03/04/2025
Wer ist dabei?
Eigentlich so viele Anmeldungen und dann: leerer Bildschirm, kaum einer da… da frage ich mich natürlich:
Was ist los?
Und ich habe ja schon eine Vermutung, was los ist.
Achtung, dies wird ein langer Text, aber ich hoffe, die richtigen werden ihn bis zum Ende lesen!
Von einigen habe ich schon gehört, dass die aktuelle Lage sie deprimiert, die Durchfallquoten bei den Prüfungen desillusionierend sind.
Ich möchte Euch nur eines fragen: welche Träume habt Ihr in Eurem Leben alle verwirklicht und welche waren davon ein Spaziergang?
Nun, ich kann es aus eigener Erfahrung sagen:
Medizin ist kein Spaziergang und darf es auch nicht sein!
Es geht um Leben von Menschen und bei einigen von Euch um das von Tieren - aber die Tragweite ist immer die selbe.
Medizinische Berufe sind nicht nur Beruf, sondern auch Berufung. Hingabe, Mühsal, Ehrgeiz - und Hoffnung.
Die meisten von Euch sind an einem Punkt, an dem Umkehren keinen Sinn ergibt: all die Zeit, all das Wissen und auch all das Geld, das in Eure Ausbildung geflossen ist, das ist keine Sackgasse!
Ich wette, keiner von Euch weiß weniger als vorher!
Von einigen habe ich gehört : wieso schleicht sich die Angst immer von hinten an, wieso sieht man die Verunsicherung nicht kommen?
Tja, das tut Ihr doch!
So viele von Euch bekämpfen Prüfungsangst und dann ist sie doch wieder da - wieso?
Ich sehe das Ganze von Außen und sehe das, was man „Self fulfilling prophecy” nennt oder aktuell gerne als „Mindset“ bezeichnet (ich tue mich etwas schwer damit, aber ich gebe mir Mühe 😉) und das ist oft ein Teufelskreis:
ein Mal Prüfung verhauen = „ich kann nichts, ich versage trotz Anstrengung, ich bin nicht für diesen Beruf gemacht“etc… stimmt vielleicht!
Und wieso stimmt das vielleicht? Weil Ihr Menschen seid!
Weil Ihr mit dem Herzen bei der Sache seid, weil Ihr vor Euch einen langen Weg habt, obwohl Ihr schon so weit gegangen seid!
Und wenn Ihr durch die Prüfung gefallen seid, kann es durchaus sein, dass Ihr an dem Tag noch nicht bereit wart den Prüfungen des Berufs entgegen zu treten. Aber woran es selten liegt, ist mangelndes Wissen.
Klar - Ihr macht Fehler oder habt ein Brett vor dem Kopf, aber ich habe noch von keinem (bei dem die Prüfung rechtmäßig war) gehört:
„ich wusste alles, ich bin so gut gewesen, keine Ahnung wieso ich durchgefallen bin.“
Soll ich Euch sagen, was ich von Euch höre? „Ich hab xyz nicht erkannt, obwohl ich das in und auswendig kenne, aber ich hab irgendwie nicht richtig hingehört.“ „Ich hab irgendwie ein Wort überlesen.“
„Ich hab plötzlich den Mund nicht mehr aufbekommen.“
„Ich wusste die Antwort genau, aber bin nicht zum Punkt gekommen und dann haben sie mich unterbrochen.“
„Mir war plötzlich schwindelig und ich musste abbrechen.“
Das sind keine Zeichen für mangelndes Wissen, sondern für mangelndes Selbstbewusstsein, mangelnde Souveränität im Beruf, mangelnde Präzision und mangelnder Mut.
Das könnt Ihr Euch mit Patienten nicht mehr erlauben - also ja, in gewisser Weise wart Ihr vermutlich noch nicht bereit.
Aber das werdet Ihr sein!!
Wenn dieser Beruf Euer Traum ist, gebt nicht auf!
