20/09/2023
Wenn Kinder an Diabetes erkranken, liegt fast immer Typ-1-Diabetes vor. Dadurch ändert sich einiges im Leben – für die Kinder selbst und für die ganze Familie. Die Betroffenen müssen auf die Ernährung achten, regelmäßig den Blutzucker messen und Insulin spritzen - und das den gesamten Tag lang: ob zu Hause, im Kindergarten oder in der Schule. Diabetes bedeutet für betroffene Familien einen erheblichen Mehraufwand, und selbst wenn sie gut damit umgehen können, ist der Alltag mit der Krankheit eine Herausforderung.
Ihren Kindern zuliebe sollten Eltern möglichst offen sein und ihr Umfeld über den Diabetes und seine Behandlung aufklären. Je besser alle Beteiligten informiert sind, um so souveräner werden sie mit der Erkrankung umgehen können. Und ihre Kinder können mit Diabetes überwiegend ein normales Leben führen und ihre Gewohnheiten und Aktivitäten beibehalten. Typ-1-Diabetes entsteht oft innerhalb weniger Tage und Wochen. Er macht sich oft mit Symptomen wie großem Durst, häufigem Wasserlassen, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Übelkeit bemerkbar. Eltern sollten einen Arzt aufsuchen, wenn solche Symptome bei ihrem Kind auftreten.
Kinder mit Typ-1-Diabetes besitzen zu wenig oder kein eigenes Insulin mehr. Das führt dazu, dass der Zucker aus dem Blut nicht in die Zellen gelangt, wo er benötigt wird. Stattdessen steigt der Blutzucker an.
Ziel der Behandlung von Diabetes ist es, den Blutzucker wieder in den Griff zu bekommen und stark erhöhte oder zu niedrige Blutzuckerwerte zu vermeiden, um akute Stoffwechselentgleisungen und Gefäß- und Organschäden zu verhindern.
Die Therapie und die Zielwerte werden vom behandelnden Arzt anhand der Blutzuckerwerte, den Lebensumständen und den individuellen Möglichkeiten des Kindes angepasst. In Schulungen lernen Eltern und Kind, wie sie den Alltag mit Diabetes meistern und worauf sie achten müssen. Auch für Lehrer und Betreuer gibt es Schulungen, in denen sie sich informieren können.
Der Blutzuckerspiegel muss regelmäßig gemessen werden, um erhöhte oder zu niedrige Werte rechtzeitig zu erkennen. Hierfür gibt es auf dem Markt mehrere Möglichkeiten der Messung.
Je nach Ergebnis der Blutzuckermessung kann es notwendig sein, etwas zu unternehmen: Wenn der Wert zu niedrig ist, sorgt ein Snack mit Kohlenhydraten, die schnell ins Blut aufgenommen werden dafür, dass der Blutzucker nicht weiter sinkt. Bei zu hohen Werten kann es sinnvoll sein, zusätzlich Insulin zu spritzen.
Leichte Unterzuckerungen kommen häufiger vor, sind aber harmlos, wenn sie rechtzeitig erkannt werden. Riskant wird es, wenn der Blutzucker zu tief fällt. Auch stark erhöhte Blutzuckerwerte können gefährlich werden.
Bei einer Unterzuckerung fällt der Blutzuckerspiegel stark ab. Häufige Gründe sind:
• Es wurde zu viel Insulin gespritzt.
• Die Mahlzeit wurde vergessen oder der Kohlenhydratgehalt der Mahlzeit war zu gering.
• Es wurde Sport getrieben, ohne die Insulindosis vorher zu senken.
• Es gab einen Fehler bei der Blutzuckermessung und daher wurde zu viel Insulin gespritzt.
• Ein Magen-Darm-Infekt mit Übelkeit und Erbrechen liegt vor und die Kohlenhydrate gelangen nicht ins Blut.
