28/11/2021
Wenn der Sattel anfängt zu schweben/wi**en
Da ich es immer wieder erlebe und aktuell auch wieder damit zu tun habe, bzw. mich darüber ärgere, habe ich beschlossen, dass Thema des schwebens oder wi**ens, wie es viele Reiter bezeichnen, aufzugreifen.
Leider muss und musste ich auch aktuell feststellen, dass bei einigen Reitern das logische Denken aussetzt, oder, so gemein sich das auch anhört, gar nicht vorhanden ist, wenn es darum geht, den Zusammenhang zu verstehen, was bei einem wi**enden Sattel passiert und wie dieser dann angepasst werden muss, um diesen Fehler wieder zu korrigieren.
Nun habe ich es erneut erlebt, das Sattler zu einer Anpassung wegen oben genanntem Problem gerufen werden und dem Reiter erklären, dies würde nicht gehen, da Polster im Sattelkissen fehlen würde und eine Kammerweiteneinstellung so nicht möglich wäre.
Erst einmal ist das völliger Quatsch, wenn wir mit dem Szenario arbeiten, dass der Sattel passend für Pferd und Reiter ist und auch bisher immer gut gepasst hat.
Das Polster kann man nachstopfen, dafür ist ja auch die Art der Füllung im Sattel vorgesehen. Heißt wenn irgendwo Wolle fehlt, oder sich gut gesetzt hat, kann ich die Lücke wieder auffüllen, genauso wie ich Wolle entnehmen kann, wenn sie zu viel auftragen würde. Natürlich geht dies nur im Rahmen, wie das Kissen gefertigt ist, sprich ich kann nur so viel Füllung in ein Sattelkissen stopfen wie die Bauart selbiges es zulässt und unter dem Aspekt, dass es für das Pferd nicht unangenehm wird, sondern ein Muskelaufbau gewährleistet ist. Dies ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Die Einen mögen es lieber, wenn die Füllung sehr weich ist, die anderen finden es angenehmer wenn sie eben fester ist und dadurch mehr Stabilität in den Sattel bringt. Wie viel ich also Polstern kann hängt von verschiedenen Gegebenheiten ab, ist aber möglich, auch oder gerade dann wenn ich die Kammerweite ändern muss.
Ebenfalls ein Irrtum ist zu glauben, dass wenn der Sattel wippt, die Kammerweite für das Pferd zu eng ist und diese weiter gestellt werden muss, denn meist rühret das Problem genau daher. Würde man dies also tun, würde sich das Problem noch verstärken, denn der Schwerpunkt des Sattels kippt durch diese Änderung weiter nach vorne, was dazu führt, dass der Sattel hinten noch höher kommt, als er es bis dahin schon getan hat.
Manch einer kommt dann noch auf die tolle Idee, den Sattel hinten extrem aufzupolstern oder Keile einzusetzen um selbigen zum liegen zu kriegen. Mal abgesehen davon, dass dies nicht nur kontraproduktiv ist, hebt es den Reiter deutlich über das Pferd, sodass man sich am Ende fühlt, als würde man in den Wolken schweben und mit Hilfen nicht mehr wirklich zum Pferd durchkommt.
Möglich wäre natürlich auch, dass die Kammerweite korrekt eingestellt ist und der Sattel trotzdem anfängt zu wi**en. Das liegt dann meist daran, dass sich das Polster gut gesetzt hat und entsprechend wieder aufgefüllt werden muss, um eine optimale Lage zu erreichen.
Man sieht nun schon, dass es verschiedene Ursachen für das Wi**en geben kann, die aber korrigiert werden können.
Bei einer zu engen Kammerweite dagegen, hat der Sattel kaum noch eine Chance zu wi**en, denn selbiger wird so sehr nach hinten gedrückt, dass häufig keine Bewegung mehr stattfinden kann, schon gar nicht jene, die gegeben sein muss, damit das Pferd den Rücken aufwölben kann.
Wem also erklärt wird, sein Sattel würde wi**en, weil die Kammerweite zu eng wäre, sollte sich das einmal genau vor Augen halten, ob das wirklich möglich ist, oder ihm nur das blaue vom Himmel gebetet wird, weil ein Neukauf für denjenigen ja viel lukrativer wäre, als eine Anpassung.
