Die LWL-Klinik Paderborn, eröffnet am 01.09.1975 als „Westfälische Landesklinik Paderborn", ist eine Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Sie ist eine Einrichtung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL). Die Klinik gehört zum PsychiatrieVerbund des LWL, in dem rund 8.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in mehr als 100 Einrichtungen Menschen behandeln und betreuen.
Die LWL-Klinik Paderborn ist Kooperationspartner der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld und akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Münster.
Das Pflichtversorgungsgebiet der LWL-Klinik Paderborn umfasst die Stadt und den Kreis Paderborn sowie die Stadt Geseke (Kreis Soest) mit etwa 320.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Bis heute hat sich die Klinik zu einer gemeindeorientierten, sozialpsychiatrisch und psychotherapeutisch arbeitenden Klinik mit 208 voll- und 62 teilstationären klinischen Behandlungsplätzen und einer Institutsambulanz weiterentwickelt. Die Belegung aus dem Pflichtversorgungsgebiet lag 2015 bei knapp 90 %.
Inhaltsverzeichnis
1. Geschichte
2. Fachabteilungen
4. Behandlungsangebote und therapeutische Orientierung
5. Organisationskultur
6. Netzwerke und Kooperationen
7. Weblinks
1. Geschichte
Hervorgegangen ist die LWL-Klinik Paderborn, zunächst als Westfälische Landesklinik Paderborn, aus einer Langzeiteinrichtung für psychisch kranke Frauen. Die heutige LWL-Klinik Paderborn wurde als Akutklinik für Psychiatrie am 1. September 1975 in Betrieb genommen.
In den zwei Jahrzehnten bis 1995 kam es auf Basis einer sozialpsychiatrischen Grundorientierung zum allmählichen Aus- und Aufbau von klinischen und außerklinischen Versorgungsstrukturen wie der Institutsambulanz, der Allgemeinpsychiatrischen Tagesklinik, der Laienhilfe und dem Betreuten Wohnen. Mit einer Belegung von über 400 Betten waren auch zahlreiche Langzeitpatientinnen und Langzeitpatienten untergebracht. Im Zuge der Enthospitalisierungsbemühungen Anfang der 1990er Jahre erfolgte eine Verlegung zahlreicher Patientinnen und Patienten in das Betreute Wohnen oder in Heimeinrichtungen.
Ab 1995 wurde der Aufbau von spezialisierten Stationen mit den Schwerpunkten Depressionsbehandlung, Krisenintervention, Psychotherapie, Doppeldiagnosen Sucht und psychiatrische Erkrankungen sowie einer „Qualifizierten Drogenentgiftung" vorangetrieben.
Weiterhin kam es zu einer Diversifizierung der therapeutischen Angebote, der Ausweitung ambulanter Angebote sowie des Konsiliar- und Liaisondienstes, der Modernisierung und grundlegenden Renovierung der Gebäude sowie des Geländes.
2. Fachabteilungen
Den drei Schwerpunkten Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie, Suchtmedizin und Gerontopsychiatrie/Soziotherapie entsprechend ist die LWL-Klinik Paderborn seit 1997 in drei selbstständig von je einem Chefarzt sowie einer abteilungsleitenden Pflegekraft geleitete Fachabteilungen gegliedert. Unterschiedliche Behandlungsschwerpunkte werden auf 12 Stationen, vier Tageskliniken und den Institutsambulanzen abgebildet. Durch die Sektorisierung der allgemeinpsychiatrischen Akutbehandlung konnten Voraussetzungen für das Grundprinzip der Kontinuität in der Behandlung geschaffen werden. Daneben finden sich in allen Fachabteilungen indikationsbezogen arbeitende Stationen, zum Beispiel zur Behandlung von Depression, Angst- und Zwangsstörungen, dementiellen Erkrankungen, Psychotherapie im Alter sowie eine Doppeldiagnose-Station „Sucht und Psychose" und eine soziotherapeutisch orientierte Station.
