03/02/2025
Aus dem Leben von Stephan Eisel.
Als ich vor vielen Jahren mit dem Reiten begonnen habe, ich war ein Späteinsteiger, so mit 18 Jahren, wahr mir noch nicht bewusst wie tief eine Bindung zwischen Pferd und Mensch sein kann. Ich wurde wie viele Reitschüler auf ein Pferd gesetzt und los ging es…
Die erste Stunde, ist mir noch immer im Gedächtnis, als ob es erst gestern war. Man muss wissen, dass ich damals liebend gerne Motorrad gefahren bin und da alles, bis auf den Motor doch eher sehr kalt ist. So saß ich auf einem runden Hannoveraner Namens Fury (wie konnte es auch anders sein) und wurde von links nach rechts geschaukelt. Es war ein ungewohntes, aber sehr schönes Gefühl. Es war das erste Mal, das ich auf einem Pferd gesessen habe und dieses warme, schwankende etwas unter mir, hat es mir sofort angetan.
Ich wusste schon nach ein paar Minuten, dass das was da unter mir war, mein Ding ist.
Es ist mir relative leicht gefallen das Schiff unter mir von einem zum anderen Ende der Halle zu steuern, was mich doch etwas verwundert hat. Heute weiß ich, dass Schulpferde das mit fast jedem tun, was aber damals meiner Euphorie keinen Abbruch tat. Das einzige was dieses Pony als Eigenheit hatte, war das, wenn es keine Lust mehr hatte, mit jedem Reiter, einfach in eine Ecke zum pi***ln ging….
Wer muss der muss halt eben
Meine damalige Reitlehrerin hat sich auch ganz viel Mühe gegeben, mir das ein oder andere über Pferde beizubringen, aber bei einem Mann, der auch noch vom Motorrad fahren kommt ist das nicht so einfach mit der Feinmotorig und dem Verständnis was über Lebewesen zu lernen.
Es wurde aber von Mal zu Mal besser.
Was mir damals nicht beigebracht wurde, war die Kommunikation mit Pferden.
Ich lernte zu reiten und dem Pferd Befehle zu erteilen, mir wurde immer gesagt, das Pferd muss so oder so funktionieren, aber auf das Befinden des Pferdes, außer gesundheitlich, wurde nicht eingegangen. Pferde waren immer nur ein reines Sportgerät, die zu gehorchen hatten.
Mir ist damals auch sehr schnell, ob bewusst oder unbewusst das warme Gefühl vom Anfang abgegangen, so dass ich in die Mühle des Reiterlebens gekommen bin, was ich heute sehr verachte.
Klar gab es damals schon Horsemanship und solche tollen Menschen, wie J.C. Dysli. Ich war auf einem Hof, der immer noch nach alten Traditionen geführt wurde, also mit veralteten Regeln und Bewusstsein.
Es ist dann gekommen wie es kommen musste, nach einem Jahr war ich im Stande mit unseren Pferden auf Turniere zu fahren und war wie sollte es auch anders sein total überfordert mit einem Sportpferd das nicht außer Springen wollte.
Diese Geschichte ist dann aber eine Andere…
Als ich dann das Pferd und vor allem mich, so langsam in den Griff bekommen habe, sind die Jahre meiner Turnierreiterkarriere gekommen.
Ein Umzug in einen Turnierstall folgte.
Dies waren schöne Jahre, die aber auch im nachhinein viele Schattenbilder in meinem Kopf hinterlassen haben. Dennoch habe ich hier sehr viel gelernt. Möchte aber hier jetzt nicht so darauf eingehen.
Nach ein paar Jahren habe ich dann das Umfeld und in einen kleinen Stall gezogen, in dem es keinen Turnierreiter gab und die Menschen anders mit ihren Pferden umgegangen sind. Das war zwar alles noch kein zusammenarbeiten im Gedanken von Horsemanship, aber die Reiter waren lieber mit ihren Pferden stundenlang im Gelände, anstatt in der Halle oder auf dem Platz.
