchte die Jungfrau auch gerne sein. Die Zukunft muss geregelt werden und wie sich jetzt die Kornspeicher für den Winter füllen müssen, so denkt diese Sonne an das morgen – und an den einen Fehler, der so nachhaltige Folgen haben kann. Gefühle haben da keinen Platz. Erstens sind sie so schwer einzuordnen und zweitens verleiten sie nur zu Unsinn und Genuss. Und dafür ist jetzt wirklich keine Zeit. "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, denn: „scheint die Sonne noch so schön, einmal muss sie untergehen.“
„Ordnung ist das halbe Leben“, ist das Motto der Jungfrausonne und „die guten in Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“ sieht sie als eine der Hauptaufgaben, die sie zu erledigen hat. Die Liebe zum Detail und der scharfe Sinn für das Wesentliche helfen ihr bei der Auswahl, was verwertbar was nur noch Last ist. Diese erdige, genügsame Sonne kann Ordnung im Kleinen schaffen, sich anpassen und vernünftig und vorsichtig planen. Fleißig, mit beachtlichem Wissen ausgestattet, sachlich und nüchtern trennt sie die Spreu vom Weizen und kann aus allem das Beste machen. Das Risiko scheut eine Jungfrau und in den Mittelpunkt muss sie nicht. Ihr Streben geht in Richtung Reinheit, Zuverlässigkeit, Nützlichkeit und Präzision. Als Spezialistin für das Haar in der Suppe treffen wir die Jungfrausonne gerne in der Verwaltung, als Wissenschaftler, aber auch in der Feinmechanik sowie Ernährungs- und Heilkunde an. Der klare Verstand und die Gabe Wissen einfach und verständlich rüberzubringen zeichnen die Erdsonne im Bildungsbereich aus. Auch bei der Partnerschaftswahl will diese Sonne die Ordnung.
„Es ist Unsinn, sagt die Vernunft. Es ist, was es ist, sagt die Liebe“ hat diese Sonne vielleicht bei Erich Fried, einem österreichischen Schriftsteller gelesen und „man kann nicht zugleich verliebt und vernünftig sein“ warnt das spanische Volk. Flirts und kurze Abenteuer sind deshalb nicht in diesem Sonnensinn. Wer die Aufmerksamkeit dieses Zeichens auf sich ziehen will, sollte Zuverlässigkeit und ein gepflegtes Äußeres vorweisen können. Gerne wird das Liebesverhalten der Jungfrausonne mit nüchtern oder verklemmt beschrieben, doch sie schaut eben genau hin – den unsinnigen Fehler, einen Frosch zu küssen, den will sie auf jeden Fall vermeiden. Überwiegen schließlich die Fürs gegen die Wider, erwärmt sich das Herz der Jungfrau. Diese treue Sonne wird für ihre Liebsten bestens sorgen, Gefühle offen zeigen, wird sie dennoch so gut wie nie. Reiner Unsinn, das kommt für dieses Zeichen gar nicht in Frage, da bleibt diese Sonne lieber allein. Doch unter der Vernunftschicht, die das erdige Feuer dieser Sonne oft starr und trocken macht, bröckelt es gewaltig. Die aufgeheizte Erde sehnt sich nämlich nach Wasser um fruchtbar werden zu können. Und Wasser sind nun einmal die Gefühle – und genau davor hat diese Sonne Angst. Und so wartet der jungfräulich geprägte Mensch auf irgendwas und irgendjemanden, der kommt um ihn aus diesem Schlammassel zu befreien. Konzentriert sich diese Sonne nur noch aufs Erbsenzählen fehlt ihr nämlich die andere Hälfte vom Leben. Pedantisch verliert sie sich in Kleinigkeiten, ist nervenaufreibend pingelig und dem Wasch- und Putzwahn verfallen. Sie glaubt nur noch was beweisbar ist, ist kritisch und streng mit sich und all den anderen und vor lauter pessimistischer Lebensangst lebt diese Sonne bald so vorsichtig, dass sie zwar