Tut es nicht für andere, nur für Euch! Wenn Euch der Weg, den Ihr gegangen seid, etwas gelehrt haben sollte, dann, dass es immer weitergeht.
Es gibt in der Medizin kein Endziel, nur Fortschritt!
Lernen ist das, was uns ausmacht. Wissen teilen, Erfahrung teilen.
Ich selbst bin viele Umwege gegangen und bin nun bei euch gelandet!❤️❤️
Das ist ein toller Abschnitt in meinem Leben und auch der verändert sich.
Statt tonnenschwerer Literatur werden Wikipedia und Chat GPT gefragt, statt menschlicher Interaktion mit all ihren psychologischen Untertönen und Fallstricken wird das Lernen manchmal wie der Kundenservice bei der Telekom abgehandelt, Hauptsache effizient und jederzeit erreichbar, Lernmittel ersetzen den Lehrer anstatt ihn zu ergänzen.
Das hat viele Vorteile, das gebe ich zu!
Alles kann man nun unabhängig von Unterrichtszeiten oder Standort im eigenen Tempo angehen.
Aber es wird Euch nicht bei Allem helfen, denn am Ende sitzt Ihr doch vor Menschen, fehlbar, emotional, mit eigenem Wissen (nicht immer korrekt - leider!), vielleicht unausgeschlafen, haben im Stau gestanden, haben Hunger, sind möglicherweise wütend oder mögen Euer Hemd /Kleid nicht.
So lange Ihr Eure Prüfung vor Menschen ablegen müsst, MÜSST Ihr vor allem lernen, mit Menschen umzugehen!
DAS ist die wahre Prüfungsvorbereitung und auch die beste Vorbereitung auf den Beruf. Euer ganzes Wissen wird Euch nicht helfen, wenn Ihr nicht mit Patienten reden könnt oder genauer gesagt: aktiv zuhören. Und genau hier möchte ich Euch daran erinnern:
Ihr müsst nicht alleine durch dieses Tal aus Selbstzweifeln, ich bin für Euch da!
Wenn Ihr über Eure Sorgen und Ängste sprechen wollt, können wir das tun!
Bitte gebt nicht beim ersten Widerstand auf!
Ich wollte Medizin studieren, aber meine Schulnoten…naja. Aber ich wollte unbedingt in den Beruf meines Vaters und meines Bruders, der Beruf, für den ich mich berufen fühlte.
Ich bin auf mehr geschlossene Türen gestoßen als ich durch welche durchmarschiert bin, ich bin Umwege gegangen und hab immer wieder von vorne angefangen, bis ich die Ausbildung zur Heilpraktikerin angefangen habe und mich durchgebissen habe.
Ich habe meine Praxis eröffnet und geführt, die ersten HP Anwärterinnen betreut, bis es mehr und mehr zu meinem Beruf wurde. Eines Tages habe ich gemerkt: ich wollte Medizin studieren - aber wollte ich auch Ärztin sein?
Oder wollte ich eigentlich immer weiter lernen, mich fortbilden, Neues erfahren und dann mein Wissen weitergeben… und hier bin ich nun und sehe Euch kämpfen und kann Euch nur zurufen:
gebt nicht auf!!!
Ihr habt heutzutage die Qual der Wahl bei Euren Dozenten und Lehrmethoden und egal, mit wem Ihr den Weg geht (in Teilen oder ganz):
es ist Euer Weg und Euer Traum und manchmal gelangt man nur auf Umwegen zum Ziel und nicht immer geht alles einfach und meistens nicht in einem Rekordzeitraum von 2 Jahren. Bedenkt bitte, wie lange ein Medizinstudium dauert, wie lange eine gute Ausbildung dauert, bevor man auf die Menschheit losgelassen wird.
Das dauert so lange, bis man bereit ist - nicht nur genügend auswendig gelernt hat.
Bedenkt bitte, wie Ihr Euch in der Zukunft sehen wollt.
Das ist übrigens ganz allein an Euch, das rauszufinden, aber wenn Ihr mich braucht, bin ich für Euch da!
Also: wer ist dabei!?