Der ganze Hof hat eine Ruhe ausgestrahlt, wie ich es nicht kannte. Es war wie Urlaub….
Keiner schaute auf den Anderen und was Dieser heute schon „gearbeitet“ hat mit seinem Pferd. Nein im Gegenteil, sie waren glücklich, „nur“ im Wald gewesen zu sein. Ich, der nur das mit dem Turniersport kannte, war auf einmal in einer anderen Welt. Ich trainierte von da ab allein mit meinen, da dann schon 2 Pferden, ohne dass jemand an der Bande gestanden und geschaut hätte was ich heute wieder mache. Es war eine ganz entspannte Atmosphäre, in der ich und meine Pferde richtig auftauten.
Ich möchte hier nicht sagen, dass alles schlecht war und ich gar keine Bindung zu meinem Pferd hatte, aber in meinem neuen Umfeld ist alles viel intensiver gewachsen und ich habe das erste Mal über den berühmte „Tellerrand“ hinausgeschaut.
Wir sind dann noch, dass ein oder andere Turnier gegangen, manche Fuchsjagd lässt mich noch immer schmunzeln aber es war für mich nicht mehr so wichtig. Danach war klar -Horsemanship, oder wie man zu sich und seinem Pferd findet wurde die neue Passion der ich mich verschrieben habe. Ich habe viel beobachtet, was auf der Koppel passierte und wie meine Pferde mit anderen umgehen, habe viel Zeit mit unterschiedlichen Pferderassen verbracht, auch ohne zu trainieren. Zu Einem, der mittlerweile weit verbreitenten, Gurus zu gehen, ist mir nicht in den Sinn gekommen. Klar hat man, mittlerweile das ein oder andere Buch gelesen, aber mir war immer wichtiger, eigene Erfahrungen zu sammeln.
Was nicht heißt, dass was ich gelesen habe, nicht auch bei meinen Pferden umzusetzen. Langsam konnte ich mich auch mehr und mehr im Internet informieren und bin so auch auf Kurse gegangen. Wie so viele, habe ich mir aber nur das rausgesaugt, was ich für mich umsetzen konnte und wollte. So ist ein Mix aus ganz vielen Ansetzen des Horsemanship in meine Arbeit eingeflossen.
Für mich wurde es wichtig, erst auf das Pferd einzugehen mit dem ich trainiere. Ich beobachte jeden Tag aufs Neue, wie ist der Gesundheits-, aber auch der Gemütszustand. Pferde sondieren uns in dem Moment in dem wir auf den Hof kommen, also mache ich es genauso. Wenn ich aus dem Auto steige, schaue ich erst auf die Koppel oder den Paddock, ohne dass mich die Pferde sehen und beobachte sie ein paar Minuten. Wenn man Pferde kennt, erkennt man schnell wie die Laune heute ist. Nach Diesem und nach anderen Faktoren, entscheide ich was ich heute mache. Ich lege mir eigentlich nie einen festen Plan zurecht, was heute gemacht wird.
Irgendwann hat es sich ergeben, das andere Menschen meine Art zu trainieren gesehen und mich nach Unterricht gefragt haben, oder ob ich nicht mal mit ihren Pferden arbeiten könnte.
Am Anfang war ich etwas verwirrt, aber als ich mal probeweise eine Stunde geben habe, ist mir schnell klargeworden, dass es mir sehr viel Spaß macht, anderen zu zeigen, was ich all die Jahre gelernt habe. Aber auch dies ist ein anderes Thema.
Heute nach fast 25 Jahren im mobilen Training ist es mir ein Bedürfnis auch andere an diese Erfahrungen heran zu führen, und seit einiger Zeit lehre ich junge Menschen ihre Pferde zu fühlen und nicht nur zu beobachten.
Wer Lust hat kann bei uns lernen wie die Welt der Pferde etwas anders funktioniert als in so manch anderm Stall.
SE