existiert, aber nicht wirklich mehr lebt. Jetzt treffen Beschreibungen wie Spießer, Besserwisser, Nörgler zu und die Jungfrausonne wird bald schon mit verbittert, überheblich, unzufrieden und frustriert beschrieben. „Du erntest was du säst“ ist zwar immer noch ihr Motto, doch viel gibt eine verdorrte Erde eben nicht her. Steril und kleinkariert reicht der Blick dieser Sonne gerade mal noch bis zum Tellerrand, da ist für eine zweite Hälfte neben der Ordnung einfach kein Platz. Die Jungfrausonne, die sich dann zu sehr anpasst, einfach nur um die Speisekammer mit etwas zu füllen wird schon bald zum Knecht ohne Ideale – und die Ordnung zeigt sich nur noch im Außen, innerlich brodelt es. „Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer trifft sie der Zufall“ möchte Friedrich Dürrenmatt die Jungfrau noch warnen. Ihre Aufgabe ist nicht kleinliches Sortieren, sondern das Wesentliche zu erkennen ohne sich in die Norm pressen zu lassen und zum Geist und klaren Verstand, das Gefühl, den Mond zu integrieren. Schon in jungen Jahren wird es dieser Sonne helfen, wenn sie die Chance bekommt, Dinge einfach mal laufen zu lassen, hin und wieder auch Unsinn zu leben und einen Fehler zu begehen. Der größte Irrtum, dem dieses Zeichen unterliegen kann, ist immer alles richtig machen zu müssen. Fehlt das andere halbe Leben, fehlt auch ein Teil Mensch – und die unbeachtete Seele leidet. Wenn nur noch der Kopf spricht und das Herz schweigt kommt bald nur noch Schlechtes ins Kröpfchen und die Verdauungsorgane gehen folglich in Streik. Im Körper übernehmen sie die Aufgabe, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sie sind es auch, die die Organisation und Analyse übernehmen, wenn es gilt, verdauliche und nutzbare Stoffe von den schädlichen und nutzlosen zu trennen. Wenn die Seele aber ein vernachlässigter Schandfleck bleibt, kann das Trio Körper, Geist, Seele sowieso nie perfekt funktionieren. Also wird wenigstens der Käfig, indem diese Sonne mittlerweile sitzt geputzt um der Vollkommenheit einen Schritt näher zu kommen. Außen hui und innen pfui! Jetzt drohen die verschiedensten Allergien. Die Abwehr ist auch unflexibel geworden, denn nur regelmäßiges Training und Herausforderungen halten sie fit. Wie aus Langeweile beginnt sie dann mit der Zeit gegen den eigenen Körper zu kämpfen und wird dabei in der Schlacht gegen sich selbst fast schon perfekt. Die vielen Schlechten, die ins Kröpfchen wandern zeigen auch schon Wirkung und belasten Leber und Darm. Cholerik im Wechsel mit Melancholie deuten die Leberpsyche an und dass dieses Organ nach Hilfe schreit. Durchfall lässt diese Sonne nun erkennen, dass sie sich durchgefallen fühlt, während Verstopfung zum loslassen mahnt. Und weil die Jungfrausonne soviel weiß, leidet sie bald an allem, denn sie neigt zur Hypochondrie. Schach, Langlauf, Eiskunstlauf, Dart oder Dressurreiten könnten diese Sonne in Bewegung halten und verhindern, dass sie wie jetzt die Erde, starr, kalt und trocken wird. Der Gamander, ein Vertreter von Sonne, Merkur und etwas Venus, der dieser Sonne recht ähnlich ist, kann ihr zeigen wie sie dem Schlamassel entkommt:
Der Gamander