Zur LWL-Klinik Paderborn gehört außerdem eine dem Schwerpunkt Suchtmedizin zugeordnete Station mit 17 Rehabilitationsplätzen, auf der Entwöhnungstherapien stattfinden. Im Rahmen des LWL-Wohnverbundes werden derzeit 75 stationäre, 150 ambulante Betreuungsplätze und 22 Betreuungsverhältnisse im Rahmen der Familienpflege für Menschen mit psychischer Behinderung und Suchterkrankung vorgehalten.
3. Behandlungsangebote & therapeutische Orientierung
Behandelt werden alle Formen seelischer Erkrankungen wie Psychosen, affektive Erkrankungen, Anpassungsstörungen, Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, körperlich begründbare psychische Erkrankungen und psychische Störungen im Alter, jeweils mit einem individuell gestalteten Behandlungsplan. Die Aufnahme von Menschen mit psychischen Erkrankungen erfolgt in der Regel durch Einweisung von niedergelassenen Ärzten. Notfallmäßige Aufnahmen sind direkt möglich.
Die LWL-Klinik Paderborn arbeitet als Klinik der Akutversorgung gemeindeorientiert. Neben der medizinisch-psychiatrischen Versorgung bieten wir eine psychotherapeutische Orientierung und darüber hinausgehende spezielle Psychotherapieverfahren an. Dazu gehören neben der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie verhaltenstherapeutische Verfahren (zum Beispiel die motivierende Gesprächsführung im Bereich der Suchtmedizin oder die Psychosetherapie) und die systemische Therapie (als konzeptionelle Grundorientierung und in der Anwendung als Paar- und Familienberatung). Die Angehörigenarbeit, psychoedukative Gruppen sowie störungsspezifische Gruppenpsychotherapien (z. B. IPT, DBT) ergänzen das Angebot. Die Sozial- und Milieutherapie setzt an den Alltagsbedürfnissen an und vermittelt eine Tagesstruktur und andere wesentliche soziale Funktionen.
Das System der Bezugstherapie stellt die personelle und konzeptionelle Kontinuität in der therapeutischen Behandlung sicher. Neben ÄrztInnen arbeiten PsychologInnen/PädagogInnen und SozialarbeiterInnen/ -pädagogInnen im System der Bezugstherapie. Bei PatientInnen, die wiederaufgenommen werden, wird die personelle Kontinuität in Behandlung und Pflege so weit wie möglich über die Entlassung und Wiederaufnahme hinweg angeboten. PatientInnen, die absehbar immer wieder in eine Krise geraten und stationäre psychiatrische Hilfe benötigen, können darüber hinaus zwischen zwei Behandlungen eine sogenannte Behandlungsvereinbarung abschließen, an die sich beide Seiten gebunden fühlen. Eine solche Vereinbarung hilft, die bisher miteinander gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse zukünftig wirksam werden zu lassen und eine möglichst große konzeptionelle Kontinuität in einer manchmal langjährigen Behandlung zu wahren.
Die Ergotherapie verbindet sinnstiftendes Gestalten mit einer Diagnostik und Belastungserprobung in der Arbeitstherapie. In den abteilungs- und stationsübergreifend organisierten Werkstätten gestalten Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten ein differenziertes Angebot in der Beschäftigungstherapie sowie persönlichkeits- und arbeitsbezogenen Ergotherapie in sechs Bereichen: von der Industriellen Montage über Kunsthandwerk, Holzwerkstatt, Textiles Gestalten und Bürotraining, Hirnleistungstraining bis hin zur extramuralen Belastungserprobung.
Musiktherapeutische Angebote vermitteln einen anderen Zugang zum Selbsterleben und den eigenen Ausdrucksmöglichkeiten. Bewegungs- und Sporttherapie versteht den Menschen als körperlich-seelische Einheit und verbindet eine Verbesserung der Selbstwahrnehmung mit Entspannung und einer an die individuellen Bedürfnisse angepassten körperlichen Aktivierung. Abteilungs- und stationsübergreifend bieten Bewegungstherapeutinnen und Bewegungstherapeuten Gruppen- und Einzelangebote in den Bereichen Bewegung, Entspannung, Körperwahrnehmung, Tanz, Musik und Sport an.