Kinder im Schulalter können frühe Anzeichen einer Unterzuckerung oft selbst erkennen und richtig reagieren. Kindergartenkinder können zwar mitteilen, dass sie Symptome fühlen, nehmen diese aber nicht immer zuverlässig wahr. Ebenso wie Kleinkinder sind sie darauf angewiesen, dass Eltern oder Betreuer auf Warnzeichen achten und richtig handeln.
Die frühen Warnzeichen einer Unterzuckerung sind:
• Blässe um den Mund und der Nase
• Schweißausbrüche
• Zittern
• Ein schneller Puls
• Heißhunger
• Verhaltensänderungen
• Konzentrationsstörungen
• Eine veränderte Schrift
Die Schwelle für eine Unterzuckerung ist individuell verschieden. Auch die Anzeichen dafür unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Eltern bekommen meist schnell ein Gespür dafür, wenn ihr Kind unterzuckert, und sollten Erziehern oder Lehrern entsprechende Informationen geben.
Eine Unterzuckerung lässt sich schnell mit Kohlenhydraten, die rasch ins Blut übertreten, beseitigen: Traubenzuckertäfelchen, Cola/Limonade/Säfte (keine zuckerfreien Produkte!) oder Gummibärchen.
Es ist wichtig: Kohlenhydrate bei den ersten Zeichen einer Unterzuckerung einzunehmen. Ein Schulkind darf keinesfalls damit bis zur nächsten Pause warten. Es ist wichtig, bei beginnender Unterzuckerung jede körperliche Tätigkeit zu unterbrechen, damit der Zucker nicht weiter sinkt.
Nachdem das betroffene Kind Kohlenhydrate zu sich genommen hat, bessert sich der Zustand meist innerhalb weniger Minuten. Ein Kind mit Diabetes darf bei einer Unterzuckerung auf keinen Fall unbeaufsichtigt aus der Klasse oder gar nach Hause geschickt werden!
Ein anhaltend hoher Blutzucker kann bei Kindern ebenso wie bei Erwachsenen mit Diabetes eine Reihe von Symptomen auslösen von denen starker Durst und Azetongeruch in der Atemluft, der an Nagellackentferner oder überreifes Obst erinnert, typisch sind. Treten solche Zeichen auf, weist das auf eine beginnende Stoffwechselentgleisung hin. Mögliche Gründe für einen erhöhten Blutzucker sind beispielsweise Fehler beim Spritzen, falsche Ernährung, Bewegungsmangel oder Infekte. Auch seelische Belastungen wie Ärger und Aufregung können den Blutzucker erhöhen.
Wichtig ist, dass das Kind sofort viel Flüssigkeit trinkt und Insulin erhält. Bessert sich die Stoffwechsellage nicht, kann es zu einem diabetischen Koma kommen. Dieses ist lebensbedrohlich und muss stationär behandelt werden. Mit etwas Sorgfalt bei der Insulintherapie und Achtsamkeit lassen sich diese Stoffwechselentgleisungen in der Regel gut verhindern.
Die wichtigsten Warnzeichen sind:
• Starker Durst
• Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen
• Häufiger Harndrang
• Rasche Ermüdung
• Azetongeruch (ähnlich wie faules Obst oder Nagellackentferner)
So gut moderne Therapien und Technologien auch sind, sie setzen viel Wissen voraus, das Eltern und Kinder in Schulungen erlernen müssen. Die Familien sind oft überfordert. Neben der ärztlichen Betreuung benötigen sie oft weitere Unterstützung, um die Anforderungen bewältigen zu können. Diese Unterstützung finden Sie ggfs. in einer Selbsthilfegruppe mit ähnlich betroffenen Eltern.
Eltern von erkrankten Kindern, die sich mit anderen Betroffenen austauschen möchten, können am digitalen Elterntreffen des Deutschen Diabetiker Bund Landesverband Brandenburg teilnehmen.
Bei Interesse gern eine E-Mail an die Landesgeschäftsstelle (info@ddb-brb.de) schicken. Diese wird Ihnen Informationen zu geplanten Terminen und Themen zur Verfügung stellen.