Ein wunderschönes Mädchen saß einst auf der Bank vor ihrem Elternhaus und weinte bitterlich. Ihr Vater war schwer krank und keiner wusste Rat. Da erschien der Teufel persönlich. Er hatte schon so viel über das allerliebste Mägdlein gehört. Jeder Jüngling des Landes wollte diese Reinheit in Person zu seiner Frau haben. Auch er begehrte das Mädchen und beide witterten ihre Chance. Sie versprach: „Schenke meinem Vater ein gesundes Leben, dann gehöre ich dir – in 3 Tagen.“ Im Laufe der Nacht erholte sich der Vater von seinem Leiden, doch nun war die Sorge um die hübsche Tochter groß. Da wusste nun die Großmama Rat: „Hier nimm Gamander und Ehrenpreis, denn diese machen dem Teufel die Ohren heiß. Hab sie immer bei dir.“ Als der Teufel zur vereinbarten Zeit erschien um seine Braut zu holen, hielt ihm diese ihr schützendes Sträußlein entgegen. Der Teufel floh schreiend und schimpfend und ward nimmermehr in diesem Städtchen gesehen. Was dem Teufel heiße Ohren macht und die Kraft der Sonne, Merkurs und der Venus in sich trägt, muss ein gewaltiges Heilmittel sein. Heilmittel, die von Sonne und Merkur geprägt sind harmonisieren Missverhältnisse zwischen Körper, Seele und Geist. Merkur als Handlanger und Läufer der Sonne stellt Harmonie im weitesten Sinn wieder her und knackt chronische Prozesse auf, indem Merkur die wärmende Sonne auf Leib, Seele und Geist gleichmäßig verteilt. Er macht sozusagen festgefahrenen Zuständen Feuer unter den A***h.
Sonne- Merkurmittel wirken auf den Mond, verleihen die Fähigkeit zur Selbsthilfe und fördern die Initiative sehr. Genau das ist es, was unsere Jungfrausonne brauchen kann. Mal sehen, was uns diesbezüglich Herr Gamanderlein erzählen kann. Die Sonne lässt sich schnell erkennen. Das „Gamanderlein“ gedeiht im südlichen Mitteleuropa bis Westasien. Gerne siedelt es sich an Orten der Kraft an, wo sich Mensch und Tier erholen und Kraft tanken können. Die Lichtpflanze liebt die Wärme und die sonnigen Plätze und hat sich durch ihre tiefen, bis über 1m ins Erdreich reichenden Wurzeln der Trockenheit bestens angepasst. Auch die Flavonoide, die Pflanze und Mensch vor den schädlichen Folgen der Sonnenstrahlen schützen und der Reichtum an ätherischen Ölen, zeigen die Anwesenheit der Sonne. Die tiefen Wurzeln und die Tatsache, dass die „Bodeneiche“ ein kriechender Halbstrauch mit Ausläufern ist, weisen uns auf das Element Erde hin. Was kriecht, so erzählt es der Pflanzengeist hat eine Sympathie zu den Nerven und die Ausläufer zeigen die Pflanze als Arznei für Lymphe und Meridiane an. Auch die Blattadern bestätigen dies. Merkur sehen wir ebenfalls deutlich. „Teucrium chamaedrys“ wächst in geselligen Gruppen kerzengerade bis zu 30 cm hoch. Als Nektarspender sind Hummeln, Bienen und Schwebfliegen vielgesehene Gäste und helfen der Lippenblütlerin bei der Bestäubung. So ganz verlässt sich der Gamander allerdings nicht nur auf eine Art der Fortpflanzungschance. Er vermehrt sich zusätzlich durch Wind und seine Ausläufer. Der untere Teil der Pflanze verholzt mit der Zeit und deutet uns damit die Heilkraft für chronische Leiden und für die Altersheilkunde an. Das Fellchen, das die Pflanze trägt, will uns sagen, dass uns der „Barthengel“ gegen Außeneinflüsse und damit auch gegen zu starke Beeinflussung hilft. Damit wissen wir, dass der „Edelgamander“ bei Allergien, schwachem Bindegewebe, Lungenleiden und den Zartbesaiteten nützt. Merkur taucht nochmals in den ovalen, welligen und geäderten Blättern auf. Sie machen uns darauf aufmerksam, dass der Gamander ein Festiger für Leib und Seele ist, Bindegewebe stärkt, bei mangelnder Ausdauer und schlechtem Energiestatus hilft und in der Geriatrie ein wertvolles