4. Organisationskultur
Engagierte, motivierte und fachlich qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Berufsgruppen verfügen über meist langjährige Berufserfahrung. Ihre regelmäßige Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen sichert den Standard moderner Behandlungsmethoden.
Die 12 Stationen der Klinik sowie die vier Tageskliniken werden von je einer oberärztlichen sowie einer pflegerischen Stationsleitung geleitet. Die Kollegialität in den Stationsleitungen ist durch Stellenbeschreibungen aufeinander abgestimmt und sichert die adäquate Betreuung und Fachlichkeit in der Behandlung von Patientinnen und Patienten, die konzeptionelle Weiterentwicklung der Stationen sowie die Anleitung der Teammitglieder unterschiedlicher Berufsgruppen.
Regelmäßige Team- und Übergabegespräche stellen den Rahmen für den multiprofessionellen Austausch über die Behandlung der Patientinnen und Patienten her. Mit allen Beteiligten - verstanden als Partnerinnen und Partner in der Behandlung - werden individuelle Behandlungspläne erstellt, die durch Visiten und Therapiekonferenzen ausgewertet und weiterentwickelt werden. Standards für die Aufnahme, Diagnostik, Behandlung, Verlegung und Entlassung sichern einen qualitätsgerechten Behandlungsablauf.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die am Schlüsselprozess „Aufnahme, Diagnostik, Behandlung, Entlassung“ beteiligt sind, haben sich überwiegend in einem Bezugspersonensystem organisiert: Die Systeme der Bezugstherapie und Bezugspflege entsprechen und ergänzen sich. Allen Patientinnen und Patienten sind je eine therapeutische und eine pflegerische Bezugsperson zugeordnet, die sie „im eng kooperierenden Tandem“ durch den Behandlungsprozess begleiten und diesen koordinieren.
Seit 2002 verpflichtet sich die LWL-Klinik Paderborn nach dem EFQM-Verfahren zur Excellence. 2016 hat die Klinik zum zweiten Mal 5* Sterne erreicht.
6. Netzwerke und Kooperationen
Die LWL-Klinik Paderborn arbeitet mit unterschiedlichen öffentlichen Einrichtungen im Rahmen von Netzwerken und Kooperationen zusammen.
Für den medizinischen Austausch mit anderen Fachsdisziplinen bietet die Klinik einen Konsiliardienst an, der ein Angebot für die ganzheitliche Betrachtung von Krankheit und Gesundheit abbildet. Mit den lokalen somatischen Krankenhäusern in Paderborn bestehen Kooperationen, um die Menschen in Kreis und Stadt Paderborn optimal versorgen zu können.
Die Verzahnung in der Region wird auch durch die strukturierte Zusammenarbeit mit niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sowie mit Gesundheits- und Sozialeinrichtungen und Behörden der Stadt und dem Kreis Paderborn gewährleistet. Vertreter der Klinik sind dafür in verschiedenen Gremien tätig, wie zum Beispiel in der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) oder im Praxisnetz Paderborn.
Pflegerische Kooperationen bestehen vor allem mit den örtlichen Ausbildungsstätten, Schulen usw.
Um neue Impulse aus der Wissenschaft in die Klinik zu bringen und wiederum den Theorie-Praxis-Transfer zu unterstützen, werden regelmäßige Aktivitäten mit den verschiedenen Hochschulen in der Umgebung sowie in Ostwestfalen-Lippe geplant. Kooperationsprojekte werden dabei immer wieder mit den lokalen Hochschulen Universität Paderborn und Katholische Hochschule Paderborn (KatHo) sowie mit den Universitäten Münster und Bielefeld angestrebt.