Ich habe mir, um das ganze zu verdeutlichen, heute einmal mit meinem Pferd kurz die Zeit genommen, um das Problem in Bildern und Videos zu verdeutlichen. Ich habe sie recht kurz gehalten, finde aber, dass man schon die Unterschiede sehen kann, wenn man sich damit etwas auseinandersetzt.
Bild 1
So wäre der Sattel für meinen Dicken optimal angepasst. Er liegt über all gut an und verteilt das Reitergewicht optimal über die gesamte Länge des Sattels.
Bild 2-5
Hier habe ich ein zu großes Kopfeisen eingesetzt um zu verdeutlichen, wie der Sattel ins wi**en gerät und was noch für Probleme damit einhergehen. Denn nicht nur, dass der Sattel hinten zu viel Spiel bekommt (was man dann im Video sehen wird) auch wird die Kammer für mein Pferd viel zu eng, da er keinen Platz mehr zum Wiederrist hat und sich schön hinter die Schulter klemmt. Wie sich das ganze dann noch verschlimmern würde, wenn noch ein Reiter drauf käme kann man sich, denke ich, gut vorstellen.
Ich habe auch mal, den Abdruck nach dem longieren fotografiert, wo schön die Bewegung im Fell zusehen ist und damit auf deutlichen Druck hinweist.
Und das meine Lieben, ist das Ergebnis nach 3 Minuten longieren! Was glaubt ihr, wie das aussehen würde, wenn ich eine Stunde so reiten würde 😕
Bild 6-7
Zum Vergleich habe ich natürlich auch ein zu kleines Kopfeisen gewählt.
Man kann gut erkennen, dass der Schwerpunkt zu weit nach hinten gesetzt ist und die Kissen dadurch dann ins Pferd drücken. Noch dazu bildet sich im vorderen Teil des Sattels (leider so nicht zusehen) eine Brücke, heißt, der Sattel liegt an dieser Stelle nicht auf, sondern bildet eine Hohlraum. Somit kann das Reitergewicht nicht optimal verteilt werden, sondern verursacht deutliche Druckpunkte im vorderen und hinteren Bereich, da hier nun der Großteil des Gewichtes abgefangen wird.
Das macht sich auch im Abdruck bemerkbar.
Wer genau hinsieht kann vor allem hinten schön die Unruhe sehen, die im Fell vorhanden ist. Würde ich so reiten, hätte ich nicht nur eine tolle Scheuerstelle im Fell, sondern auch bald einen kaputten Muskel 😕
Allerdings zeigt es auch sehr gut, wieviel Druck schon allein beim ,,nur longieren“ entsteht, sodass man mit einer logischen Denkweise zu dem Schluss kommt, dass so kein Sattel wi**en kann, wenn er auf den Rücken gepresst wird.
Leider lässt mich Facebook die Videos nicht direkt mit anhängen, weswegen ich sehen werde, dass ich sie in die Kommentare stelle, samt Erklärung. Also das weiterlesen nicht vergessen 😉.
Bevor jemand mein Pferd bemitleidet, sei noch gesagt, dass er, besonders mit dem Sattel in unpassender Form, nicht lange laufen musste, sondern jeweils nur 3 Minuten um das mal deutlich zu machen ,,was passiert wenn….“. Auch werde ich ihn so garantiert nicht reiten, ganz davon abgesehen dass er mich, zurecht, auch direkt in den Dreck setzen würde.
Weiter geht mein Pferd auch nicht lahm, hat keine Schmerzen oder sonstige gesundheitliche Probleme, er läuft einfach taktunrein, das haben wir schon mehrfach abklären lassen.
Auch das ,,am Halfter longieren“ entspricht nicht unserer üblichen Arbeitsweise, sondern ist einfach spontan und entspannt heute entstanden, da ich den Sattel zwischendurch zweimal ,,präparieren“ musst und er so ungehindert sein Heu, während der kurzen Pausen, mampfen konnte.