
04/09/2023
Die dunkle Seite von Therapie und Coaching, die leider ein sensibles Thema auch in meinem Praxisalltag ist.
 Immer wieder kommen Patienten zu mir, die durch Coaches oder auch Therapeuten tief verunsichert sind, sich fehlerhaft fühlen oder re-traumatisiert werden.
Es ist gut offen darüber reden zu können , dass es auf jedem Gebiet wunderbare kompetente Menschen gibt, aber genauso auch schwarze Schafe, die es gilt, schnell zu erkennen und sich davon zu lösen……
Machtmissbrauch in Therapie und Coaching sind leider keine Seltenheit.
Eine therapeutische Beziehung enthält natürlicherweise ein Machtgefälle.
Jemand ist hilfesuchend und ein anderer ist in der Position, Hilfe anzubieten.
Eine Person fühlt sich "schwach", die andere erscheint "stark".
Eine Person öffnet sich und vertraut sich an, die andere Person hat die Verantwortung, damit achtsam und ethisch umzugehen.
Eine Person hat Leidensdruck und intensive Gefühle, die andere Person hat die Aufgabe (und Macht) damit umzugehen.
Dieses Machtgefälle ist per se nichts Schlimmes, sondern etwas Natürliches. Es versetzt Begleiterinnen und Begleiter jedoch in eine Position, die hoch verantwortungsvoll ist und hohe Ansprüche an Ethik, Moral, Professionalität und auch die Persönlichkeit stellt. Nicht jeder Mensch ist dieser Verantwortung gewachsen oder trägt die innere Reife, die erforderlich ist.
Dadurch oder durch Machthunger und Selbstwerterhöhungsbedürfnisse kommt es zu Machtmissbrauch in therapeutischen (und ähnlichen) Kontexten. Sie äußern sich etwa durch:
• Bewerten und abwerten der Klienten
• das Ausüben von Druck
• das Vermitteln von Schuldgefühlen
• das Unterstellen von Widerständen (Du lässt nicht los, du willst nicht wirklich...)
• das Erzeugen von Abhängigkeit
• das Fehlen von Empathie
• das Fehlen von Orientierung und Klarheit im Prozess
• oder sogar durch sexuelle oder andere Übergriffe
Ich habe in fast 20 Jahren Praxis leider schon so vieles gehört. Mit diesem Post und der dazugehörigen Podcastfolge möchte ich dafür sensibilisieren, dass weder fachliche Kompetenz noch Titel garantieren, dass Menschen ihre Macht nicht missbrauchen.Wenn etwas des o.g. passiert, ist das ein Grund, die Begleitung sehr kritisch zu hinterfragen und ggf. abzubrechen.
Es gibt viele wundervolle Begleiterinnen und Begleiter, die wunderbare Arbeit leisten und bei denen man sicher und gut aufgehoben ist. Die gilt es zu finden.
Hast du schon Machtmissbrauch in einem therapieähnlichen Kontext erlebt?
Wie hast du das überwunden?
Mehr Inspiration hierzu findest du in der aktuellen Fragenfreitagfolge #262 "Machtmissbrauch in der Therapie" mit meiner Freundin und Kollegin Kathie Kleff: https://youtu.be/jW55O53YbFQ