04/09/2022
In 5 Minuten schlauer - Antidekubitusmatratzen richtig einsetzen
Das Wundliegegeschwür ist ein Problem, dessen wahre Auswirkungen in den letzten Jahren immer mehr erkannt werden. Wir konnten vor allem beim Thema therapeutische Ernährung und Wundmanagement große Fortschritte erzielen, dies ist auch dem besseren Verständnis von Aufnahme und Umwandlung im Körper geschuldet. Dennoch gibt es auch immer wieder Komponenten, die wir noch nicht in Gänze verstehen und weiterer Forschung bedürfen.
So sind die Thesen zur Zeitbemessung verschiedener Durchblutungserkrankungen nicht ganz abgeschlossen.
Kurz zur Erklärung, die Zeitbemessung des Umlagerungsintervall wurde von Florence Nightingale auf 2 Stunden festgesetzt, gemessen an der Zeit, die sie benötigte, um alle Soldaten eines Lazarettes im Krim Krieg zu lagern. Heute wissen wir um individuelle Komponente wie Krankheiten und Medikamente, die das Intervall beeinflussen, um eine ausreichende Dekubitusprophylaxe zu gewährleisten. So wird momentan an Tabellen gearbeitet, die eine individuelle Zeitbemessung berücksichtigen und errechnen können. Ausgehend von einem 2-Stunden-Intervall kann dann aus der Tabelle entnommen werden, dass bei PAVK eine Umlagerung -40 Minuten, also alle 80 Minuten notwendig wird, um eine ausreichen, Prophylaxe zu gewährleisten. Gedacht ist dieses vorerst als Richtwert, um schnell Daten nachschauen zu können, wird aber noch ein wenig auf sich warten lassen.
Ein weiteres Problem, was nun schon während mehrerer Studien festgestellt wurde, ist, dass viele Matratzenarten bei Dekubitusgefahr oder Therapie falsch zum Einsatz kamen.
Momentan kennen wir 3 Arten, welche Standardmäßig auf den Betten in Deutschland verwendet werden.
Die 08/15 Standardmatratze, welche den höchsten Härtegrad aufweist.
Die Weichlagerungsmatratze, deutlich weicher als die Standardmatratze.
Die Wechseldruckmatratze, durch Veränderungen der Druckverhältnisse werden Luftkammern verschieden stark mit Luftdruck gefüllt.
Viele sehr Immobilie Patienten wurden auf der Standardmatratze gelagert, weil dies aufgrund der Unterlage besser ging, häufig lagen Voll mobile Patienten in Weichlagerungsmatratzen (weil sie von den Standardmatratzen Rückenschmerzen bekamen) und die Teilmobilen lagen in den Wechseldruck zur Dekubitusprophylaxe. Doch was ist daran nicht richtig?
Die Standardmatratze ist für Vollmobile Patienten gedacht und wurde nicht dafür konzipiert dauerhaft im Bett zu liegen. Je mobiler der Patient, umso mehr Zeit sollte er außerhalb des Bettes verbringen, dieser Matratzentyp hat keine prophylaktischen Eigenschaften.
Patienten mit Teilmobilität sind für Weichlagerungsmatratzen geeignet, da diese den Druck auf Knochenvorsprünge leicht reduziert, aber noch genug Halt bietet, um selbstständig Drehungen durchzuführen. Eine leichte Reduktion des Dekubitusrisiko.
Die Wechseldruckmatratze ist für Patienten geeignet, die vollkommen immobil sind und auch wahrscheinlich keine Fähigkeiten in Richtung Mobilität entwickeln. Die Reduktion des Dekubitusrisiko ist als mittelmäßig einzustufen. Leider nimmt diese Matratzenart auch Mobilisationsfähigkeiten, sodass Menschen auch potenziell immobiler gemacht werden, was sich auch auf das Dekubitusrisiko auswirkt.
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Gruß, Dein Tim von www.weiterbildungen-reinhold.de