Geschichte des Vereins
Mit dem Abzug der letzten Truppen der Westgruppe der Russischen Streitkräfte in Deutschland im Jahr 1994 und der Entscheidung der Bundeswehr, weder Truppenlager, noch Übungs- und Flugplätze im Raum Jüterbog für ihre Zwecke zu nutzen, fanden über 150 Jahre Geschichte von Jüterbog und Altes Lager als eine der größten, zeitweise die größte Garnison Deutschlands ein Ende. Im
Rahmen von Konversionsmaßnahmen werden seit dem Kasernen abgerissen, Truppenübungsplätze zu Naturschutzgebieten umgewandelt und die beweglichen Hinterlassenschaften des Militärs verschrottet oder anderweitig entsorgt. Damit dieser Teil unserer Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, trafen sich am 04. November 1998 im Gasthof „Schmied zu Jüterbog“ 15 Männer, von denen 14 unseren Verein gründeten, dem zum gegenwärtigen Zeitpunkt 28 Männer und 2 Frauen angehören, und der sich in seiner Satzung folgende Ziele und Aufgaben stellt:
Sammlung und Ausstellung von in und um Jüterbog angewandter Militärtechnik, Bewaffnung, Fortifikation und Ausrüstung während der Zeit als sächsische, preußische, deutsche und sowjetisch/russische Garnison. Praktische und lebendige Darstellung des Soldatenalltags, insbesondere der Lebensweise und der Mentalität der hier gestandenen Truppen.
Öffentlichkeitsarbeit in Form von Ausstellungen, Führungen und Exkursionen, Publikationen, Vorträgen, Seminaren sowie Schaudarstellungen bei Volksfesten und historischen Jubiläen. Zusammenarbeit mit gleich gelagerten Vereinen, der regionalen Verwaltung und deren Kultureinrichtungen, wie Bau- und Bodendenkmalspflege, der Kriegsgräberpflege und Altlastenerkundung und Einheiten und Dienststellen der Bundeswehr. Als Namenspatronin wurde die Heilige Barbara gewählt, über die nach einer altrömischen Legende folgende Geschichte erzählt wird:
Zur Zeit der Christenverfolgung wollte in Rom ein Angehöriger der kaiserlichen Leibwache seine Tochter Barbara mit einem Jüngling aus dem Kaiserhof verheiraten. Um die heranwachsende Jungfrau den Blicken der Umwelt zu entziehen, lies er sie in einem eigens gebauten Turm einsperren. In dieser Abgeschiedenheit bekannte sie sich gegen den Willen des Vaters zum Christentum. Der Vater versuchte, sie mit Martern und Peinigungen zurückzubekehren; doch dies bestärkte sie noch in ihrem Glauben. Der Vater selbst vollstreckte das über sie verhängte Todesurteil durch Enthauptung. Doch unmittelbar nach dieser Tötung ereilte auch ihn die göttliche Strafe: Ein vom Himmel fallender Blitz erschlug und verzehrte ihn augenblicklich. Auf Bildern wird sie oft mit den Attributen Turm dargestellt. Die Verehrung der Heiligen Barbara als Schutzpatronin der Artillerie geht von Spanien aus und stammt aus der Zeit der Verdrängung der maurischen Besatzer Südeuropas gegen Mitte unseres Jahrtausends. Ihr Tag, der 4. Dezember, war stets ein wichtiger Feiertag in der Garnison und heute begeht der Verein Garnisongeschichte Jüterbog „St. Barbara“ an diesem Tag seine feierliche Jahresabschlussveranstaltung. Im Jahre 1999 beschlossen die Mitglieder des Vereins die Gründung einer „Ehrenlegion“, Mitglied der Ehrenlegion können auf Vorschlag des Vorstandes besonders ausgewählte Einzelpersonen werden, die aufgrund ihrer militärischen Laufbahn, ihrer familiären Abstammung oder ihrer beruflichen bzw. wissenschaftlichen Arbeit der Jüterboger Militärgeschichte besonders verbunden sind. Seit dem Jahr 2011 existiert ebenfalls ein „Freundeskreis St. Barbara“. Mitglied des Freundeskreises können Einzelpersonen, Personengruppen und Organ-schaften werden, die die Arbeit und die satzungsmäßigen Ziele des Vereins Garnison-geschichte Jüterbog „St. Barbara“ außerhalb der Vereinsmitgliedschaft unterstützen. Der Verein Garnisongeschichte Jüterbog „St. Barbara“ e.V. erforscht die Geschichte des Militärs und der Kriegshandlungen im Jüterboger Raum und veröffentlicht die Forschungsergebnisse. Die bekannteste Publikation sind die „Barbara-Hefte“, die bis zum Heft 15 durch den Verein herausgegeben wurden; ab Heft 16 liegen die Rechte nicht mehr beim Verein. Inhaltlich erweitert wurden daher die ein- bis zweimal im Jahr erscheinenden „Rundbriefe“, die bis dahin nur den Charakter eines vereinsinternen Mitteilungsblatt hatten. Seit 4 Jahren finden unter Leitung von Vereinsmitgliedern in den Sommermonaten Führungen durch die ehemalige Höhere Fliegertechnische Schule in Altes Lager statt. Und seit 2012 haben wir zusätzlich die Möglichkeit Interessierte durch das ehemalige Lazarett Jüterbog-Neues Lager zu führen. Der bekannteste Tätigkeitsbereich des Vereins ist die Sammlung und zum Teil sehr aufwendige Restaurierung von Sachzeugnisse und deren museale Ausstellung. Dazu erwarb der Verein mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung Niedergörsdorf Grundstücke auf dem ehemaligen Flugplatz Altes Lager, die Bogendeckung (Shelter) BAER und die „Barbara-Halle“. Mit der Idee eines „dynamischen Museums“ werden historische Militärfahrzeuge funktionstüchtig gehalten und der Öffentlichkeit besonders anläßlich des jährlich statt-findenden Offenen Wochenendes, der Garnisonschau, jeweils unmittelbar nach dem Himmelfahrtstag, in Bewegung vorgeführt. Diese Veranstaltung, die 2013 bereits zum achten Mal stattfindet, hat sich zu einem Publikumsmagneten und zu einem festen Treffpunkt gleich gelagerter Vereine und Interessengruppen entwickelt, zu dem der Vereins stets zwischen 2.500 und 3.000 Besucher begrüßen kann. Im Shelter „Baer“ wurde eine Ausstellung zur Flugplatzgeschichte aufgebaut. Neuestes Objekte sind Dioramen: Flugplatz Altes Lager, Luftschiffhallen „Albrecht“ und „Baer“, Fliegertechnische Schule
Auch dort zu finden ist ein Wandrelief, das das Gebäude der ehemaligen russischen/sowjetischen Kinderkrankenstation im Hospital Neues Lager zierte und von Vereinsmitgliedern geborgen und restauriert wurde. Den bundesweit stattfindenden Tag des Offenen Denkmals nutzt der Verein ebenfalls, um sich und seine Arbeit vorzustellen. Ein besonderes Ereignis war in diesem Zusammenhang 2008 die Enthüllung des „Franzosendenkmals“ am neuen Standort in Altes Lager. Anläßlich der Feierlichkeiten zu 140 Jahren Altes Lager wurde eine vom Verein "St.Barbara" gestaltete Tafel über das Denkmal und seine Restaurierung neben dem Denkmal aufgestellt.