Heilmittel ist. Verwertet wird das „Schafkraut“, wenn es blüht – und dann erscheint Venus in voller Pracht. Eine rosa venusische Lippenblüte will uns sagen, dass der Gamander zu den Ich-liebe-mich Mitteln gehört. Rosa Blüten, so meint es der Pflanzengeist tun dem Herzchakra gut. Für die Psychotherapie sind sie damit unersetzlich. Die Pflanze riecht sehr lieblich und aromatisch, was nochmals die Anwesenheit von Venus zeigt. Ihr bitterer Geschmack aber zeigt das Element Feuer der Sonne, das neben der merkuriellen Erde durch diese Pflanze wirkt und uns bestätigt, dass sie der Jungfrausonne tatsächlich sehr ähnlich ist. Pflanzen, die diese Elemente vermitteln geben dem Herzchakra Kraft und gelten als Reaktionsmittel für chronische Zustände. Sie stärken das Ich und wirken degenerativen Leiden verlässlich entgegen. Die alten Heiler und auch das Volk wussten über das historisch immer schon sehr geschätzte „Gamanderlein“ schon lange Bescheid. In den lebensverlängernden Elixieren durfte der Gamander nicht fehlen und Kaiser Karl V. war sich auch einst sicher, dass ihn eine Kur mit Gamander von seiner Gicht befreite. Culpeper, der englische Paracelsus verwendete Gamander bei Kopfschmerz, Fallsucht, Melancholie, Schläfrigkeit, Trägheit des Geistes, und gegen Lähmungen. Die traditionelle chinesische Medizin setzt ihn heute noch bei Leiden der Milz, der Bauchspeicheldrüse und bei Harmoniebedürfnis aller Art erfolgreich ein. Gamander vertreibt Hexen und Teufel, war sich nicht nur die Oma unseres Mädchens sicher. Viele unserer Vorfahren hängten sich auch zum Schutz gegen die Wetterteufel , gegen Blitzeinschlag und Donnergewalten ein Gamandersträußlein ins Fenster. Als das edelste aller Bittermittel war Teucrium chamaedrys in einem wirklich guten Bitterlikör ein Muss. Und alle hatten wie immer recht. Trotzdem ist der Gamander heute nahezu in Vergessenheit geraten. Dabei lockt der Gamander die Seele aus der Versenkung hervor und schafft es, dass diese fördernd auf Leib und Geist einwirken kann. „Liebe deinen nächsten wie dich selbst“ vermittelt Venus dieser Sonne und Merkur überträgt diese Liebe auf den Stoffwechsel und seine Organe. Bei allen, besonders chronischen, stark verschleppten Leiden, als Altersheilmittel, bei Rheuma und Gicht, erhöhtem Neutralfett, sowie Lungen- und Leberleiden hat sich der „Barthengel“ in der Praxis zuverlässig bewährt. Auch die Leberdepression mit gleichzeitiger Herzschwäche, Erkrankungen von Galle und Milz erfordert den Einsatz des „Gamanderleins“. Diese Heilpflanze löst den Schleim, fördert die Bildung der Verdauungssäfte, führt leicht ab und wirkt zudem wundheilend, fiebersenkend, wehenanregend, entzündungshemmend, blutreinigend und auch antiviral. Wer zu schüchtern und deshalb einsam ist, sich schwach an Körper, Seele und Geist fühlt und immer wieder zum Opferlamm gemacht wird, der sollte an das Gamanderlein denken. Es kann verhindern, dass wir den Mond und die Gefühle in den Hintergrund verbannen, indem er die Seele reinigt, Schocks löst und gewaltig die Stimmung aufhellt. Die Angst, Entscheidungen zu treffen, zu tun was getan werden muss, kann Gamander beseitigen, denn er gibt uns den Mut, liebevoll, nervenstark und gut durchdacht die Initiative zu ergreifen. Der Jungfrausonne schenkt er das andere halbe Leben, denn Merkur und Sonne wirken durch den Gamander venusisch liebevoll auf den Mond, die Gefühle und das Wasser ein.