25/06/2025
Der Frühsommer gehört zum Feuerelement – so lehrt es die Fünf-Elemente-Tradition der TCM. Jetzt ist die Zeit von Herz und Dünndarm, die Zeit für Freude und den natürlichen Fluss des Lebens. Aber ein von Schuld belastetes Herz kann weder Freude empfangen noch sich dem Fluss hingeben
Schuld ist ein Gefühl, das uns in vielen Formen und auf verschiedenen Ebenen begegnet. Manchmal ist sie konkret – wir haben jemanden verletzt, etwas versäumt oder eine Entscheidung getroffen, die wir bereuen. Manchmal ist sie diffuser: dieses nagende Gefühl, nicht genug zu sein. Nicht stark genug, nicht aufmerksam genug, nicht so, wie wir es gern gewesen wären..
Wenn Schuld das Sein selbst erfasst, wird sie besonders quälend. Das Gefühl, im Innersten „falsch" zu sein, lässt sich schwer benennen. Es entsteht aus der Erkenntnis, anders zu sein als andere – anders zu denken, zu fühlen, zu reagieren. Diese existenzielle Schuld ist besonders schmerzhaft, weil sie nicht unser Handeln betrifft, sondern unser Sein selbst in Frage stellt.
Oft spüren wir Schuld, wenn wir in schwierigen Zeiten nicht reagiert haben, wie wir es von uns erwartet hätten. Wenn Überforderung uns gelähmt hat. Wenn Angst oder Erschöpfung stärker waren als unser Wille zu helfen. Wenn wir andere enttäuscht haben – oder uns selbst.
Schuld, die von außen kommt
Schuld kann uns auch treffen, ohne dass wir sie selbst erzeugt haben. Menschen, die mit ihren Fehlern nicht zurechtkommen, übertragen diese Verantwortung auf andere. Ein unbewusster Schutzmechanismus: Anstatt sich der eigenen Unzulänglichkeit zu stellen, wird die Schuld nach außen projiziert.
"Du hättest anders reagieren müssen." "Wenn du aufmerksamer gewesen wärst, wäre das nicht passiert." "Du bist schuld, dass ich so reagiert habe."
Diese Schuldübertragung ist besonders perfide, weil sie oft in emotionalen Momenten geschieht, wenn wir ohnehin verletzlich sind. Wer mit der eigenen Schuld nicht umgehen kann, sucht Schuldige im Außen – meist bei denen, die am wenigsten Widerstand leisten.
Die wichtige Unterscheidung
In dieser Woche lade ich dich ein, einen ehrlichen Blick auf diese Gefühle zu werfen.
Wann spürst du Schuld?
Wofür fühlst du dich verantwortlich? Ist es etwas, das du bewusst verursacht hast – oder trägst du eine Last, die dir von außen auferlegt wurde?
Diese Unterscheidung ist entscheidend: Manche Schuld gehört zu uns, manche nicht. Manche Verantwortung liegt bei uns, andere wurde uns nur zugeschoben. Zu erkennen, welche Schuld wirklich unsere ist und welche wir nur übernommen haben, weil andere sie nicht tragen wollten, ist der erste Schritt zur Befreiung.
Vielleicht fühlst du dich schuldig, weil du in einer Krise nicht die Kraft hattest, die du brauchtest. Weil du jemanden im Stich gelassen hast, als er deine Hilfe brauchte. Weil du zu müde warst, um zuzuhören. Zu gestresst, um geduldig zu sein. Zu verletzt, um liebevoll zu reagieren.Diese Momente zeigen uns unsere Menschlichkeit. Sie erinnern uns daran, dass wir nicht unendlich belastbar sind. Dass auch wir Pausen brauchen, Verständnis, manchmal auch Nachsicht mit uns selbst.
Erste Schritte der Erkenntnis
Nehmen wir uns doch etwas Zeit, um die eigenen Schuldgefühle zu beobachten. Ohne zu urteilen, ohne sofort zu verändern. Nur schauen: Was ist wirklich meins? Was wurde mir auferlegt? Wo reagiere ich auf alte Muster, wo auf echte Verantwortung?
Diese Klarheit ist der Boden, auf dem nächste Woche, in unserer nächsten AusZeit etwas Neues wachsen kann: die Möglichkeit der Vergebung – mit dir selbst und mit dem, was war.
In unserer heutigen Auszeit beginnen wir mit dieser Selbstbetrachtung zu unserem heutigen Thema "Schuld"
Ich freue mich auf unsere heutige AusZeit, Du bist herzlich willkommen !
Stephania
Unsere AusZeit heute von 19:30 Uhr bis 20:00 Uhr
Zoom Link gerne per PN