02/08/2022
Tricky question für die Plattform, die vielleicht sogar das Epizentrum der Vergleichs-Kultur darstellt.
Zunächst einmal lernen wir durch Nachahmung, die auf Vergleiche beruht. Sich zu vergleichen hilft sich selbst einzuschätzen, verleitet aber gleichzeitig dazu eigene Grenzen zu übersehen, Bedürfnisse zu missachten und einen Weg einzuschlagen, der nicht der eigene ist. So kann im Leben ein immer größerer innerer Leidensdruck entstehen.
Wenn du dich aber von den Bewertungen anderer befreist, was gehört dann zu dir?Für welche Werte stehst ein und welche Interessen sind dir wichtig? Wofür strengst du dich gerne an?
In der Kunst ist das Kopieren von jeher ein bewährtes Mittel, um den eigenen Stil zu entwickeln. Aber stell dir mal vor, alle Künstler würden sich nur an den 50 größten Kunstwerken orientieren und diese immer wieder reproduzieren. Dann gäbe es keine Vielfalt und keinen Individualismus. Gerade der Mut und das Selbstverständnis Dinge aus sich heraus so zu machen, wie es sich authentisch anfühlt, bringt Ergebnisse, die berühren und Wert schaffen.
Auf der Achse III der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD) wird der Spannungskonflikt zwischen Individuation (Selbstwerdung) versus Abhängigkeit beschrieben.
Grob gesagt geht es bei diesem Konflikt, der im Kleinkind-Alter erstmals erfahren wird, um die Frage: Kann ich allein sein oder bin ich abhängig?
Die Angst vor Zurückweisung und Ausgegrenzt sein sind tief menschlich. Wenn das Vergleichen mit anderen jedoch zum ständigen Selbstoptimierungsdruck führt, kann ein Gefühl der Selbstentfremdung entstehen.
Abhängig zu sein von den Urteilen anderer, macht auf Dauer krank. Sich selbst zu entdecken, zu verstehen und für sich einzustehen, verbindet mit den Kräften, die in jedem Einzelnen schlummern. Damit aufzuhören sich ständig mit anderen zu vergleichen, hilft dabei, den eigenen Wert anzuerkennen. Und ein guter Selbstwert ist ein wichtiger Faktor für psychische Gesundheit.