17/01/2021                                                                            
                                    
                                    
                                                                        
                                        Der Pflegenotstand rückt endlich und längst überfällig mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit und damit wird der politische Druck merklich höher. Ich fragte mich schon lange was alles passieren muss, damit über den Tellerrand geblickt wird. Damit die Ohnmacht gesehen wird. Frei nach dem Motto: Zukünftige Probleme sind noch keine Probleme. Wir fahren das Pflegepersonal zwar mit Höchtgeschwindigkeit auf eine Mauer zu, aber hey… die Mauer ist ja erst da hinten. Der heutige Blick in deutsche Kliniken, Pflege- und Altenheime gibt nun die Antworten. Kollaps! Wenn ich heute in die Kreißsäle dieses Landes schaue, bekomme ich ein Déjà-vu: Von Hebammenmangel wird seit Jahren gesprochen. Geändert hat sich nicht viel. Aktuelles Problem: Der Beruf Hebamme ist Leidenschaft. Hebammen lieben ihren Beruf, aber nicht um jeden Preis. Die Bedingungen sind brutal. Schichtarbeit am Limit, 2-3 Frauen unter Geburt gleichzeitig betreuen unmöglich und für das Paar und diesen wertvollen Moment unwürdig. Die Bezahlung mies. Warum sollten junge Frauen Hebamme werden wollen? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Viele Hebammen werden in Rente gehen, Nachfolge ist kaum da. 
Die Politik pennt: Der Beruf wird akademisiert, die Ausbildung abgeschafft. Das ist gut. Doch wer bietet das Studium an? In Hessen gibt es bisher eine einzige Hochschule. 2022 sollen zwar andere Folgen, aber was ist bis dahin? Weniger Hebammen, mehr Geburten. Die Klinik macht auf lange Sicht keinen Spaß, also ist die Flucht in die Selbstständigkeit logische Konsequenz. Ergo noch weniger Hebammen in deutschen Kliniken bei steigenden Geburtenzahlen. Man muss es sich echt mal überlegen: Die professionelle Betreuung in diesem einzigartigen und intimen Moment eines Paares ist in Deutschland flächendeckend nicht gewährleistet. An 1 zu 2 Betreuung nicht zu denken. Ich kenne sehr viele Hebammen und ich kann sagen: sie vergöttern ihren Beruf. Sie lieben Geburten. Doch sie sind auch wütend, denn das was sie lieben, wird ihnen genommen.